ASTRONOMIE FÜR ANFÄNGERASTRONOMIE MIT FERNGLAS UND TELESKOP
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Abb. aus Camille Flammarion, L'atmosphère, 1888 |
In acht Kapiteln wird hier zusammengefasst und aufbereitet, was Anfänger oder - wie es häufiger heißt - "Einsteiger" der Amateurastronomie wissen sollten, um gut vorbereitet in das Hobby zu starten, sich einige Fehler sowie Frustrationen zu ersparen und auch einen Blick über den Tellerrand zu tun. Wer sich schon länger mit der Amateurastronomie beschäftigt, findet Material, um die Grundlagen seiner Leidenschaft zu reflektieren und zu aktualisieren. Es geht zunächst um die individuellen Voraussetzungen, um Entscheidungen vor dem Ausrüstungskauf, um Geräte (Ferngläser, Teleskope, Stative, Montierungen, Zubehör). Dann werden die verschiedenen Himmelsobjekte (Sonne, Mond, Planeten, Sternhaufen, Nebel, Galaxien v.a.) vorgestellt, Anfängerprobleme erörtert und Lösungen gezeigt, Praxistipps zur Orientierung am Himmel und zur Auffindung interessanter und dem Laien zugänglicher Objekte gegeben. Unter "Vermischtes" sind Informationen zu Sonderthemen im Umkreis der Astronomie versammelt. Ein Anhang mit Glossar und Typologie der Sternengucker sowie einer kommentierten Bücher-/Linkliste und erläuterten Aufsuchkarten für das Fernglas runden die Site. Das Angebot eignet sich in weiten Teilen auch als Einführung in die Fernglas-Astronomie und möchte das Fernglas als wichtigstes Hilfsmittel zum Einstieg in die Astronomie vorstellen und als Werkzeug einer Astronomie für Alle, auch mit kleinem finanziellen oder zeitlichen Budget. Ich danke den Communities von cloudynights.com, astronomie.de und astrotreff.de für hilfreiche Klärungen. |
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INHALT1 Voraussetzungen der
Amateur-Astronomie
1.1 Zeit und Geld |
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"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit
immer neuer und zunehmenden Bewunderung
und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir." Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft, 1788 1 Voraussetzungen
der Amateur-Astronomie
Ich habe meine Leidenschaft für die Himmelsbetrachtung im
zweiten Corona-Jahr 2021 wieder neu entdeckt. Ausflüge
machen oder gar Reisen, Ausstellungen besuchen, ins Theater
oder in die Oper gehen - all dies war derart erschwert, dass
ich dieser ganz anderen Verlockung gerne erlag, gelegentlich
das Fenster im Kopf weit aufzustoßen. Obgleich ich wohl
wusste, dass der Umgang mit dem Teleskop nicht einfach mal
so zu machen ist wie ein Kurzurlaub im Karwendel-Gebirge
oder ein Opernbesuch. |
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1.1 Zeit und Geld
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1.2 Frustrationstoleranz
Frustrationstoleranz heißt zunächst einmal: Bescheidenheit.
Selbst wenn man es endlich geschafft hat, einen famosen
Nebel zu sehen "mit eigenen Augen": Er oder sie sieht nicht
so aus wie auf den Fotos, die das Smartphone in der
Astronomie-App zeigt. Oder gar die Fotos bei "Spektrum der
Wissenschaft", "National Geographic" und anderen. Er oder
sie ist grau und unscheinbar. Denn die Augen sehen bei Nacht
nun einmal vorwiegend Grautöne. Ein anderer Grund sind die
Überlagerung der Farben durch Lichtverschmutzung und
sonstige optisch relevante Effekte. Wer nicht bescheiden
bleiben möchte, der versucht, mit Filtern den Farben
aufzuhelfen. Mit weiterhin eher bescheidenen Ergebnissen,
was die Farben betrifft. So landet er oder sie früher oder
später zwangsläufig bei der Astrofotografie. Denn mit der
kanns dann richtig psychedelisch werden, so wie wir das von
den Nebelbildern aus den Magazinen kennen. |
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1.3 Sehen lernen
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1.4 BastelfreudeAuch wer nicht gleich selber eine Teleskop bauen möchte, sollte eine Neigung zum Basteln mitbringen. Bei diesem Hobby ist die Ausrüstung nämlich nie fertig - was ähnlich von anderen Hobbys gilt, hier aber schon zur Essenz gehört. Das kann schon gleich nach dem Kauf passieren. Auch bei "Komplettausstattungen" für mehrere tausend Euro.Ich habe einmal ein Celestron-Set aus Maksutov und GoTo-Montierung gekauft (unter tausend Euro allerdings) und da war Folgendes zu tun: Der Stromanschluss hatte einen Wackelkontakt. Die Montierungsverkleidung stand spaltbreit offen. Die Softwares von Motorensteuerung und Handbedienung waren nicht aufeinander abgestimmt. Den Sucherfuß musste ich an der Halterung manipulieren, um eine anständige Ausrichtung hinzubekommen. Und die Optik war nicht ordentlich kollimiert. Bei einem Unistellar-Gerät für mehrere tausend Euro ist die Gummiabdichtung am Okular mit der Schere zurechtgeschnitten und wenn man nicht aufpasst, hat man sie beim Abnehmen der Abdeckung halb rausgezogen. Das kann doch nicht sein? Es kann! Nicht gleich
denken: Das kann doch nicht sein? Es kann!
Ausrüstungsgegenstände bei diesem Hobby sind oft multifunktional, Anschlüsse haben mehrere Gewinde und eine Steckhülse kann man dort auch noch festklemmen. Alles ist kombinierbar, aufschraubbar, umbaubar. Herrlich! - wenn man das mag und damit umgehen kann. Und nicht gleich denkt, das kann doch nicht sein, wenn eine Steckhülse reingeschoben werden soll, wo ein Innengewinde zu sehen ist. Oder wenn das Batteriefach am Sucher auch auf den zweiten Blick nicht verrät, wie es zu öffnen ist (stabile Fingernägel oder zwei Schraubenzieher). Bei Teleskopen und Suchern, Montierungen und Fokussierern, Okularen und Handbedienungen, Astro-Kameras und Kabeln ist vieles möglich, muss alles ausprobiert und manches nachgefragt werden und im Zweifelsfalle auch: Geschraubt und neu kombiniert. Und Adapter gibt es zahlreich, um die Multifunktionalität weiter zu steigern. Selbst bei den großen Herstellern ist noch viel zu spüren von der Leidenschaft und dem Ideenreichtum der Garagenwerkstatt hinter diesem "Hobby", auch von der Leidenschaft für die Improvisation. Und wenn im Händlerprospekt steht: "Auspacken und Loslegen!", dann ist damit gemeint: Loslegen mit Ausprobieren, Lernen, Rumrätseln und Basteln! Die Sterne stehen auch in ein paar Wochen noch da, keine Eile! |
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1.5 Suchen und Finden
Teleskopieren bedeutet vor allem Suchen. Es sei denn, man
hat GoTo mit Autoalign. Aber auch dann ist noch vom Erlebnis
des Suchens etwas zu ahnen, da man dem Teleskop beim Suchen
zuschauen kann. Und immer ist noch nachzubessern und mit der
Vergrößerung zu arbeiten, ist zu Zentrieren und zu Schärfen.
Dennoch plädiere ich dafür, die Erfahrung des Suchens nicht
vorschnell an die elektronischen Assistenten abzugeben.
Schon gar nicht, wenn wir Kindern die Astronomie nahebringen
wollen. Eine der schönsten Erfahrungen für mich war, als ich
meiner Patentochter und ihrer Freundin mit einem Spektiv
80/480 auf einem schlichten Cullmann-Stativ den Jupiter und
den Saturn zeigte. Mit bloßen Augen sahen wir die beiden
rasch, doch ohne Struktur, ohne Monde, ohne Ringe. Bis wir
sie dann im Spektiv hatten, welch eine Mühe! Und welch
unermessliche Freude, als wir sie dann mit ihren
Besonderheiten im Okular sahen. Wir hüpften alle Drei vor
Freude! |
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2
Grundentscheidungen beim Teleskop-Kauf
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2.1 Parallaktisch versus azimutalViele Anfänger fürchten sich vor der parallaktischen Montierung (die Montierung ist das Verbindungsstück zwischen Stativ und Teleskop), da diese mit Einstellungsgeheimnissen schreckt. Wer allerdings schon eine Winternacht mit einer azimutalen GoTo-Montierung rumgefummelt hat oder einen Dobson manuell einem Planeten hinterherschubste, der ist reif für die Parallaxe. Und auch Anfänger sollten sich nicht abschrecken lassen, wenn sie von der Peilung zum Himmelspol, von Polhöhe, Gegengewichten und anderem mysteriösem Geraune im Zusammenhang mit parallaktischen Montierungen hören.Die parallaktische (oder äquatoriale/EQ-) Montierung folgt der Tatsache, dass der Sternenhimmel sich um eine Achse dreht, nämlich die verlängerte Erdachse, die am Himmelspol gleichsam die Himmelskuppel durchstößt. Die vermeintliche Rotation des Sternenhimmels entsteht schlicht durch die Drehung der Erde um eben diese Achse. Daher kommt die parallaktische Montierung bei der Nachführung von Sternen mit einer Achse aus, die der Erdachse entspricht, zu dieser parallel ist, der Rektaszensionsachse (Stundenachse). Allerdings besitzt sie für die Einstellung auf ein bestimmtes Himmelsobjekt noch eine zweite, im rechten Winkel dazu stehende Achse, die Deklinationsachse. Diese wird nach der Einstellung auf ein Objekt fixiert und das Teleskop in der Nachführung um die Rektaszensionsachse gedreht, dem Objekt bei seiner - vermeintlichen - Wanderung folgend, in Wirklichkeit die Erddrehung ausgleichend. Den ersten Ansatz zu einer parallaktischen Montierung finden wir um 1610 für das Heliotrop im "Turm der Winde" des Vatikans zur Sonnenbeobachtung (s. Abbildung rechts). Bei der azimutalen Montierung gibt es zwei Bewegungsachsen, die bei der Nachführung beide aktiv sein müssen, um die Vertikale drehend (im Azimut) und um die Horizontale drehend (in der Höhe/Altitude/Elevation), die gleichfalls im rechten Winkel zueinander stehen. Die azimutale Montierung ist technisch weniger aufwendig, weniger sperrig und stabiler. Für schwere Teleskoptuben sind azimutale Montierungen wesentlich billiger zu bekommen als parallaktische. In den unteren (leichteren) Teleskop-Preisklassen dominiert jedoch die parallaktische Montierung. In der Handhabung ist die azimutale Montierung zweifellos einfacher. Die Nachführung ist jedoch ungenauer, manuell wie elektronisch, daher ist diese Montierung für die Astrofotografie weniger geeignet. Beide Montierungen, parallaktische wie azimutale, können auch digital über Motoren gesteuert werden. Sie können also Objekte nach entsprechender Justierung ("Alignment") eigenständig ansteuern über Computer, Smartphone oder integrierte Steuerungseinheit und diesen Objekten folgen. Dabei arbeitet die parallaktische Montierung wesentlich genauer als die azimutale, da nur auf einer Achse nachgeführt werden muss, weshalb für die Astrofotografie eigentlich nur sie in Frage kommt. Es gibt allerdings auch sehr gute Bildergebnisse mit azimutalen Montierungen bei entsprechender Nachrüstung durch eine Polhöhenwiege und andere technische Maßnahmen wie Bildbearbeitung. Ein Sonderfall der azimutalen Montierung ist die Rockerbox, die für Dobsons (= Newtons, die auf dem Boden oder auf dem Tisch stehen) entwickelt wurde, die aber auch behelfsweise andere Tuben tragen kann. Sie ist besonders stabil, kann allerdings nicht so fein geführt werden. Ihre Bewegung erfolgt durch das bekannte "Schubsen" sobald das Objekt am Rand des Bildfeldes angekommen ist. Die Rockerbox ist Stativ und Montierung in einem, da Dobsons auf dem Boden oder (kleinere) auf einem Tisch stehen. Motorensteuerung ist auch hier möglich. Eine erste Idee zur Rockerbox zeigt die Montierung des Herschel-Teleskops von 1790 im Teylers-Museum Haarlem (s. Abbildung links). Die Entscheidung zwischen den beiden Montierungstypen ist also verbunden mit den Entscheidungen für oder gegen (und ggf. für welche) Astrofotografie und für oder gegen elektronische Nachführung - und abzustimmen mit dem vorgesehen Zeit- und Finanzmittelbudget. Aber da Hobby-Astronomen Tüftler und Bastler sind, werdet ihr auch Dobson-Fans finden, die auf Astrofotografie mit dem Dobson und händische Nachführung schwören - die digitale Bildbearbeitung regelt dann alles! Es geht eben bei der Entscheidung zwischen den Systemen auch ums "Gefühl", um persönliche Vorlieben, um das Handling, die Ästhetik, den Symbolgehalt, das umgreifende Narrativ. |
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2.2 Brennweite versus ÖffnungDie Brennweite einer Teleskop-Optik bestimmt die mögliche
Vergrößerung. Je länger die Brennweite, um so höher
die mögliche Vergrößerung, die auch abhängig ist von
der Brennweite des Okulars - des Teils beim Auge des
Betrachters. Die Vergrößerung ergibt sich aus "Brennweite
Tubus" : "Brennweite Okular". Also große
Objektiv-Brennweite verbunden mit kleiner Okularbrennweite
ergibt besonders hohe Vergrößerung. Die Öffnung des
Objektivs, des Teleskop-Auges, bestimmt den erfassten
Lichteinfall und damit die Fähigkeit des Teleskops, auch
lichtschwache Objekte sichtbar werden zu lassen und eine
gute Auflösung der Objekte zu liefern. Je weiter die
Öffnung, umso besser können lichtschwache Objekte wie
Galaxien erfasst werden. Beide Faktoren bestimmen wesentlich die Größe und das
Gewicht einer Ausrüstung. Und zwar nicht nur über Größe
und Gewicht des Teleskops, sondern in der Folge auch über
die notwendige Stabilität von Montierung und Stativ (bzw.
Nachführplattform beim Dobson), die sich gleichfalls im
Gewicht niederschlägt. Wer Planeten beobachtet, benötigt eine anständige
Vergrößerung, aber auch eine hinreichende Auflösung, um
Oberflächenstrukturen zu erkennen. Wer Deep Sky Objekte
betrachtet, der ist vor allem auf eine große Öffnung mit
entsprechender Lichtaufnahme angewiesen. Eine besonders
hohe Brennweite ist da eher hinderlich, da sie den
Bildausschnitt verkleinert und die Lichtstärke reduziert. Eine große Brennweite und damit hohe Vergrößerungswerte
sollten in der Amateuer-Astronomie nicht zum Fetisch
gemacht werden. Denn Vergrößerungen ab 300fach führen zu
einer sehr hohen Anfälligkeit für atmosphärische
Bildstörungen und leichteste Erschütterungen. Das kennen
wir bereits vom Blick durch Ferngläser: Je größer der
Vergrößerungsfaktor, umso ruhiger muss unsere Hand sein,
um noch genußvoll betrachten zu können. Schon ab 10facher
Vergrößerung empfiehlt sich beim Fernglas - je nach
Handruhe - die Verwendung eines Stativs oder zumindest
einer stützenden Unterlage. Im übrigen benötigen die
meisten interessanten Himmelsobjekte keine sonderlich hohe
Vergrößerung - und manche Sternhaufen, galaktischen Nebel
oder Galaxien sind mit Vergrößerungen bis 50-fach am
besten zu betrachten! Die sinnvolle Vergrößerung hängt auch entscheidend ab
von der Öffnung des Teleskops. Je größer die
Öffnung, umso höher kann man auch bei der Vergrößerung
ohne Qualitätsverlust gehen. Denn hohe Vergrößerung
bedeutet zunehmende Dunkelheit und ab einem bestimmten
Grad auch Unschärfe. Als Faustregel kann gelten, dass die
maximale komfortable Vergrößerung etwa dem
Objektivdurchmesser entspricht (die Austrittspupille
beträgt dann allerdings nur noch 1mm!). Angegeben wird
allerdings meist der doppelte Wert. Letztlich hängt der
Wert auch ab vom Betrachtungsobjekt. Lichtstarke Objekte
(die großen Gasplaneten z.B.) ertragen, ja verlangen oft
hohe Vergrößerung. So erlaubt z.B. eine Brennweite von 900 mm bei einer
kleinen Öffnung von 60 mm (Öffnungsverhältnis 1:15) nur
geringe Vergrößerungen, auch wenn theoretisch mit einem
6mm-Okular eine Vergrößerung von 150fach möglich wäre, mit
2fach-Barlow 300fach - was das Bild dann aber unbrauchbar,
diffus und dunkel macht. Umgekehrt lässt eine Öffnung von
200 mm viel mehr Vergrößerung zu bei einer kleineren
Brennweite von 800 (Öffnungsverhältnis 1:4) - hier könnte
sogar ein Okular mit 4mm eingesetzt werden für eine
200fache Vergrößerung. Solche Optiken - mit kleinem
Öffnungsverhältnis - sind wahre "Lichtmaschinen" und für
die Astrofotografie optimal. Sie werden auch "schnelle"
Optiken genannt, da sie beim Fotografieren kürzere
Belichtungszeiten benötigen. Ein gängiges Bonmot unter Astronomen lautet daher: Es
gibt drei relevante Faktoren für ein gutes Teleskop, 1.
Öffnung, 2. Öffnung, 3. Öffnung! Ein anderer Spruch
lautet: "Nichts ersetzt Öffnung - außer mehr Öffnung!" Was
von Tagbeobachtern allerdings aus nachvollziehbaren
Gründen nicht unterschrieben wird. Hohe Vergrößerungen sind empfindlich für atmosphärischen
Störungen (die bei Horizontnähe am größten sind, weshalb
hier geringere Vergrößerungen gewählt werden sollten) und
eine große Öffnung sammelt auch die Lichtverschmutzung,
das Restlicht der Sonne oder eventuelles Mondlicht. Für
den häuslichen Balkon oder Garten ist eine besonders
lichtstarke und/oder vergrößerungsstarke Ausrüstung in
der Regel Verschwendung oder gar kontraproduktiv!
Daher muss eines immer klar bleiben: Der Beobachtungsplatz
ist der wichtigste Faktor, dann folgt das eigene
Sehvermögen, die Übung im Betrachten - und dann erst kommt
der Wert der Ausrüstung! Wer die ersten beiden Faktoren
durch die Ausrüstung kompensieren möchte, wird
zwangsläufig enttäuscht werden und Geld zum Fenster hinaus
werfen! Und er/sie bringt sich um die bereichernde
Erfahrung des "am Himmel" Sehen Lernens! |
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2.3 Refraktor versus ReflektorRefraktoren ("Brecher") sind Linsenteleskope, die einen direkten Weg des Lichtes vom Objektiv zum Okular haben. Reflektoren sind Spiegelteleskope, die das Licht vom Hauptspiegel wieder zurück in Richtung Objektiv werfen, wo es vom Fangespiegel aufgenommen und zum Okular hin gelenkt wird. Der hohen Kosten für farbgenaue, lichtstarke Linsensysteme wegen dominieren heute die Reflektoren den Markt für Amateurteleskope. Refraktoren sind kontrastreicher, da der Lichtweg
direkter ist als bei den Reflektoren. Sie haben keine
"Obstruktion", keinen Lichtverlust durch den Fangspiegel.
Daher sind sie bei detailreichen Objekten (Planeten z.B.)
brauchbarer, haben aber in billigeren Ausführungen
Farbfehler, Farbsäume, bedingt durch die Brechungen in den
Linsen, die mit der Vergrößerung zunehmen. Reflektoren
bringen mehr Licht für weniger Geld. Sie sind bei
lichtschwächeren Himmelsobjekten (Nebel, Galaxien) von
Vorteil. Sie haben die Nachteile, dass sie
kontrastschwächer sind und die Spiegel beim Transport
verruckeln können und nachjustiert werden müssen. Historisch kamen nach bisherigem Wissenstand im
astronomischen Einsatz die Refraktoren vor den
Reflektoren, mit dem ersten Linsenteleskop des
holländischen Brillenmachers Hans Lipperhey von 1608,
zügig nachgebaut von Galileo Galilei 1609. Linsenteleskope
haben ihren Einblick am unteren Teil des Rohres, was die
Handhabung (außerhalb von Observatorien) bei größeren
Dimensionen schwierig macht. Ihre Herkunft von der Brille
läßt sich schwerlich verkennen. Über die Nutzung optischer
Gläser zur Betrachtung des Mondes spekulierte im Übrigen
bereits Leonardo da Vinci. Der erste Reflektor wird landläufig Newton zugesprochen,
mit seinem 6'' Fernrohr von 1668. Allerdings hatte der
italienische Jesuit Niccolò Zucchi bereits in seiner
"Optica philosophia" von 1652 berichtet, er habe 1616 ein
Teleskop mit sphärisch gewölbtem Spiegel gebaut. Zucchi
könnte inspiriert gewesen sein durch den in der
Renaissance neu entdeckten Mathematiker Heron, der im 1.
Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Alexandria am Museion
lehrte. Heron konstruierte unter anderem optische
Instrumente mit parabolischen Spiegeln, basierend auf den
Lichttheorien von Diostheus und Diocles. Bei da Vinci gibt
es schon 1512 recht deutliche Hinweise auf die Nutzung
eines Hohlspiegels für die Himmelsbetrachtung. Der erste
parabolische Hauptspiegel (parabolisch bringt eine bessere
Abbildung als sphärisch) für ein Teleskop wurde 1721 von
den Gebrüdern Hadley produziert. Newton-Teleskope haben
den Einblick oben, beim Objektiv. Inzwischen gibt es zahlreiche weitere gebräuchliche Typen von Reflektoren, neben Newtons sind vor allem wichtig geworden Schmidt-Cassegrains und Maksutovs. Diese haben ein mittiges Loch im Hauptspiegel (geht zurück auf Laurent Cassegrain, 1629-1693), durch welches das Bild vom Fangspiegel in das dann wieder, wie bei den Refraktoren, unten liegende Okular gelangt. Sie werden mit Zenitspiegel oder Amici-Prisma beim Okular zur Einblickumlenkung verwendet oder in Sternwarten auch mit Direkteinblick. Ein Sonderfall der Reflektoren ist der Schiefspiegler.
Hier befindet sich der Fangspiegel nicht im primären
Lichtweg, vor dem Hauptspiegel, sondern seitlich am Tubus.
Der Hauptspiegel ist leicht geneigt und wirft das Licht
durch eine Öffnung im Tubus nach außen, wo der gleichfalls
leicht geneigte Sekundärspiegel/Fangspiegel das Licht in
einem kleineren Tubus zum Okular führt. Damit hat der
Schiefspiegler - wie ein Refraktor - keine Obstruktion.
Schiefspiegler werden kaum mehr produziert, es gibt aber
gebrauchte ältere Modelle oder Einzelanfertigungen. |
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2.4 Manuell versus GoTo
Wer mit hoher Vergrößerung schaut, wundert sich, wie zügig
die Objekte aus dem Bildfeld verschwinden. Durch die
Eigendrehung der Erde "bewegt" sich der Sternenhimmel von
Ost nach West, wie auch die Sonne. Der Mond und die Planeten
haben dazu noch ihre (für die kurzfristige Beobachtung nicht
signifikante) Eigenbewegung, während die Eigenbewegungen der
Sterne durch die riesige Entfernung nicht erkennbar sind.
Galileo Galilei hat die Rotation des Sternhimmels noch durch
die freihändige Bewegung seines Teleskops von 1609
ausgeglichen. Zügig wurden jedoch die ersten drehbaren
Halterungen entwickelt, die das Verfolgen der Himmelsobjekte
vereinfachten. Newtons 6'' Teleskop von 1668 ruhte bereits
auf einem hölzernen Kugelkopf mit allseitiger Beweglichkeit. |
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2.5 Optisch versus digital
Erinnert sich noch jemand an den Aufruhr, als die
Schallplatte durch digitale Schallträger abgelöst wurde? Wie
der Untergang des Musikgenusses beschworen wurde? Als die
Schreibmaschine durch den Computer abgelöst wurde, bestanden
einige Autoren weiter auf der kreative Potenz der
Schreibmaschine - obwohl sie die Schreibmaschine ungern
durch einen Federkiel ersetzt hätten. |
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„I have
made it a rule never to employ a larger telescope when a
smaller will answer the purpose.“
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/wilhelm-herschel/ „I have
made it a rule never to employ a larger telescope when a
smaller will answer the purpose.“
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/wilhelm-herschel/ "I have made it a rule never to employ
a larger telescope
when a smaller will answer the purpose." Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822) 3 Ausrüstung
Die Ausrüstung kommt hier mit gutem Grund erst an dritter
Stelle. Denn das Wichtigste bei der Astronomie ist der
Beobachtungsplatz. Fremdlichtarm, weitgehend ohne
Luftturbulenzen, erschütterungsfrei, windarm (Abhilfe kann
ggf. ein Beobachtungszelt bringen) sollte er sein. Und bei
Einsatz von direktem WiFi sollte er ohne sonstigen nahen
WLAN-Verkehr sein. An zweiter Stelle stehen das Wissen um
die Auffindung geeigneter Objekte, die Geduld bei der
Beobachtung und ein geschultes Sehen. Und dann erst kommt
die Bedeutung der Ausrüstung! Vor jedem Zu- oder Neukauf
solltest du dich daher ehrlich fragen, ob es nicht geboten
wäre, zunächst an den ersten beiden Stellschrauben zu
drehen! |
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3.1 FernglasEs mag erstaunen, bei der Teleskopierausrüstung mit dem Fernglas zu beginnen. Aber denken wir daran, als Galileo Galilei am 7. Januar 1610 die ersten drei der Jupitermonde entdeckte, tat er dies mit einem "Fernrohr", das er selbst aus zwei Brillengläsern gebastelt hatte nach dem Modell des Holländers Hans Lipperhey, der 1608 den Prototypen entwickelte. Galileis Fernrohr hatte gerade einmal eine 18-fache Vergrößerung! Damit konnte er unser Bild von der Welt verändern! Das können wir heute nicht mehr so einfach, aber wir können unser persönliches Bild von der Welt außerhalb unseres "Dunstkreises" bereichern, schon mit einem schlichten Fernglas! Und zur Erinnerung auch dies: Charles Messier erstellte seinen Katalog teilweise mit 3-Zöllern, also gerade mal 75mm Öffnung (später benutzte er vor allem einen Gregory-Reflektor mit 190mm). Und das heißt, mit dem Bresser Spezial-Astro 20x80 für 160 Euro sind wir in gewisser Hinsicht schon auf dem Ausstattungsniveau von Galilei und Messier! Wir sollten die Fernglas-Astronomie daher nicht gering schätzen!Ein Fernglas gibt uns in Zeiten der Lichtverschmutzung ein bisschen den Sternenhimmel wieder, wie er noch in den 1950er und 1960er Jahren abseits von Großstädten zu erleben war, mit einer prächtigen "Milchstraße". Es hilft bei der ersten Orientierung am Sternhimmel und vor jeder Sitzung zur Vorbereitung der Objektsuche - wenn wir nicht mit GoTo arbeiten. Sofern die Muße dazu da ist, macht es auch großes Vergnügen, einfach erst einmal den sich gerade bietenden Himmel "abzuglasen", wie die Jäger das mit ihrem Revier machen. Allerdings sollten wir dabei noch behutsamer streifen, als die Jäger dies tun. Darüberhuschen bringt wenig. Für den Mond und die hellen, größeren Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn ist ein Fernglas durchaus hinreichend, um erste schöne Seherfahrungen zu machen. Deep Sky Objekte wie die Plejaden (M45) enthüllen ihren Zauber bereits mit einem Fernglas von 8- bis 10-facher Vergrößerung. Mit einem 8x40, 10x50 oder gar 15x70 Fernglas können Sie in einer klaren Bergnacht im Sommer schon ganz komfortabel und ohne Ausrüstungsschlepperei bis in die Welt der Nebel und Galaxien reisen. Manche Sternhaufen sind mit dem 8x40 Fernglas besser zu betrachten als mit dem Teleskop, da sie bei höheren Vergrößerungen als Haufen sich auflösen und der faszinierende Eindruck verloren geht. Auch kleinere Sternbilder zeigen teilweise erst im Glas ihre Struktur, etwa der wunderschöne Delphin. Also einfach ausprobieren! Neben der Vergrößerung sollte auch die Öffnung beachtet werden. Bei einem Fernglas 10x70 geht für ältere Betrachter allerdings ein Teil der Lichtstärke ungenutzt verloren, da sie von der Austrittspupille 7mm vielleicht nur noch 5mm aufnehmen können. D.h., sie sehen keinen erheblichen Unterschied zu einem 10x50er Glas, schleppen aber das Gewicht und die Ausmaße eines 70mm-Glases! Womit der dritte relevante Zahlenwert genannt ist: das Gewicht! Mancher schwört auf 900 Gramm als Maximalgewicht für die Freihändigkeit, ich halte 1.400 Gramm bei für mich passender Griffigkeit noch für gut haltbar und es gibt Sterngucker, die auch mit 2.400 Gramm frei zurechtkommen. Das ist abhängig von der Bauweise des Fernglases, von der eigenen Konstitution und der Form der Hände, aber auch von der Zeitdauer der freihändigen Benutzung und den Stützmöglichkeiten ("freihändig" sollte nicht zu eng genommen werden). Die beiden wichtigsten Stützmöglichkeiten sind Anlehnen und Aufstützen der Ellbogen. Ein großer Nachteil von Ferngläsern (abgesehen von den Großferngläsern/Binokularen mit Winkeleinblick) muss unbedingt beachtet werden: Nacken-, Ellbogen- und Schulterschmerzen sind bei längerer Betrachtung ohne Entlastung vorprogrammiert! Hier helfen nur bewußte Entspannung und der Einsatz von Stützen, Anlehnen an ein Gebäude oder einen Baum, zurückgelehntes Sitzen oder auf dem Rücken liegende Betrachtung mit Polstern. Und ggf. Stative oder Aufhängungen. Dabei muss jeder/jede seine/ihre Lösung finden, die den Nacken-/Schulterbereich und die Arme entlastet. Die optimale Lösung ist ein Campingstuhl mit verstellbarer Rückenlehne. Die Lehne sollte hoch genug sein, auch Nacken und Kopf zu stützen. Verstellbar sollte sie fast bis zur Liegeposition sein. Armstützen sind äußerst hilfreich, um die Ellbogen aufzusetzen und mit den Armen einen flexiblen Stativersatz zu bauen. Grundsätzlich gilt: Machen Sie es sich bequem! Und zwar gleich zu Beginn, nicht erst, wenn die Schmerzen beginnen! Die Fernglas-Astronomie ist auch eine gute Möglichkeit, mit wenig Aufwand und besser integriert in den Alltag mit knappen Zeitfenstern den Sternhimmel zu erfahren. Nicht Fast-Food, aber auch nicht der aufwendige 3-Sterne-Restaurant-Besuch in 60 Kilometern Entfernung. Sondern ein gesunder Salat oder etwas Obst zwischendurch. Und wir können mit dem Fernglas bereits Vertreter aller besonders relevanten Objektgruppen erreichen, Sterne, Planeten, Trabanten, Kometen, Kugelsternhaufen, Offene Sternhaufen und Assoziationen, kleine Sternbilder, Planetarische Nebel, nicht-planetarische Nebel, Galaxien. Auch unter Semi-Profis der Astro-Szene gewinnt der gerade Fernglaseinblick immer mehr Freunde. Er ist unmittelbar auf den Blick mit den bloßen Augen zu beziehen, ist räumlich, erlebnisintensiv und macht Zusammenhänge erkennbar. Damit will ich nicht gegen das Teleskop sprechen. Ich verdanke dem einäugigen Teleskopblick unvergleichlich eindrückliche Erfahrungen. Beides hat seine Berechtigung - und auch das ganze Feld dazwischen, mit Bino-Aufsätzen am Teleskop, Doppel-Teleskopen, Winkel-Ferngläsern/Binos und Spektiven. Gerne wird damit geworben, was mit dem Fernglas "schon zu sehen" sei. Aber auch das, was mit dem Fernglas nicht zu sehen ist, lässt sich oft mit dem Fernglas zumindest erschließen durch "Starhopping". Mit dem Fernglas können wir uns den Zugang zu den Objekten, ihren Positionen am Sternhimmel erarbeiten, auch ohne sie selbst schon zu sehen. Das hilft uns für das spätere Auffinden mit dem Teleskop. Dies ist nebenbei ein Grundmuster der Astronomie: Dass wir von Objekten etwas wissen, ehe wir sie auch wirklich sehen/entdecken. Und wir gewinnen mit dem Fernglas Beobachtungszeiten. Ein Fernglas braucht keine lange Temperaturanpassung, es ist schnell einsatzbereit, ist flexibel bei den Einsatzorten. Wenn sich in einer sonst günstigen aber bewölkten Nacht mal ein Fenster auftut, kann das Fernglas in kurzer Zeit schöne Seherfahrungen ermöglichen. Ich habe ein Fernglas immer mit dabei, ein ehrwürdiges und robustes Nikon 8x40 7.5° Sporting II aus den 1990er Jahren, das mit seinem weiten Sehfeld und der ordentlichen Lichtleistung zur Orientierung und zum Auffinden taugt, hellere DSO findet es auch bei leichter Lichtverschmutzung. Wenns mehr Gewicht sein darf, schaue ich mit einem Fujinon 10x50 (extrem brillant) oder einem TS Optics 15x70 (griffiger, lichtstärker). Wenn auch Naturbetrachtung ansteht, nehme ich das DDoptics Pirschler 8x56 mit, das ist handlich, farbtreu und recht brillant. Zuhause mit Aufhängung oder Stativmontierung benutze ich zumeist das TS Optics 20x80 (Stativ) oder das APM 20x110 (Aufhängung). |
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3.2 Stativ und Montierung
Für die Himmelsbeobachtung mit dem Fernglas ist eine
Armstütze oder ein Stativ zu empfehlen bei Vergrößerungen
über 10fach. Sonst kommt es zu Wackelbildern, Flackern. Je
näher ein Objekt ist und je höher die Vergrößerung, umso
lästiger das Flackern. Daher sind Saturn und Jupiter nicht
die idealen Fernglasobjekte ohne Stativ. Die meisten
heutigen Qualitätsferngläser haben ein Gewinde an der
Brücke, an dem ein Stativadapter befestigt werden kann, so
dass jedes Fotostativ einsetzbar ist. Besonders sinnvoll ist
die Mittelschiene bei großen Gläsern mit variabler
Positionierung des Stativadapters. Für andere Ferngläser
gibt es brauchbare Halterungen, etwa von Gosky, die mit
elastischen Bändern das Fernglas auf einer Platte
festklemmen, die ihrerseits auf Stative aufgeschraubt werden
kann. |
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Exkurs:
Fernglasaufhängung
Wer regelmäßig auf einer Loggia oder unter einem Vordach
beobachtet, der hat vielleicht die Möglichkeit, eine
besonders günstige und praktische Haltevariante für
gewichtige Ferngläser auszuprobieren: An einem Balken über
meiner Loggia habe ich mit 2 Ösen, 2 Umlenkrollen,
Gegengewicht und Seil eine optimal bewegliche Aufhängung
gestalten. Als (variables) Gegengewicht benutze ich einen
Camping-Trinkwasserbeutel. Siehe Abbildung links mit TS
Optics 20x80 Triplet (Gewicht 2,4 kg). Diese
Hänge-Lösung bringt zwar kein ganz ruhiges Bild (Jupiter und
Saturn sollte man damit nicht betrachten), entlastet aber
die Arme und den Rücken vom Gewicht des Fernglases, ist
enorm flexibel und erspart bei halb liegendem Sitz die
Nackenknickungen beim Blick durch das Fernglas, die am
Stativ fast immer auftreten! |
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3.3 Fernglaszubehör
Es gibt nur wenige Gläser mit Filtergewinde (etwa TS
Optics 10x70 MX). Ich behelfe mir bei anderen Gläsern mit
Einlegeringen T2/M42 auf 1,25'' oder 38mm auf 1,25'' von Gerd Neumann.
Die 42er kann ich beim TS 20x80 perfekt in die
Augenmuscheln einklemmen und dort belassen, beim APM
20x110 brauche ich noch einen Fixierring 44mm aus der
Sanitärabteilung. Beim TS 15x70 nehme ich die 38er und
Sanitär-Klemmdichtungen oder die 42er alleine (klemmt
etwas). Beim Fujinon 10x50 nehme ich die 42er, die aber
dort zu viel Spiel haben, weshalb ich mit zwei flachen
Dichtungsringen 44mm stabilisiere. Ich komme gut klar mit
den Schläfer Dichtungsringen 1 1/2 Zoll (44 zu 33
mm). Die "leeren" Einlegeringe können bei hellen Objekten
wie dem Jupiter auch je nach Augenstellung Reflexe
bringen! An Gläsern mit Öffnungen bis 45mm kann für den Einsatz
bei sehr dunkel-klarem Himmel (wg. der geringen Öffnung)
auch der Einsatz von 2''-Filtern am Objektiv erwogen
werden, wenn die eigene Investitionsbereitschaft das
hergibt oder die Filter ohnedies da sind vom Teleskop. An Ferngläsern können bei der Nebel-Schau grundsätzlich
die gleichen Filtertypen verwendet werden wie für das
Teleskop. Zu empfehlen sind vor allem Filter, die wenig
Licht schlucken. Also zunächst einmal UHC-Filter. Aber
auch OIII-Filter können je nach Glasstärke und
Sehbedingungen funktionieren. Bei der Anschaffung
bedenken, dass für das Fernglas immer ein Paar benötigt
wird, das kann schnell ins Geld gehen - möglichst
abstimmen mit den Filtern für das Teleskop. Und nicht
vorschnell zukaufen, wenn es Frustrationen gibt, Filter
fordern Geduld und Erfahrung! Verschiedene Filter für
Rechts und Links zu verwenden, kann besonders für direkte
Vergleiche gelegentlich zum Ausprobieren sinnvoll sein,
bringt aber eher unbefriedigende Seherfahrungen. Hilfreich
ist es auch, in der Lernphase gelegentlich nur auf einem
Okular einen Filter aufzusetzen. Näheres zu den
verschiedenen Filtern siehe unter 3.9. Probleme bringt der Einsatz von Filtern am Fernglas beim
Aufsuchen der Objekte. Denn durch das Wegfiltern
schwächerer Sterne wird das Starhopping erschwert. Und bei
Ferngläsern gilt noch mehr als bei Teleskopen: keine
Wunder von Filtern erwarten. Am Besten als Anfänger
erstmal die Finger von Filtern lassen, sie bringen oft
Frustationen, die dann Geld für neue Versuche
verschlingen. Und die meisten Ferngläser können Filter eh
nicht aufnehmen ohne Bastelei. Ein Mondfilter kann allerdings auch für Anfänger schon
sinnvoll sein und ein Sonnenfilter ist unabdingbar bei
entsprechendem Interesse.
Bei Winkeleinblickern, die immer auf einem Stativ zu
montieren sind, ist ein Sucher sicherlich sinnvoll. Bei
konventionellen Ferngläsern mit geradem Einblick bringt er
unnötige Komplikationen. Es genügt in der Regel die
Peilung, verbunden mit Starhopping. Mit Filtern
(Abdunkelung) und hoher Vergrößerung (kleines
Gesichtsfeld, Abdunkelung) wird das Starhopping
schwieriger. Bei der Peilung muss man lernen, mit den
jeweiligen Besonderheiten eines Fernglases umzugehen. Mit
dem Fujinon 10x50 klappt es bei mir am Besten, das ist so
gebaut, dass die Peilung am Korpus stimmt. Bei allen
anderen Gläsern muss ich nach oben korrigieren. Ein
seitlicher Blick auf den Bau eines Fernglases erklärt in
der Regel, warum das so ist. Am 20x80-Glas montiere ich
gelegentlich bei Filtereinsatz mit Klemme einen leichten
6x30-Sucher. Dann brauchts natürlich ein Stativ! Und wenn
ich ein Fernglas auf eine GoTo-Montierung setze, ist ein
Sucher für das Alignment sehr hilfreich. Er kann bei der
GTiX-Montierung auf der Seite des Gegengewichts angebracht
werden.
Ferngläser benutze ich häufig in Gebieten mit Streulicht,
das seitlich in die Augen fällt. Es ist zunächst wichtig,
durch die Wahl des Standortes den Einfall möglichst zu
reduzieren. Was an Licht bleibt, lässt sich abschirmen
z.B. mit dem "Slicker Bino Bandit", der ist ähnlich einer
Taucherbrillenfassung gebaut, aus Neoprenstoff, und wird
am Fernglas befestigt, nicht am Kopf. Man bleibt also
flexibel. Allerdings sind die beiden Öffnungen sehr eng
und katzenaugenartig geschnitten und daher fummelig
anzubringen bei größeren Gläsern/Gläsern mit weiten
Okularen wie etwa dem Fujinon. Beim 20x110 gehts gar nicht
mehr. Auch für das Teleskop verwendbar ist die kleine
"Dunkelkammer", die ich mir aus einem ausrangierten
Tilley-Hut (stabile Krempe) mit schwarzem Samtstoff
gebastelt habe. Leider kann es damit am Teleskop Konflikte
mit dem Sucher geben. Nicht gleich festnähen, sondern erst
mal den Stoff mit Büroklammern befestigen und
ausprobieren! Aber ganz ehrlich: Meist verwende ich
einfach nur ein schwarzes Samttuch von einem Quadratmeter,
das ich über den Okularbereich von Teleskop/Fernglas und
Kopf ziehe. Schnell und praktisch! Unter Abdunkelungshüllen steigt die Gefahr des
Beschlagens der Okulare von außen, vor allem bei
Geradblick nach oben, zur Zenitnähe - wegen der
aufsteigenden wärmeren und feuchteren Körperluft.
Nicht mehr missen möchte ich im Freien meinen Bodenstuhl
Easy II von Bonvivo mit einer in vier verschiedenen
Positionen arretierbaren Rückenlehne - vor allem für
zenitnahe Beobachtungen. Andere schwören für zenitnahe
Beobachtungen auf Kinderschlauchboote. Ich habe gute
Erfahrungen mit einem Wanderfalke Luftsofa gemacht, das im
Kopf-/Schulterbereich besonders breit geschnitten ist und
dessen Wulste gute Ellbogenstützen abgeben. Hilfreich sind
diese beiden Sitz-/Liegegelegenheiten vor allem dann, wenn
ein Campingstuhl oder ein Hocker zu sperrig für den
Transport sind (etwa mit der Bahn oder mit dem Fahrrad). Mit der Fernglasaufhängung verwende ich meist einen
Garten-/Campingstuhl mit verstellbarer Rückenlehne und
Armstützen. Bewährt haben sich Modelle von Brunner und
Crespo. Unterwegs mit leichtem Gepäck muss das Luftsofa
herhalten oder einfach eine Decke plus aufblasbares
Keilkissen. Am Stativ (auch mit Teleskop) nutze ich einen
höhenverstellbaren Barhocker. Ein Klavierhocker oder ein
anderer Drehstuhl tun es auch. Aber aufpassen, das kann
wackelig werden. Besonders geeignet sind
Klavier-/Barhocker mit Gasdruckfeder - diese erspart das
ständige Rauf- und Runterdrehen. Dobsonauten setzen gerne
Stehleitern ein, auf denen man auch irgendwie sitzen kann. Im Handel sind schlichte Stativadapter für die Verbindung
von Stativ und Fernglas über eine Gewinde am Fernglassteg
zu bekommen. Als ich mich gezielter mit Ferngläsern für
die Astronomie beschäftigte, dachte ich noch, ein
Adaptergewinde am Steg sei ein Qualitätsmerkmal. Dieser
Meinung bin ich nicht mehr, es gibt äußerst qualitätsvolle
Gläser wie das Leica Geovid 15x56, die darauf verzichten.
Und dafür gibt es gute Gründe. Die Verbindung zwischen
Adapter und Fernglas ist kaum so stabil hin zu bekommen,
dass das Fernglas sich nicht um diese Stelle drehen kann.
Daher bietet z.B. Leica eine ganz andere Art der
Verbindung an, die nicht sehr elegant wirkt, aber äußerst
funktional ist: Eine Platte mit Haltebändern für das
Fernglas, die auf das Stativ geschraubt wird. Und das
funktioniert. Mit einer Holzplatte gibt es das in eher
schlichter Ausführung bei Berlebach auch für andere
Gläser. Ich habe bei Amazon ein Angebot gefunden, das mich
sehr überzeugt, die Universal-Fernglas-Stativhalterung von
Solomark. Größere Gläser ab 80mm haben in der Regel eine
integrierte, verschiebbare Stativhalterung. |
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3.4 SpektivBeim Spektiv ist die Anschaffung für die Astronomie alleine selten sinnvoll wegen des höheren Preises gegenüber Ferngläsern und der kleinen Austrittspupille=wenig Licht (ergibt sich aus der Formel Öffnung:Vergrößerung). Dann lieber gleich ein Teleskop, falls es nicht darum geht, mit möglichst geringem Ausrüstungsaufwand unterwegs zu sein. Ein Spektiv ist auch zur Naturbeobachtung sehr gut zu gebrauchen und vielleicht ohnedies schon vorhanden.Für den Blick zum Himmel ist ein Spektiv mit Winkeleinblick/Schrägeinblick vorteilhaft, da sich sonst ähnliche Probleme wie beim Fernglas für Rücken und Nacken ergeben. Ein Stativ, vorzugsweise mit azimutaler Fernglas-/Spektivmontierung, oder ein entsprechender Ersatz wie eine stabile Klammerhalterung am Balkongeländer mit Kugelkopf ist für das Spektiv unabdingbar. Die hohen Vergrößerungen und die Länge der Instrumente führen unweigerlich zu lästigen Vibrationen. Außerdem sind Spektive sehr gewichtig. Ein Spektiv kann, wie auch ein Fernglas, häufig innerorts eingesetzt werden, da die relativ geringe maximale Vergrößerung und die noch immer eher bescheidene (gemessen an astronomischen Ansprüchen) Öffnung toleranter machen gegen Streulicht und atmosphärische Störungen. Eine Öffnung von 80mm und ein Zoom-Okular 20-60 (eventuell auch 65mm und 15-45) reichen völlig aus für genußvolle Betrachtungen von Mond und lichtstarken Planeten. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass von der 80mm-Öffnung nicht viel im Auge ankommt bei einer 60-fachen Vergrößerung! Die Austrittspupille wird sehr klein, was rasch zu Frustrationen bei lichtärmeren Objekten führen kann. Das Angebot an ordentlichen Spektiven zu einem Preis unter 500 Euro (es muss ja nicht unbedingt ein Zeiss sein) ist überwältigend. Bei der Auswahl sollte auf Folgendes geachtet werden: Leicht gängiges Zoom-Okular, gut zugängliche und leichtgängige Fokussierung. Optimal ist ein Gerät mit Feinfokussierung. Im Zweifelsfall besser die gute Fokussierung als die größere Öffnung wählen. Oder 200 Euro drauflegen. Denn nichts ist nervender am Spektiv als das endlose Nachzittern beim Zoomen und Scharfstellen! Wichtig ist zur Reduzierung der Schwingungen auch, dass die Stativbefestigung etwa im Schwerpunkt des Spektivs liegt. Hilfreich ist - abhängig vom Einsatzzweck und der sonstigen Ausrüstung - die Möglichkeit, das Okular wechseln zu können. Leider haben Spektive in der Regel keinen Sucher, eine der wenigen Ausnahmen ist Celestron mit einem kleinen Peilrohr an der Seite. Spektive werden eben in der Regel zur Tagbeobachtung und für größere Objekte als bloße Lichtpunkte am Himmel benutzt. Für das Sternegucken ist ein Sucher am Spektiv aber durchaus hilfreich. Denn die Ausrichtung eines Spektivs bei Nacht ist weit schwieriger als die eines Fernglases, zumal bei Winkeleinblick! Ich habe mir mit einem aufgeklebten Punktsucher geholfen. Das ständige Nachjustieren des Plastik-Wackelteils nervt allerdings. Ein TS oder Omegon 6x30 Sucher mit Geradblick ist besser geeignet, aber schwerer. Dieser Sucher hat auch den Vorteil, dass er bei leichter Sehschwäche ohne Brille gut nutzbar ist, da er fokussiert werden kann. Primäre Objekte für das Spektiv sind Mond und Planeten. Eine Öffnung bis 80mm erlaubt auch noch die detailscharfe Mondbetrachtung ohne Mondfilter. Wer keine Astrofotografie betreibt, der ist für die Mondbetrachtung mit einem Spektiv bereits gut ausgerüstet! Für die Planeten wird man gelegentlich sich eine höhere Vergrößerung wünschen, doch mit 60-fach ist schon viel zu sehen! Auch die Plejaden, der Orion-Nebel und etliche andere interessante und einfache Deep-Sky-Objekte sind genussvoll zu betrachten. Ein nettes Spektiv-Objekt ist z.B. der Doppelstern Mizar-Alcor im Sternbild des Großen Bären, der mittlere Deichselstern (am Knick). Die beiden waren schon in der mittelalterlichen arabischen Astronomie bekannt. Wer die beiden optisch auflösen konnte, habe gute Augen, so hieß es. Eine berührende Erfahrung ist es, zu sehen, wie Alkor von Mizar immer weiter abrückt beim Zoomen! Mit höheren Vergrößerungen löst sich Mizar dann noch auf in Mizar A und B. |
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3.5 TeleskopDie inhaltlich relevanten allgemeinen Fakten habe ich
bereits oben unter den "Grundentscheidung" (2.1 bis 2.5)
angeführt. Vor der Entscheidung für das erste Teleskop ist es
sinnvoll, einmal bei Freunden, bei einem Astrotreff oder
in einem gut sortierten Laden die Breite des Sortiments
kennenzulernen. Unbedingt Zeit lassen und realistisch
abschätzen, was man mit dem Gerät in nächster Zeit tun
möchte und tun kann - auch im Blick auf den zeitlichen
Aufwand. Auf keinen Fall von hohen Vergrößerungen und
Sonder-/Sparangeboten blenden lassen. Über einen günstigen
Preis freut man sich nur einmal, beim Einkauf. Über gute
Qualität freut man sich immer, bei jeder Benutzung.
Skeptisch bleiben gegenüber vollmundigen
GoTo-Versprechungen zu "erlebnisreichen
Himmelsspaziergängen". Ob man mit einem guten parallaktisch montierten
Linsensteleskop auf Galileis oder Fraunhofers Spuren oder
mit einem azimutal montierten "Newton" beginnen möchte,
ist auch eine Frage des persönlichen Stils. Da darf auch
"das Herz" mitentscheiden. Newtons Reflektor von 1668
nimmt bereits das Selbstgebastelte der Dobsons vorweg,
anrührend (aber auch schon vorbildlich) sind der
kartonagehafte Tubus, die handgedrechselte hölzerne
Kugelkopfmontierung und der schlichte Einblick oben
(charakteristisch für Newtons). Das Exemplar der Royal
Society London (s. Abbildung rechts) wurde 1766 von einem
Antiquar übereignet, ob es wirklich auf Newton zurückgeht,
ist fraglich. Fraunhofers 245mm Linsenteleskop von 1820/26
bewahrt trotz seiner gewaltigen Ausmaße noch etwas vom
eleganten Charme der "Fernrohre" früher Jahre. Das
Berliner Exemplar von 1820 steht im Deutschen Museum
München (s. Abbildung links), das zweite Exemplar steht
seit 1826 in der Sternwarte Dorpat/Tartu tähetorn in
Tartu, Estland. Gerne wird mit der
"Ausbaufähigkeit" von Teleskopausrüstungen geworben.
Jeder, jede muss sich aber überlegen, ob es sinnvoll ist,
Geld in eine schon einiges teurere "aufrüstbare"
Ausrüstung zu investieren, deren einzelne Zusatzgeräten
dann weiteres Geld kosten, oder nicht lieber gleich eine
Ausrüstung anzuschaffen, die schon möglichst viel
integriert hat, vor allem Autoalign, GoTo, Nachverfolgung.
Stromversorgung und Fokusmotor bleiben häufig weiterhin
Zusatzgeräte. Ich persönlich plädiere dafür, erst mit einer günstigen
manuellen Ausrüstung ohne GoTo zu beginnen und dann nach
einiger Übungs- und Erfahrungszeit bei anhaltendem
Interesse richtig zu investieren - und dazwischen zu
sparen auf die elektronisch gestützte Ausrüstung. Die
erste Ausrüstung kann dann immer noch nützlich sein, wenns
mal ohne Strom gehen soll und mit weniger Gepäck. Irgendwann haben viele Hobby-Astronomen mindestens drei Ausrüstungen. Etwa so: Ein kleineres Linsenteleskop, manuell, schlicht, parallaktisch, für unkomplizierte kontrastreiche Beobachtungen, gern auch mal ohne Polausrichtung. Eine 150er azimutal mit guter elektronischer Unterstützung für ausgedehnte Himmelsspaziergänge am Händchen der Technik. Und dann, wenn die Kugelhaufen, Nebel und Galaxien immer lauter rufen, ein 200mm Newton parallaktisch oder ein Leichtbau-Dobson mit 250mm Öffnung (bei Öffnungen darüber den Orthopäden fragen, schon mal ins Fitness-Studio gehen oder eine Sternwarte bauen). Oder auch ganz anders - der Himmel ist groß, die Teleskopwelt auch. Lektüreempfehlung: Henry C. King, The History of the
Telescope, High Wicombe: Charles Griffin & Co., 1955 |
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Exkurs -
Einzelne Teleskope
Ich stelle hier nicht nur Geräte vor, die ich selber benutze
oder kenne, sondern auch solche, die ich besonders
interessant finde - aus unterschiedlichen Gründen, wegen des
Preis-Leistungs-Verhältnisses, wegen der Eignung für
Einsteiger, wegen spezifischer Eigenschaften. Es geht mir
auch darum, einen knappen Überblick zum Angebot zu geben,
von 90mm bis 500mm Öffnung. Anfängertauglichkeit ist dabei
nicht immer gegeben. Die allgemein akzeptierte Schwelle für
anspruchsvolle Galaxien- und Nebelstrukturen-Auflösung liegt
bei 200mm Öffnung. Für Einsteiger/Neukäufer gebe ich die
Empfehlung, nicht im Winter oder im Sommer zu kaufen, um
unnötige Frustrationen zu vermeiden. Im Winter macht die
Einarbeitung bei Frosttemperaturen wenig Freude, im Sommer
ist das Seeing durch langes Sonnenrestlicht häufig schlecht.
Die Preise können dann allerdings u.U. günstiger sein. |
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3.6 MontierungDie Montierung verbindet Stativ und Teleskop, ähnlich wie der Stativkopf für den Fotografen Stativ und Kamera. Häufig sind Teleskopmontierungen bereits fest mit einem Stativ verbunden. Spezifische Teleskopstative sind sehr typenabhängig, weshalb ich hier auf sie nicht eingehe. Ein Sonderfall ist die auf Boden oder Tisch stehende Rockerbox, die (Quasi-)Stativ und Montierung in einem ist, für Dobsons.Wie ich oben unter 2.1 schon ausgeführt habe, gibt es zwei grundverschiedene Typen von Montierungen, die parallaktische/äquatoriale (EZ) und die azimutale (AZ). Nur diese beiden Typen ermöglichen ein exaktes Ansteuern von Objekten nach Koordinaten. Ein Kugelkopf, wie ihn Newton bei seinem ersten Teleskop eingesetzt hat, und wie wir ihn aus der Fotografie und vom Filmen kennen, ist grundsätzlich auch nutzbar, aber nur für das "freihändige" Ansteuern. Es gibt für die Teleskopie "azimutale" Kugelköpfe, die prinzipiell auch über Motoren (und damit potentiell auch mit Software) gesteuert werden könnten, aber das wäre dann technisch sehr aufwendig und teuer. Der erste Ansatz zu einer parallaktischen Montierung wurde schon um 1610 vom Jesuiten Christoph Grienberger an der ersten Vatikanischen Sternwarte, dem "Turm der Winde", für das Heliotrop zur Sonnenbeobachtung entwickelt - und es ist anzunehmen, dass er sie nicht nur dafür nutzte. Die ersten Montierungen mit azimutalem Ansatz waren Kugelköpfe, bekannt ist der Kugelkopf unter dem legendären Teleskop Newtons von 1668 (wenn die Überlieferung der Royal Society London richtig ist). Dann folgten aber rasch mit der Größenzunahme der Teleskope Rockerbox-ähnliche Montierungen, schön zu sehen etwa beim Herschel-Teleskop von 1790 aus dem Teylors-Museum Haarlem, ein Newton-Teleskop, das bereits gewaltige Ausmaße angenommen hatte. Parallaktische (äquatoriale) Montierungen gibt es heute in zwei Ausführungen, als "deutsche Montierung" und als Gabelmontierung. Die 1820 von Joseph von Fraunhofer entwickelte deutsche Montierung benötigt Gegengewichte, die Gabelmontierung durch ihre beiden Fixierungen nicht. Die deutsche Montierung ist für unterschiedliche Teleskope nutzbar, während die Gabelmontierung speziell einem Tubus angepasst ist. Die beiden Achsen der parallaktischen Montierung können auf einem Montierungssockel im Prinzip beliebig gedreht und gekippt werden. Die Hauptachse wird als Polachse, Stundenachse oder Rektaszensionsachse bezeichnet. Die Aufstellung einer parallaktischen Montierung hat ihre besonderen Ansprüche und sollte in Ruhe im Zimmer, warm, trocken und hell, möglichst mit einem Nordfenster, geübt werden. Die Polachse ist auf den Himmelspol auszurichten, der in der Nähe des Polarsterns liegt. Und dann muss noch mit Gewichten für die Rektaszensionsachse und am Tubus für die Deklinationsachse austariert/balanciert werden. Das sollte aber nicht schrecken, ist einfacher zu machen als ein manuelles Alignment mit der azimutalen Montierung. Azimutale Montierungen können schlichtweg mehr tragen als die komplexer aufgebauten parallaktischen. Sie sind weniger sperrig und bei gleicher Stabilität leichter, zumal sie ohne Gegenwichte auskommen. Sie sind auch schneller einsatzfähig. Es gibt sie als einfachen Stativkopf, mit einem Arm oder als Gabelmontierung. Wobei die Varianten mit Stativkopf und einem Arm unterschiedliche Teleskope tragen können, die mit Gabel sind einem bestimmten Teleskop angepasst und werden in der Regel nur mit diesem zusammen verkauft. Durch eine Polhöhenwiege lässt sich eine azimutale Montierung zur quasi-parallaktischen mit einer dritten Achse, der Nachführungsachse, erweitern - allerdings nicht in nördlichen Breiten und nur mit leichteren Teleskopen, sonst kippt der Aufbau. Dabei gibt es einfache Polhöhenwiegen ohne Nachführung, die zwischen Stativ und Montierung eingebaut werden können - sofern die Montierung nicht, wie bei GoTo üblich, mit dem Stativ eine feste Einheit bildet. Die gibt es auch mit Nachführungsautomatik, etwa die Mini Track LX 3 für leichtere Geräte bis 3 Kilogramm Gewicht. Sie ermöglicht eine exakte automatisierte Nachführung über ein Federwerk. Nach der Justierung auf den Nordstern und der Zentrierung eines Objektes im Teleskop oder in der Kameraoptik kann die Nachführung starten. Sie läuft bis zu etwa einer Stunde! Ein Sonderfall sind die EQ-Plattformen für Dobsons, die gleichfalls eine automatisierte Nachführung leisten. Die gibt es für Dobsons bis 50kg Gewicht und für einen Einsatz bis zum 60. Breitengrad. Die Nachführung mit einer Plattform ist auf etwa eine Stunde beschränkt. Dann geht es zurück auf Null, mit Neuausrichtung der Optik auf das Objekt. Auch kann umgekehrt eine parallaktische Montierung azimutal verwendet werden. Dazu muss lediglich der Breitengrad auf Null gestellt werden (Äquatorbreite). Allerdings macht das selten Sinn und ist mit viel Geschraube hin und zurück verbunden. Last not least: Das Stativ, oft mit der Montierung verbunden, sollte stabil sein! Billigstative können jede Beobachtungsnacht verderben. Stahl ist schwerer, aber daher auch stabiler und vibrationsärmer als Aluminium. |
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Exkurs: GoTo-Montierung
AZ-GTiX von Skywatcher
Diese Montierung wird als "Reisemontierung"
angeboten, und das sollte man ernst nehmen! Die maximale
Belastung einseitig ist mit 6 Kilogramm angegeben,
zweiseitig mit 10 Kilogramm. Bei diesen Belastungen wird es
aber für den Motor bereits mühsam und bei azimutalem
händischem Schwenk ist die Reibung spürbar grenzwertig. Bei
einseitiger Belastung ohne Gegengewicht würde ich nicht über
4 Kilogramm gehen, zweiseitig scheinen mir 10 Kilogramm
machbar. AZ steht für "azimutal" und GT für "GoTo". Ein
lokales WiFi-Modem ist integriert. |
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3.7 SucherVor allem für das Alignment, also die Einstellung des Teleskops bzw. der Steuerungssoftware auf den aktuellen Sternenhimmel, und bei hoher Vergrößerung im Okular ist ein Sucher unabdingbar zum Auffinden der Objekte. Zum Alignment müssen die Objekte zunächst im Sucher, dann mit feinerer Motorensteuerung im Okular zentriert werden.Ganz einfache Sucher sind Peilrohre oder Projektionssucher mit Scheibe oder rundem Durchblick, auf die ein Sucherpunkt oder Sucherkreis geworfen wird (Leuchtpunktsucher, Telrad-Sucher). Sie haben den Vorteil, dass mit scharfen Augen gut Himmel und Sucherbild nebeneinander gesehen werden können, ohne Vergrößerung. Großer Nachteil der Projektionssucher: Sie benötigen eine Knopfbatterie und sind störungsanfällig. Wer eine Brille trägt, diese aber beim Teleskopieren nicht benutzt, da die Sehschärfe noch ausreicht für die Orientierung, wird mit diesen Suchern eher nicht glücklich, da er (oder sie) immer wieder die Brille aufsetzen muss, um besser zu sehen, was sich im Sucher zeigt. Gute Alternativen sind Sucher mit Vergrößerungsoptik, kleine Fernrohre also. Durch die Vergrößerung weicht ihr Bild vom Himmelsanblick ab. Um die Verwirrung gering zu halten, sollten sie möglichst ein aufgerichtetes und seitenrichtiges Bild liefern, da das Sucherbild stets mit dem realen Bild abgeglichen werden muss für die Positionsbestimmung bzw. die Zentrierung auf ein gewünschtes Objekt. Geradsichtige Sucher zeigen häufig nur ein kopfstehendes und seitenverkehrtes Bild. Winkelsucher dagegen bieten in der Regel mit einem Amici-Prisma ein korrektes Bild an. Wichtig ist auch ein taugliches Fadenkreuz in der Sucheroptik. Bei manchen Modellen kann das beleuchtet werden, was theoretisch gelegentlich hilfreich sein kann, praktisch aber erstens teurer ist und zweitens öfter mal Knopfbatterienwechsel erfordert (zumal wenn man vergißt es auszuschalten) und drittens bisweilen, etwa bei Frost, ausfällt. Geradsichtige Sucher haben den Vorzug, dass sie die Peilung zu den Objekten erleichtern im Wechsel von Vorbeiblick und Durchblick. Winkelsucher beugen dagegen Nackenschmerzen und Verrenkungen des Rückens vor, die bei geradsichtigen Suchern, die auf hochstehende Objekte gerichtet sind, fast zwangsläufig entstehen. Es macht daher bisweilen Sinn, zwei Sucher zu montieren am Tubus. Eventuell dazu noch einen Leuchtpunktsucher oder diesen statt des geradsichtigen optischen Suchers. Dazu gibt es spezielle Sucherhalterungen, etwa den Omegon Tri-Finder, die in den Schuh am Teleskoptubus geschoben werden und die Montierung von bis zu drei Suchern erlauben. Darauf achten, dabei nicht die Gewichtsgrenze der Montierung/des Stativs zu überschreiten! Sucher müssen vor dem Einsatz obligatorisch justiert werden, also abgestimmt mit dem Bild, das wir im Teleskopokular sehen. Dazu wird ein fernes Objekt - etwa ein Kirchturm oder der Polarstern - im Teleskopokular zentriert und danach mit den Stellschrauben am Suchertubus in die Mitte des Sucherbildes geführt. Diese Justierung ist bei wackligen Leuchtpunktsuchern aus Plastik sehr häufig durchzuführen, sollte aber auch bei anderen Suchermodellen nicht vernachlässigt werden. |
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Exkurs - TS-Optics 8x50 WinkelsucherIch möchte keine Werbung für bestimmte Produkte machen, sondern sachlich vor dem Hintergrund meiner und allgemeiner Erfahrungen exemplarisch informieren. Was zu diesem Sucher gesagt wird, lässt sich übertragen - positiv oder ex negativo - auf andere Suchermodelle.Der Sucher von TS-Optics hat eine komfortable Öffnung, die viel Licht sammelt mit einem achromatischen Objektiv von 50mm Durchmesser. Das Objektiv ist multivergütet und besteht aus zwei Elementen. Mit 8-fach vergrößert dieser Sucher ausreichend, so dass schon Details sichtbar werden, aber nicht zu sehr, damit das Sichtfeld noch weit genug bleibt und Störungen gering. Die hohe Lichtsammelleistung macht auch schwächere Sterne zumal bei Lichtverschmutzung gut sichtbar. Er ist gut zu justieren mit den beiden Rändelschrauben, denen eine Feder gegenhält. Die Einstellachsen verlaufen diagonal. Das Fadenkreuz im Okular ist fein genug, um Sterne nicht über Gebühr zu verdecken. Der Winkeleinblick bietet ein seitenrichtiges, aufrechtes und brillantes Bild - was nicht selbstverständlich ist bei diesem günstigen Preis (Januar 2022 unter 110 Euro). Da beim Aufsuchen öfter zwischen realem Bild und Sucherbild gependelt wird, ist die realitätstreue Abbildung durchaus sinnvoll. Die Scharfstellung funktioniert vorne am Objektiv, mit Rein- und Rausdrehen - etwas schlicht, aber praktisch, preiswert und gewichtsparend. Der Tubus kann in der Halterung gedreht werden. Daher sollte die Fokussierung vor der Justierung stattfinden, da sonst die Justierung wieder verloren geht. Durch die Möglichkeit zur Fokussierung ist der Sucher auch für Brillenträger gut nutzbar, welche die Brille beim Teleskopieren nicht unbedingt benötigen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den preisgünstigen Leuchtpunktsuchern, bei denen solche Brillenträger für den Sucherblick die Brille aufsetzen müssen, um ein scharfes Bild im Sucher zu bekommen. Die Montage ist einfach, da der Fuß in die üblichen Schwalbenschwanz-Träger passt. Die gesamte Halterung mit Fuß ist aus Metall, was eine beachtliche Stabilität schafft. Der Halt ist zudem optimiert durch eine genormte Spundung (Feder am Fuß). Für die Stabilität weniger wichtige Teile sind aus Kunststoff, weshalb das Gewicht mit 480 Gramm erfreulich niedrig bleibt, trotz hoher Leistung. Ich kann nur davor warnen, beim Sucher sparen zu wollen. Ein dürftiger Sucher kostet viel Zeit und Nerven, vor allem beim Alignment. |
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3.8 Steuerungs- und AuffindhilfenVier Themen machen Einsteigern großes Kopfzerbrechen, 1. wie weiß ich, was ich da am Himmel gerade vor mir sehe, 2. wie weiß mein Teleskop, wo es gerade hinschaut, 3. wie bringe ich mein Teleskop dazu, dorthin zu fahren, wo ich etwas betrachten möchte und 4. wie kann ich dem, was ich dann anschaue, hinterhergehen mit dem Teleskop, wenn das Objekt meiner Begierde doch ständig aus dem Bildfeld wandert!? Der erste Punkt ist traditionell mit Himmelsatlanten und Sternenkarten, heute zunehmend dank hilfreicher Smartphone-Apps (ich selbst benutze unterwegs auf dem iPhone Sky Guide, am MacBook SkySafari) erfolgreich zu bearbeiten. Die drei anderen Punkte benötigen entweder viel Zeit und Übung - und dann bin ich es, der etwas weiß und macht, nicht mein Teleskop. Oder aber ich verwende geeignete elektronische Hilfsmittel. Und um diese geht es hier. Voraussetzung ist selbstredend, dass die Montierung über Motoren gesteuert wird.Dem Teleskop beizubringen wohin es schaut, wird durch das Alignment geleistet. Die komfortabelste Möglichkeit ist das Autoalign. Dazu gehört eine Kamera, etwa die im StarSense AutoAlign Modul von Celestron. Es kann auch eine Astrokamera sein, die ans Okular oder an spezielle Suchern montiert wird. Viele Einsteiger quälen sich allerdings zunächst mit dem händischen Alignment ab, bemühen sich mehr oder weniger verzweifelt, nacheinander zwei (bei parallaktischen Montierungen) oder drei (bei azimutalen Montierungen) markante Sterne anzusteuern und deren Positionen für die Software abzuspeichern, die dann die Position des Teleskops zum Himmel berechnet. Irgendwann klappt das auch, Geduld! Nach dem Autoalign oder dem händischen Align mit der Meldung "Alignment completed", kann das Ansteuern von Himmelsobjekten zur Beobachtung beginnen, das eigentliche "GoTo". Wie exakt ein Objekt dann aufgefunden wird, hängt zum einen von der Genauigkeit des Alignments ab, zum anderen von der Qualität der Ausrüstung und der Abstimmung der Software auf die Teleskop-Montierungs-Hardware. Und nicht mit jeder Kombination ist das Gewünschte zu erreichen! Ich hab z.B. mit Sky Safari Pro 6 unter Mac OS das Alignment probiert. Alles easy nach den Beschreibungen. Aber stellt euch einfach vor, ihr sollt nachts über das Laptop euer Teleskop auf drei verschiedene Sterne exakt ausrichten. Die Pfeiltasten an der Tastatur werden von Sky Safari nicht aktiviert. Ihr müsst die Steuerung an der Steuereinheit (Scope Control) auf dem Bildschirm mit dem Mauszeiger besorgen, den ihr über das Touchfield auf die entsprechende Richtungstaste (rechts, links, oben, unten) setzt. Und gleichzeitig sollt ihr durch den Sucher oder das Okular schauen ob das Teleskop in die passende Richtung wandert und der Stern schließlich im Zentrum ankommt. Das ist schlechterdings unmöglich! Jedenfalls nicht mit vertretbarem Zeit- und Nervenaufwand. Irgendeine Lösung findet sich immer, klar. Aber nicht immer die aus den netten Tutorials. Die Nachverfolgung von Objekten ist einfacher zu regeln. Da gibt es sogar mechanische Teile, Polhöhenwiegen oder Tracker, die ohne Stromversorgung nach der Ausrichtung auf den Himmelspol dies leisten können. Wer mit GoTo arbeitet, hat diese Funktion bereits in die Software integriert. Dabei gibt es siderale, lunare und solare Nachführgeschwindigkeiten angeboten. Planeten fallen unter die siderale. Die Eigenbewegung der Planeten fällt kurzzeitig nicht ins Gewicht und müsste ohnedies dann für jeden Planeten separat korrigiert werden. |
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Exkurs - Celestron
WLAN-Modul Sky Portal
Dieses WLAN-Modul benutze ich, um gelegentlich ein Celestron
NexStar 127/1500 mit dem Smartphone zu steuern. Was ich hier
ausführe, lässt sich übertragen - positiv oder ex negativo -
auf andere Steuerungshilfen.
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3.9 Okulare, Linsen, FilterOkulare gibt es wie Sand am Meer, in verschiedenen
Ausführungen und höchst unterschiedlichen Preisklassen.
Für den Einstieg genügen drei Okulare mittlerer
Qualität, eines mit langer Brennweite und somit geringer
Vergrößerung (20-40fach) zur Orientierung und zum
Aufsuchen der Objekte sowie für besonders ausgedehne
Objekte, eines mittlerer Brennweite (Vergrößerung
40-80fach) für Nebel und Galaxien und eines mit kurzer
Brennweite und damit hoher Vergrößerung (80-200fach) für
Mond und Planeten. Natürlich sind das nur Faustregeln, wer
Galaxienhaufen auflösen möchte, braucht (vorausgesetzt,
das Teleskop/Dobson hat die notwendige Lichtstärke) auch
ein hohe Vergrößerung und so gibt es weitere Sonderfälle.
Nach einiger Erfahrung solltest du in ein Set mit
fokusidentischen Okularen investieren, um dir beim
Objektivwechsel die Neufokussierung zu ersparen. Dazu kann ein Zoomokular Spass machen und das
Aufsuchen/Beobachten erleichtern. Es erfreut bei
Doppelsternen mit der bildlichen Trennung der Partner. Ein
Weitwinkel-Okular macht Sinn für große Nebel und
Galaxien, um einen schönen Gesamteindruck zu bekommen.
Aber Achtung, Weitwinkel ist teuer und kann eher selten
sinnvoll eingesetzt werden. Ein Fadenkreuzokular
(Brennweite üblicherweise 12,5mm) wird zur Justierung des
Suchers und für das Alignment empfohlen, falls man keine
Ausrüstung mit Autoalign hat. Aber ist das Auge nur ein
bisschen schräg angesetzt, stimmt die Zentrierung auch mit
Fadenkreuz nicht. Ich ziehe zur Justierung des Suchers ein
einfaches Okular mit höherer Vergrößerung dem
Fadenkreuzokular vor. Und bei Tuben mit langen Brennweiten
ist ein Fadenkreuzokular fürs Alignment eher lästig, da
die Objekte rasend schnell wieder aus dem Bildfeld
verschwinden. Jeder kennt sie, aber wer braucht sie wirklich - die Barlow-Linse?
In der Normalausführung verdoppelt sie die mögliche
Vergrößerung eines Teleskops durch eine Verdoppelung der
Brennweite. Da sie die Öffnung des Objektivs nicht auch
verdoppeln kann, ist der Effekt nicht unproblematisch und
meist bringt ein Okular mit geringerer Brennweite
qualitativ mehr zur Steigerung der Vergrößerung, besonders
im Vergleich mit preisgünstigen Barlow-Linsen. Für
Detailaufnahmen in der Planetenfotografie oder eine
bessere Aufgliederung ferner Galaxienhaufen mit einem
besonders lichtstarken Teleskop kann eine qualitativ
anspruchsvolle Barlow-Linse durchaus hilfreich sein.
Ebenso bei Naturbeobachtungen tagsüber. Eine Umkehrlinse oder ein Amici-Prisma bringen
ein seitenrichtig aufrechtes Bild. Ihr Einsatz ist vom
Teleskoptyp abhängig und bringt - vor allem bei
preisgünstigen Modellen - Qualitätsverluste. Amici-Prismen
zum günstigen Preis können für den Einstieg in die
Astronomie hilfreich sein, wenn auch der Sucher ein
korrektes Bild liefert. So hat man zwei identische Bilder.
Später kann man auf sie verzichten oder sollte mehr
investieren, um den Brillanzverlust gering zu halten. Ich kann nur dazu raten, im ersten Jahr noch keine Filter
zu kaufen, in der Regel sind die Erwartungen an Filter
viel zu hoch und es kommt zügig zu Frustrationen. Zum
Einstieg empfehlen sich drei Filter besonders. Zunächst
ein Mond- oder Polarisationsfilter zur Abmilderung
grellen, detailstörenden Lichtes bei der Betrachtung des
Mondes oder heller Planeten, dann ein UHC-Filter
für die Betrachtung leicht zugänglicher Nebel wie etwa des
Orion-Nebels M42 (ein geeignetes Objekt für den Einstieg
in die Filternutzung) und vielleicht auch noch ein Rot-
oder Orangefilter für die Tagbetrachtung etwa der Venus.
UHC-Filter eignen sich auch für den schon mit dem Glas gut
- aber selten - zu sehenden Lagunennebel M8, den
Adlernebel M16, den Omeganebel M17, den gleichfalls dem
Glas gut zugänglichen Großen Hantelnebel M27 sowie
Rosetten- und Eskimonebel. Wer schon sicherer ist im Auffinden besonders lichtschwacher Nebel und an diesen interessiert, der wird sich zum UHC-Filter bald noch einen OIII-Filter anschaffen, der allerdings die Sterne dann noch stärker wegfiltert. Er erfreut uns - wenn die Umstände günstig sind - etwa beim Kleinen Hantelnebel M76, beim Eulennebel M97, beim Cirrusnebel und beim Nordamerikanebel. Bei sehr guten Bedingungen neben UHC auch für Herz- und Seelen-/Babynebel. UHC- und OIII-Filter werden auch "Nebelfilter" genannt. Sie verstärken die Wahrnehmung von Nebeln und filtern (vor allem OIII) auch das Streulicht von Straßenbeleuchtungen etc. weg. Sie verfälschen die Farben und sind daher z.B. für die Planetenfotografie selten geeeignet. Bei hohen Vergrößerungen filtert vor allem der OIII meist zu stark. Für einige Nebel, so den Pferdekopfnebel und den
Kaliforniennebel, kann sich die Anschaffung eines H-Beta-Filters
lohnen. Auch der Nordamerikanebel zeigt einige besondere
Strukturen damit. Es erfordert jedoch große Leidenschaft,
um zweimal 200 Euro für ein Paar spezieller H-Beta-Filter
1,25 Zoll zu investieren, das den Kaliforniennebel bei
kleiner Vergrößerung dann besonders deutlich als graue
Socke zeigt. Über die graue Socke ist dann allerdings
schon mancher zur Astrofotografie gekommen.Vertiefende
Informationen zum Filtereinsatz gibt es über meine
Literaturseite/Linkseite bei Dave Knisely
(Filtereinsatz en détail), Sven
Wienstein (Nebelfilter) und Christopher Hay
(Filterexperimente). Bitte keine Wunder von Nebelfiltern erwarten. Wenn wir
ohne Filter nichts sehen, wird auch ein Standardfilter
nichts herbeizaubern. Da hilft nur ein besseres Seeing
oder eine größere Öffnung. Oder, mal wieder, eine
geringere Vergrößerung. In der Betrachtung verstärken die
meisten Filter lediglich den Kontrast, indem sie Licht
wegfiltern, das nicht von den Nebeln kommt. Erst in der
Astrofotografie entfalten sie ihre ganzen Potentiale,
durch Langzeitbelichtung und/oder die Verwendung
unterschiedlicher Filter für dann übereinander gelegte
Aufnahmen. Für die Sonnenbeobachtung wird ein Sonnenfilter
oder eine preisgünstigere Sonnenfolie benötigt, die vor
die Objektive von Teleskop und Sucher zu montieren sind.
Es gibt auch spezielle Teleskope und Sucher für die
Sonnenbeobachtung. Ungeschützt niemals Teleskop oder
Fernglas auf die Sonne oder auch nur in ihre Nähe richten!
Und Kinder bei Tag nicht unbeaufsichtigt an Teleskope oder
Ferngläser lassen - dieser Gefahr wegen! |
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4 Himmelsobjekte
Einige DSO, wie die Plejaden oder der Orion-Nebel, gehören zu unserer Galaxie, der "Milchstraße", und sind auch mit dem bloßen Auge bereits zu sehen. Für andere, die "extragalaktischen Objekte", verlassen wir unsere Galaxie. Der Andromeda-Nebel ist die nächstgelegene fremde Galaxie, in 2.2 bis 2.5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Er ist gleichfalls schon mit dem bloßen Auge, aber nur als diffuser Lichtfleck zu sehen. Für Details benötigen wir nicht einmal eine besondere Vergrößerung, aber ein lichtstarkes Objektiv - oder eine Langzeitbelichtung in der Astrofotografie. Und damit wird das Hobby schon zur Schlepperei, wenn wir keine fest eingebaute Sternwarte in lichtarmer Gegend unser eigen nennen. Denn bei "Lichtverschmutzung" und Luftturbulenzen durch beheizte (oder tagsüber durch die Sonne aufgeheizte) Gebäude zeigt auch das beste Teleskop nur wenig. Wir müssen also für die Betrachtung von Galaxien in der Regel einen geeigneteren Ort als unseren Wohnsitz aufsuchen. Das für die Grundorientierung am Nachthimmel relevanteste Objektverzeichnis ist der Messier-Katalog (abgekürzt "M") des französischen Astronomen Charles Messier von 1781 mit 110 Objekten, geordnet nach dem Zeitpunkt ihrer Entdeckung. Er enthält vor allem Galaxien, Sternhaufen und Nebel, die mit den heute im Amateur-Bereich üblichen Ausrüstungen aufgefunden werden können, großteils sogar schon mit dem Fernglas. Im Dezember 1995 veröffentlichte Patrick Caldwell-Moore seinen 109 Objekte umfassenden Katalog für Amateurastronomen (abgekürzt "C" oder "Cal"), weitgehend basierend auf der Liste Messiers. Der Vorzug des Caldwell-Katalogs liegt in seinem systematischen Aufbau nach der Position am Himmel. 245 Sternhaufen (überwiegend) verzeichnet der 1915
veröffentlichte Katalog von Philibert Jacques Melotte
(abgekürzt "Mel"). Der schwedische Astronom Per Collinder
stellte 1931 eine Liste mit 471 Offenen Sternhaufen
zusammen (abgekürzt "Cr" oder "Col"). Ende des 19. Jahrhunderts entstand der New General
Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars (NGC) mit 7840
Einträgen. Er wurde 2009 grundlegend überarbeitet und gilt
noch heute als das maßgebliche Standardwerk. Gelegentlich
tauchen auch für Amateurastronomen andere Spezial-Kataloge
auf, so vor allem der Index-Katalog ("IC"), angelegt als
Erweiterung des NGC. |
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4.1 SonneMit Astronomie verbinden die meisten die dunkle Nacht,
über uns "der bestirnte Himmel". Dabei vergessen wir, der
für uns wichtigste Stern ist die Sonne. Und was wir als
Sterne sehen, sind andere Sonnen, nur weiter weg von uns.
Schon unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, hat nach
aktuellen Schätzungen zwischen 100 und 400 Milliarden
Sonnen/Sterne, die wir nur als Lichtpunkte oder
Nebelstrukturen sehen. Aber sollte es in fernen
Sonnensystemen intelligente Wesen mit Teleskopen geben, so
sehen sie unsere Sonne ebenso wie wir die ihre: als
winzigen Lichtpunkt - vielleicht auch nur als einem
diffusen Nebel zugehörig! Für viele Hobby-Astronomen ist vor allem die Sonne eine
Möglichkeit, das Hobby auch bei Tage auszuüben. Und zu
sehen gibt es dort einiges, Granulationen, Sonnenflecken,
Sonneneruptionen, Sonnenhalos oder auch mal den Merkur
oder die Venus beim Transit, wenn sie gerade vor der Sonne
vorbeiziehen. Anders als die meisten sonstigen
Himmelsobjekte ist die Sonne in beständiger Aktivität zu
beobachten. Auch andere Sterne sind aktiv - aber sie sind
zu weit weg, als dass wir dies studieren könnten. Wichtig bei der Sonnenbeobachtung ist zum einen der Schutz von Augen und Ausrüstung durch geeignete Filter oder eine Sonnenfolie vor dem Teleskopobjektiv und vor allen Suchern, sofern diese nicht abmontiert oder abgedeckt sind. Auch die Kameraoptik ist ggf. entsprechend zu schützen. Die Augen selbst müssen für die freie Betrachtung hinreichend geschützt sein etwa durch eine Sonnenfinsternis-Brille (die reicht aber nicht als Schutz für den Blick durch das Fernglas oder Teleskop!). Andere Personen dürfen ohne entsprechende Information und entsprechenden Schutz keinen Zugang zum Gerät haben, Kinder sind unbedingt zu beaufsichtigen. Und dann empfiehlt es sich, die Beobachtung im Schatten durchzuführen und bei höherem Sonnenstand, da es sonst zuviele optisch-atmosphärische Störungen gibt. Zu schützen sind nicht nur die Augen, sondern auch das
Teleskop selbst. Die Sonnenstrahlen können beim
ungefilterten Eindringen durch das Objektiv das
Teleskopinnere schädigen durch Erhitzung. Ein Filter nur
am Okular zum Schutz der Augen ist daher nicht
ausreichend! |
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4.2 MondDen Mann im Mond sucht niemand mehr, auch keine
Mondkälber. Und doch ist der Mond noch liebstes
Beobachtungsobjekt aller Einsteiger. Denn er ist gut
sichtbar, kann bei Tag und bei Nacht und in hellen
Sommernächten beobachtet werden, hat eine faszinierende
Struktur mit seinen Kratern und Ebenen und Gebirgen, die
sich besonders gut bei abnehmendem und zunehmendem Mond am
Helligkeitsrand zeigen. Er beflügelt die Phantasie, bietet
aber auch Platz für ernsthafte Beobachtung. Und wir können
ihn anhand detaillierter Mondkarten ausgiebig studieren.
Jedenfalls die Seite, die er uns beständig zukehrt. Für die Mondbetrachtung genügt bereits ein einfaches
Fernglas. Und mit lichtstarken Teleskopen ist auf den
ersten Blick nicht mehr zu sehen, sondern weniger - zumal
bei Vollmond. Denn er erscheint dann als gleisende
Lichtscheibe. Was schon manchen Betrachter zunächst an
seiner neuen Ausrüstung zweifeln ließ. Dabei ist es nur
die Überfülle an Licht, die ihn durch eine Teleskopoptik
so abweisend macht. Abhilfe kann ein schlichter Graufilter
bringen. Angeboten werden auch spezielle Mondfilter, die
allerdings in der Regel nichts weiter als Graufilter sind,
es gibt sie mit unterschiedlicher Transmission. Ein
Polarisationsfilter ist flexibler und auch für helle
Planeten einsetzbar, mit variabler Abdunkelung - aber auch
teurer. Da bei Vollmond andere Himmelsobjekte ohnedies schlecht zu sehen sind wegen seines Streulichtes, bieten sich Vollmondnächte zur Mondbeobachtung an. Und bei Vollmond geht es mit dem Teleskop ohne Filter wirklich nicht, sofern er etwas höher über dem Horizont steht, zumal dem Auge das grelle Licht nicht gut tut. Der Mond eignet sich auch zur Sehschulung, indem Sie Zeichnungen anfertigen von dem, was Sie sehen oder zu sehen meinen. Dann sollten Sie aber mit dem Teleskop, nicht mit Fernglas oder Spektiv, arbeiten, um auch das Sehen durch dessen Optik zu schulen. Am besten nimmt man sich auch öfter einige Tage innerhalb
eines Mondzyklus Zeit, den Mond in verschiedenen Phasen zu
betrachten. Denn es sind vor allem die Regionen am
Terminator (das ist die Grenze zwischen beleuchteter und
unbeleuchteter Mondfläche), die sich gut studieren lassen,
da sie plastischer hervortreten - unterschiedliche
Regionen bei zunehmendem bzw. abnehmendem Mond. Bei
Vollmond können wir dagegen einen Überblick gewinnen. Und
mit Bewölkung lassen sich zum Vollmond mit dem Fernglas
sehr malerische, bisweilen auch gruselige
Wolkenbeobachtungen machen. |
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4.3 PlanetenEine der verblüffendsten Beobachtungen für Einsteiger ist, wenn beim Heranzoomen eines "Sterns" dieser deutlich größer wird und sich als Planet entpuppt. In der Regel ist man darauf vorbereitet, aber die Wirkung ist dennoch beeindruckend. "Echte" Sterne, früher Fixsterne genannt, werden auch mit der höchsten Vergrößerung nicht wahrnehmbar größer - dazu sind sie einfach zu weit von uns entfernt. Nur Sonne, Mond und die Planeten unseres Sonnensystems nehmen an Größe zu, und je näher sie uns stehen, umso markanter.Planeten, früher ihrer signifikanten Eigenbewegungen wegen auch Wandelsterne genannt, gehören zu den beliebtesten Objekten für die Himmelsbeobachtung. Einige offenbaren vor dem Teleskop interessante Besonderheiten wie Monde (Jupiter) oder Ringe (Saturn) und faszinierende Oberflächen. Zudem aktivieren sie reichhaltige kulturgeschichtliche Bezüge durch ihre mythologisch gesättigten Namen, ihre unterschiedlichen Gestalten und ihre astrologischen Bedeutungen. Unterschieden werden die vier inneren Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars von den vier äußeren Gasriesen, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Pluto gehört zu den Objekten des Kuipergürtels und zählt seit 2006 offiziell nicht mehr zu den Planeten, sondern gilt nur noch als "Zwergplanet". Es gibt mehrere Pluto ähnliche Objekte im Kuipergürtel, davon galt Eris lange als größer denn Pluto, was inzwischen angezweifelt wird. Die Masse von Eris liegt aber gesichert über der von Pluto. Auch im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter gibt es einen interessanten Zwergplaneten, Ceres, 2006 offiziell als solcher (und der nunmehr kleinste) anerkannt. Bemerkenswert und lehrreich ist, was der Cartoonzeichner Hannes Richert zur Konkurrenz Pluto-Saturn/Jupiter ausführt in einem Comicstrip mit dem Titel "Lose Gasscheiße", hier mit der ersten von drei Zeilen zitiert aus der Satire-Zeitschrift "Eulenspiegel", Heft 6/2023. Wer Kinder für die Astronomie begeistern möchte, der lasse sie die Jupiter-Monde und die Saturn-Ringe entdecken. Dabei lernen sie auch gleich, dass die Planeten sich anders bewegen als die Sterne. Für eine gute Nachführung sollte gesorgt sein, damit sie nicht gleich enttäuscht werden, wenn das Objekt ständig aus dem Gesichtsfeld verschwindet. Vielleicht wollen sie auch noch Venus und Mars sehen, von denen sie schon gehört oder gelesen haben. Leider sind die beiden mit Hobby-Teleskopen in der Regel nicht sonderlich spektakulär. An Mars lässt sich jedoch die Geduld des Beobachtens üben, denn nach einiger Zeit enthüllt er doch einige Details seiner Oberfläche. Für die Polkappe braucht man schon etwa eine 300fache Vergrößerung, da sollte das Objektiv entsprechend lichtstark sein. Entscheidend für die Detailschärfe der Beobachtungen ist auch die Nähe der Planeten zur Erde, was vor allem bei Jupiter und Saturn erhebliche Unterschiede in der scheinbaren Größe ausmacht. Himmelskalender geben darüber Auskunft, wann wir sie besonders groß wahrnehmen können. Venus, den Morgen- und Abendstern, kann man auch bei Tage gut anschauen, ein Rotfilter ist dann hilfreich, um die Himmelsbläue abzudunkeln. Was wir von ihr sehen ist allerdings die Wolkendecke um die Venus, nicht ihre Oberfläche. Morgenstern ist die Venus am Osthimmel, Abendstern am Westhimmel - innerhalb eines 19-monatigen Zyklus jeweils etwa 6-7 Monate. Auch der zweite sonnennahe Planet, Merkur, ist bei Tag gut zu sehen, genau genommen nur bei Tag bzw. in der Dämmerung, denn er kreist am sonnennächsten und verschwindet mit der Sonne vom Himmel. Merkur ist ähnlich dem Mond mit Kratern übersät. Viel zu sehen bekommen wir von ihm auch mit hoher Vergrößerung nicht, abgesehen von seiner Sichelform je nach Position zur Sonne. Uranus wurde 1781 durch Wilhelm Herschel bei einer systematischen Himmelsdurchmusterung entdeckt. Etwas besser als Neptun (entdeckt 1856 nach ausführlichen Berechnungen mit dem Berliner Refraktor Fraunhofers) können wir Uranus mit Teleskopen schon als kleine Scheibe sehen. Uranus erscheint wegen des hohen Methananteils seiner Atmosphäre blau-grün, Neptun mit einem gleichfalls hohen Methangehalt in der Atmosphäre sehen wir in stärkerem Blau, allerdings eher als Lichtpunkt. Methan absorbiert rotes Licht. |
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4.4 Einzelsterne
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4.5 Doppel- und Mehrfachsterne
Über die Hälfte der Sterne unseres Milchstraßensystems sind
Teile von physischen Doppel- oder Mehrfachsystemen. Wobei
die Begriffe "Doppelstern" oder "Doppelsystem" häufig auch
für Mehrfachsysteme verwendet werden, da es sich bei diesen
zumeist um ineinander geschachtelte oder aneinander
gekettete Doppelsysteme handelt oder um Doppelsysteme mit
einem Anhang. Physische Mehrfachsysteme sind gravitativ
aneinander gebundene Sterne mit einem gemeinsamen
Schwerpunkt. Im Unterschied zu Sternen, die nur zufällig
durch optische Überlagerung im Blick von der Erde aus als
Doppel- oder Mehrfachsysteme erscheinen. Nicht alle
physischen Mehrfachsterne können wir auch optisch
wahrnehmen, von vielen wissen wir nur durch Interferenz-
oder Spektralanalyse. |
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4.6 Offene SternhaufenErstaunlich ist es schon, welche Faszination eine Zusammenballung von Sternen auf uns ausübt. Ist es die Konzentration von Lichtern, was uns anzieht? Oder verbinden wir damit Werte wie Nähe und Geborgenheit in der Gruppe? Sind es archaische Anklänge, die uns berühren, gewachsen in zahllosen Menschheitsnächten, verbracht unter dem Sternenhimmel über Jahrhunderttausende, mit kaum einem anderen Licht in der Nacht als dem der Koch- und Hütefeuer?"Offene Sternhaufe" sind physikalisch-gravitativ miteinander verbundene Sterne unterschiedlichen Alters. Die Größe variiert zwischen etwa hundert und einigen tausend Sternen. Auch im durchschnittlichen Sternalter gibt es Unterschiede und dann in der Entfernung von uns - wobei alle der Amateurastronomie zugänglichen Offenen Haufen in unserer Galaxie liegen. Der optische Eindruck für uns ist entsprechend extrem unterschiedliche, von weit entfernten Sternhaufen wie dem Wild Duck Cluster, den wir im 15x70-Glas nur als kleinen Wattebausch sehen bis hin zu differenziert wahrnehmbaren Sternhaufen, die über das Gesichtsfeld unseres Glases hinausreichen. Besonders markante Exemplare wie die Plejaden (M45 - s. Abbildung links) und die Hyaden (Mel25, C41) haben die Phantasie der Menschheit schon früh beschäftigt und zu mythologischen Deutungen geführt. Für die Tuareg waren Sterne zur Orientierung in der Wüste überlebenswichtig. Die Plejaden waren bei ihnen die sieben Töchter der Nacht, die Winter und Sommer verkünden. Wie der österreichische Literaturwissenschaftler und Romanautor Raoul Schrott uns berichtet, gibt es dazu den Mythos von Kukayod, der seine Schafe, die Sterne der Hyaden, zu den Töchtern der Nacht treibt, um dort seine Frau zu finden - aber nie dort ankommt. In der Antike wurden die Plejaden auch als Atlantiden oder Sieben Schwestern (Töchter von Atlas und Pleione) bezeichnet. Die bislang älteste Darstellung der Plejaden finden wir in der Höhle von Lascaux, vor 20.000 Jahren. Danach kennen wir aus der Bronzezeit ihre Darstellung auf der Himmelsscheibe von Nebra, die etwa 3.600 Jahre alt ist. Im Japanischen werden die Plejaden als "Subaru" ("Zusammenfügung") bezeichnet, sie finden sich im Emblem der gleichnamigen Automarke. Die Hyaden (von griechisch "hyetos" für Regen), die Regensterne, erscheinen im Herbst, mit den beginnenden Herbstregenfällen. Sie wurden von den Römern "Succulae", Ferkelchen genannt, die sich um die Muttersau, den Stern Aldebaran scharen. "Aldebaran" kommt aus dem Arabischen und bedeutet: der Nachkommende, da er die Plejaden zu verfolgen scheint. Womit der Bogen zu Kukayod und seinen Schafen geschlagen wäre. Aldebaran gehört allerdings physikalisch nicht zu den Hyaden. Ein unter Himmelsbetrachtern gleichfalls beliebter offener Sternhaufen ist der Bienenstock-Haufen (M44), in der Antike Praesepe/Futterkrippe genannt, im Sternbild Krebs. Wir finden ihn in der Nähe von Pollux. Er hat einen ähnlichen Charakter wie die Plejaden, ist allerdings lichtschwächer. Schon bei leichter Cirrusbewölkung verschwindet er, weshalb er früher (ex negativo) zur Wetterprognose genutzt wurde. In der griechischen Mythologie diente der Sternhaufen, seitlich zwischen Asellus Australis und Asellus Borealis gelegen, diesen "Eseln" (nichts anderes bedeutet "Asellus") des Dionysos als Futterkrippe bei einer der Irrfahrten ihres Herrn. Die bekanntesten offenen Sternhaufen sind ihrer Nähe zu uns wegen schon für das bloße Auge auffallend und mit dem Fernglas schön aufgelöst zu sehen, so die Hyaden (150 Lichtjahre), der Coma-Berenices-Haufen (260 Lichtjahre), die Plejaden (395 Lichtjahre), die Perseus-Gruppe/Alpha Persei-Gruppe/Melotte 20 (560 Lichtjahre) und Beehive/Bienenstock (565 Lichtjahre). Weitere lohnende Haufen für sehr starke Ferngläser oder das Teleskop sind etwa der Schmetterlingshaufen in 1.600 Lichtjahren, der Weihnachtsbaum-Haufen in 2.500 Lichtjahren und der Wildenten-Sternhaufen mit über 3.000 Mitgliedern in 6.100 Lichtjahren Entfernung. Selbst der 9.000 Lichtjahre von uns entfernte Eulen-Haufen mit lediglich etwa 80 - aber kräftigen - Sternen ist schon mit dem 20x80-Glas differenziert auszumachen. Wie ein kleines Gespenst schwebt es im All, für mich ist es "s'Geischdle", der kleine Geist, eines meiner liebsten Objekte. Ein bemerkenswertes, leicht aufzuspürendes Objekt ist der in unserer Milchstraße einzigartige Doppelsternhaufen Ha-Chi-Persei in 6.800 bzw. 7.600 Lichtjahren Entfernung mit über 600 Sternen in weißblauen und orangenen Farbtönen. Er war bereits dem bedeutenden griechischen Astronomen Hipparchos von Nicäa (etwa 190-125 v. Chr.) bekannt. Wir finden ihn als Spitze in einem Dreieck mit Mirfak und Almach. |
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4.7 Kugelsternhaufen
Strenger gefasst als die offenen Sternhaufen erscheinen am
Himmel die zahlreichen Kugelsternhaufen, deren Teilnehmer
gemeinsam zu Beginn unseres Universums entstanden sind
(während es in den weit jüngeren Offenen Haufen ältere und
jüngere Sterne gibt). Sie sind stets einer Galaxie
zugeordnet und befinden sich im Halo dieser Galaxie. Unsere
Milchstraße birgt in ihrem Halo ca. 200-500 Kugelsternhaufen
- die Riesengalaxie M87 hat davon 12.000-16.000. Die Anzahl
der Sterne eines Kugelhaufens liegt weit über der in Offenen
Sternhaufen und reicht von 10.000 bis zu einigen Millionen
Sternen. Die galaktischen Kugelsternhaufen geben sehr
dankbare Beobachtungsobjekte ab, da sie 1. großteils bereits
mit einfachem Gerät wie Ferngläsern aufzuspüren sind, da 2.
einige sich mit stärkerem Gerät gut auflösen lassen und
damit Erfolgserlebnisse vermitteln, da sie 3. eine
interessante Vielfalt bei schlichter Grundform aufweisen.
Kugelsternhaufen sind etwas wie die Bullaugen im kosmischen
Schiff unserer Milchstraße, die den Blick aufs Meer
freigeben. |
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4.8 Planetarische NebelFür Charles Messier gab es 1781 noch keine Galaxien und Kugelsternhaufen. Er sah nur helle Nebelflecken, die er katalogisierte, um sie nicht mit Kometen zu verwechseln, und einige offene Sternhaufen. Später lösten sich viele seiner "Nebel" in offene Sternhaufen, in Kugelhaufen und Galaxien auf. Der Andromeda-Nebel heißt auch heute noch oft so, obgleich es sich korrekt um eine Galaxie handelt.Die begriffliche Differenzierung von "echten" Nebeln ist nicht immer klar und wird unterschiedlich gehandhabt. Galaktische Nebel (was eigentlich nur den Ort, innerhalb unserer Galaxie nämlich, benennt) heißen in der Regel alle Nebel unserer Milchstraße, oft werden damit aber auch nur die nicht-planetarischen Nebel benannt. An den Galaktischen Nebeln wird im Regelfall unterschieden in Planetarische Nebel, Emissionsnebel und Reflexionsnebel. Planetarische Nebel heißen so wegen ihrer rundlichen Form, die beim Blick durch schwaches historisches Gerät an Gasplaneten denken ließ. Emissionsnebel emittieren selbst Licht, während Reflexionsnebel nur das Licht naher Energiequellen reflektieren. Da Planetarische Nebel formal auch Emissionsnebel sind, finden wir gelegentlich auch nur die primäre Unterscheidung in Emissions- und Reflexionsnebel, und erst danach die in Planetarische Nebel und Supernova-Überreste. Für Hobby-Astronomen ist die Unterscheidung in Planetarische und sonstige Nebel praktisch. Von nicht-planetarischen Emissionsnebeln sehen wir zu Beginn vor allem eine Anhäufung von Sternen, da sie Sternentstehungsgebiete sind. Gebräuchlich ist auch die etwas grobe Unterscheidung in Gasnebel versus Planetarische Nebel, da die meisten Reflexionsnebel auch einen Gasnebelanteil haben. Nach dem optischen Eindruck können wir die kompakt umrissenen Planetarischen Nebel, die sich auch ohne Filter im Teleskop gut zeigen, unterscheiden von den großflächigen, zerrissenen Reflexions- und Supernova-Emissions-Nebeln. Wobei einige Supernova-Reste optisch den Planetarischen Nebeln nahe kommen. Für Einsteiger sind zunächst vor allem Planetarische Nebel wie der Hantel- oder der Helixnebel (nur im Herbst zu sehen) geeignete Aufsuchobjekte. Sie können zugleich stehen für zwei Grundformen der Planetarischen Nebel, die Ringform, wie im Helixnebel, und die Sanduhrform, wie im Hantelnebel. Aber eines müssen Anfänger sich vor den ersten Enttäuschungen klar machen: Mit den schönen bunten Fotos aus Magazinen und Foren hat der Anblick, der sie erwartet, nichts zu tun! Was wir im Fernglas und auch im Teleskop sehen, ist überwiegend grau und unscheinbar, sofern wir überhaupt etwas sehen können! Die Farben und auch präzise Formen entstehen erst bei Langzeitbelichtungen, Arbeiten mit verschiedenen Filtern, Stacking und Bildbearbeitung - also in der Astrofotografie. *
Im Sternbild Fuchs/Füchslein liegt der Hantelnebel (M27, NGC 6853), einer der hellsten Planetarischen Nebel (VM +7.09) in etwa 1.400 Lichtjahren Entfernung, entdeckt 1764 von Messier. Er besteht aus zwei sich überlappenden Nebelstrukturen in der Gestalt einer Hantel, manche beschreiben ihn auch als Fledermaus. Sein Zentralstern ist ein Weißer Zwerg. Er ist auch mit schwächeren Teleskopen gut zu sehen. M27 liegt halbwegs zwischen Albireo und dem Sternbild Delphin. Ein weiteres interessantes Nebelobjekt ist der "Blinkende Nebel" mit der Katalognummer NGC 6826, im Sternbild Schwan, ein Planetarischer Nebel in einer Entfernung von etwa 2.200 Lichtjahren. Er blinkt nicht wirklich, vielmehr entsteht dieser Eindruck, wenn das Auge zwischen Fokussierung und Vorbeiblick wechselt. Bei lichtstarken Objektiven geht dieser Eindruck verloren. Blinkend ist er mit 8''-Teleskopen sicher wahrzunehmen, ich hab ihn auch schon mit 5'' identifiziert bei 38facher Vergrößerung - dank GoTo. Und wenn wir dann zur Wega weitergehen, liegt etwas östlich, zwischen Sulafat und Sheliak, im Sternbild Leier/Lyra, der famose Ringnebel M57 (NGC 6720), der gleichfalls auf der Beobachtungsliste von Einsteigern ganz oben steht, auch mit Fernglas, ein Planetarischer Nebel in ca. 2.300 Lichtjahren Entfernung, entstanden vor ca. 20.000 Jahren. Allerdings braucht er eine Vergrößerung ab 80fach - und ein entsprechend lichtstarkes Objektiv. Wirklich famos wird er erst mit Astrofotografie. Auf der anderen Seite des Schwans liegt im Sternbild Wassermann der Helixnebel, mit einer VM von +7.59 gleichfalls ein Kandidat für das Fernglas. Er erfreut wie der Ringnebel mit einer früh erkennbaren Ringstruktur. Seine Position ist im linken Wassermann-Bein, markiert durch die Sterne Upsilon Aquarii und 47 Aquarii, beide gelblich leuchtend. Leider kommt er nur im Herbst weit genug über den Horizont. Südlich bis östlich vom Himmels-W Kassiopeia finden wir den Kleinen Hantelnebel, M76. Er ist mit +10.1 mag wesentlich dunkler als sein großer Bruder und dem Fernglas schwer zugänglich. Seine Position ist allerdings durch verschiedene farbige Sterne gut aufzufinden, in der Nähe des gelben Upsilon Persei im Sternbild Perseus unmittelbar neben dem rötlichen HD 10498. Er ist besonders interessant durch die beiden einander entgegengesetzten Ausblühungen an seinen Enden, die ihm eine leichte S-Form geben. Am Herbsthimmel zeigt sich im wenig bekannten Sternbild Walfisch der Schädelnebel/Scull nebula NGC 2392, der schon im Fernglas als graue Scheibe auszumachen ist, vorzugsweise mit UHC-Filter, da sein Bild mit +10.4 mag eher lichtschwach zu uns kommt. Im Winterhalbjahr können wir uns dann noch auf die Suche nach dem Eskimonebel (NGC 2392, +9.2 mag) im Sternbild Zwillinge machen. |
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4.10 Galaxien"Galaxis" ist das griechische Wort für "Milch". Ursprünglich bezeichnete es nur unsere Galaxie (die "Milchstraße"), deren uns sichtbarer Teil nach antiken Vorstellungen von den Göttern an den Himmel geschüttet wurde. Später wurde die Bezeichnung im übertragenen Sinne auch für andere Galaxien verwendet.Eine besonders interessante Galaxie für die Astronomie ist die Große Magellansche Wolke (GMW), eine Zwerggalaxie, die nur 160.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt ist und wie die ihr benachbarte Kleinen Magellanschen Wolke als "Satellitengalaxie" der Milchstraße gilt. Beide Galaxien sind vermutlich mit der Milchstraße gravitativ verbunden und nähern sich ihr. Entdeckt wurden die beiden Galaxien als "helle Wolken" durch Ferdinand Magellan und seinen Reisebegleiter Antonio Pigafetta auf der Westindien-Expedition 1519. Doch bereits in den Mythen der Aborigines von Australien spielen sie eine Rolle. Die GMW bietet alles, was wir auch von unserer Galaxie her kennen, Kugelhaufen, planetarische Nebel, Überreste von Supernovas. Sie liegt zwischen den Sternbildern Schwertfisch und Tafelberg, die leider nur südlich des 20. Breitengrades zugänglich sind. In ihr wurde am 23. Februar 1987 eine Supernova entdeckt, die über Monate sichtbar blieb und detailliert astronomisch analysiert wurde. Aus Untersuchungen der GMW werden auch grundlegende Aufschlüsse über Schwarze Löcher erwartet. Die nächstgelegene und zuerst identifizierte "fremde" Galaxie ist die Andromeda-Galaxie (M31) am Rand des Sternbildes Andromeda in 2.2 bis 2.5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Am 30. Dezember 1924 verkündete Edwin Hubbel, dass sie kein Nebel, sondern eine andere Galaxie sei. Sie ähnelt unserer Milchstraße und ist vermutlich die am besten untersuchte Galaxie. Wir können sie unter günstigen Sehbedingungen am Nordhimmel auch mit bloßem Auge wahrnehmen, im Zentrum des Dreiecks Almach-Alpherats-Shedar. Sky Guide gibt eine nützliche Hilfe durch die Andromeda-Linie Mirach-My And-Ny And, an deren Ende (Ny And) wir auch bei ungünstigen Bedingungen mit dem Fernglas die Spiralgalaxie finden können. Schon mit kleineren Teleskopen werden Details erkennbar. In etwa 2.7 Millionen Lichtjahren Entfernung liegt in der südlichen Nachbarschaft die mit dem bloßen Auge kaum zu sehende, aber gleichfalls gut beobachtbare Dreiecksgalaxie (M33), nordöstlich des Sternbilds Dreieck/Triangulum. Sie liegt gut auffindbar von Mirach ausgehend Richtung Metallah in einer "Kiste" aus HR 503, HD 8909, HD 9224 und HR 485. M33 wird gelegentlich auch Pinwheel (Windrad, Feuerrad) Galaxy genannt, eine Bezeichnung, die noch andere Galaxien tragen (z.B. M36, M99, M101). Ihre Größe (AS) ist im großen Glas schier erschreckend, ein riesiger Fleck von annähernd der Ausdehnung der Andromeda, allerdings rund, mit flacher Spiralstruktur, nicht länglich zu sehen, und weitaus lichtschwächer. IC 342, die Versteckte Galaxie/Hidden Galaxy, ist nur 11 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und wäre dank ihrer Ausdehnung und charakteristischen Form eigentlich ein geeignetes Ziel gerade für Einsteiger mit bescheidener Ausrüstung. Doch sie liegt hinter der Lichterfülle im Sternbild Giraffe optisch verborgen für die direkte Betrachtung, da unsere Augen sich dem hellen Vordergrund anpassen. Zu sehen ist im Glas vor allem ihr heller Kern. Der Bode-Nebel (M81) wurde 1775 von Johann Elert Bode entdeckt. Dieser "Nebel" ist die Hauptgalaxie einer Ansammlung von mindestens zehn Galaxien in ungefähr 12 Millionen Lichtjahren Entfernung. Zu dieser Ansammlung gehört auch die Zigarren-Galaxie (M82) - von Bode zusammen mit M81 entdeckt. Beide Galaxien liegen im Sternbild des Großen Bären. Im Frühling stehen sie hoch am Himmel und sind gut aufzuspüren. Die längliche Zigarren-Galaxie ist mit schwächerem Gerät das lohnendere Objekt, da von M81 dann nur ein Lichtpunkt zu sehen ist. In 21 Millionen Lichtjahren Entfernung liegt oberhalb der Deichsel des Großen Wagens die spektakulär ausgebreitete Pinwheel-Galaxie (M101). In ihr ereignete sich am 24. August 2011 eine Supernova. Etwa 28 Millionen Lichtjahre ist die Whirlpool Galaxie (M51) von uns entfernt, die im Sternbild Jagdhunde unterhalb der Deichsel des Großen Wagens liegt. An ihr wurde die Spiralstruktur von Galaxien entdeckt. Sie ist eng verbunden mit der kleineren NGC 5195. Die beiden sind durch ein 200mm-Objektiv (8'') mit klarer Struktur zu sehen. Unweit davon liegt M106 (NGC 4258), eine Balken-Spiralgalaxie, etwa 24 Millionen Lichtjahre entfernt, mit extrem intensiver Röntgenstrahlung. Etwa 32 Millionen Lichtjahre Distanz zu uns haben M65 und M66, zwei Spiralgalaxien, die zusammen mit der seitlich in Linsenform zu sehenden Spiralgalaxie NGC 3628 (etwa 34 Millionen Lichtjahre entfernt) das Leo-Triplett bilden, das schon mit einem 5-Zöller ordentlich wahrzunehmen ist bei dunklem Himmel, vor allem M66. Schönes Beispiel einer elliptischen Galaxie, einer Altgalaxie mit gleichmäßiger Lichtverteilung in der kaum mehr Sterne neu entstehen, ist die Riesengalaxie M87/Virgo A in 55 Millionen Lichtjahren Entfernung, im Virgo-Galaxienhaufen. Sie enthält in ihrem Zentrum ein berühmt gewordenes Schwarzes Loch, dessen Strahlenkranz bescherte uns 2019 die erste Aufnahme dieses Phänomens mit dem Event Horizon Teleskop-Verbund. Die gleichmäßig runde Form (im Unterschied zu den Spiralgalaxien) ist im 8-Zöller bereits zu erkennen. In mehr als einer Milliarde Lichtjahren Entfernung liegt im Sternbild Jungfrau, nahe bei Arktur, die größte bekannte Galaxie, IC1101, mit einem Durchmesser von 6 Millionen Lichtjahren. Sie gehört zum Galaxienhaufen Abell 2029. Einen Schimmer von ihr kann man mit einem 8''-Teleskop einfangen bei günstigen Bedingungen - mit Langzeitbelichtung. Für die Betrachtung von Galaxien zählt vor allem eines: ein dunkler Himmel. Galaxien sind die ersten "Opfer" der allgemeinen Lichtverschmutzung. Filter bringen hier - im Unterschied zu Nebeln - nichts, da Galaxien im ganzen Lichtspektrum strahlen. Einzig M31/Andromeda ist am Nordhimmel auch bei schlechteren Bedingungen zu sehen. |
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4.11 Schnelle ObjekteZu den schnellen Objekten zählen vor allem Meteoroiden,
Asteroiden und Kometen. Deren Beobachtung war schon in der
Frühgeschichte von Bedeutung, als Astronomie und
Astrologie noch nicht getrennt waren. Sie galten als
Ankündigungen besonderer Ereignisse und ihr Erscheinen
wurde mit Weissagungen verbunden. Die biblischen drei
"Weisen aus dem Morgenlande" waren mit großer
Wahrscheinlichkeit babylonische Astronomen-Astrologen und
sie folgten nach landläufiger Überzeugung dem Erscheinen
eines Kometen. Inzwischen wird allerdings davon
ausgegangen, dass sie einer Jupiter-Saturn-Konjunktion auf
der Spur waren, von der auf einer 1925 aufgefundenen
Keilschrifttafel berichtet wird, die 7 v. Chr. gleich
dreimal stattfand, also im Jahr der wahrscheinlichen
Geburt des historischen Jesus. Die kleineren Meteoroiden entstehen bei der Kollision von
Asteroiden. Die meisten in Erdnähe kommenden Asteroiden
und die weitgehend in der Erdatmosphäre verglühenden
Meteoroiden (Sternschnuppen/Meteore) kommen aus dem
Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Kometen dagegen stammen von weiter her, die meisten aus
dem Kuiper-Gürtel am Rand unseres Planetensystems, in
welchem auch Zwergplaneten wie Eris und Pluto kreisen,
manche kommen auch aus der extrem ausgedehnten Oortschen
Wolke, die sich um unser Sonnensystem zieht und deren
äußerste Bereiche 1,5 Lichtjahre von uns entfernt liegen. Nicht im engeren Sinne zu den Himmelsobjekten zählen Raumstationen und Satelliten, sie können als Objekte am Himmel aber auch mit Teleskopen beobachtet werden. Die genaue Anzahl der Satelliten, die im Orbit um die Erde kreisen, ist vage, einschließlich der nicht mehr funktionierenden Geräte dürften es etwa 10.000 sein derzeit, dazu kommen Bruchstücke von bei Kollisionen zerstörten Satelliten. Begonnen hatte es mit dem sowjetischen Sputnik am 04. Oktober 1957. Elon Musks Gesellschaft SpaceX (ein ganz und gar unsowjetisches Unternehmen mit dem Ziel "schnelles Internet aus dem All") hat die Erlaubnis, zusätzlich zu seinen bereits vorhanden erdnahen 1.900 Star-Link-Satelliten 11.000 weitere auf eine Erdumlaufbahn zu schicken - mit dem Fernziel von 42.000 Satelliten! Was zunehmend zur Besorgnis (nicht nur) unter Astronomen führt, denn besonders mit erdnahen Satelliten und deren Reflexionen können astronomische Beobachtungen gestört werden. Auch die Beobachtung von Flugzeugen mit dem Teleskop ist
verbreitet. Wie bei allen schnellen Objekten sollte eine
kleinere Vergrößerung gewählt werden, da sonst die
Nachführung hektisch wird. Teleskope mit kurzer Brennweite
sind für alle schnellen Objekte wegen des weiten
Gesichtsfeldes sinnvoll. Dazu kommt bei fernen kleinen
Objekten wie Kometen und Asteroiden die Notwendigkeit zu
einer hohen Auflösung, also einer großen Öffnung. |
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4.12 Sternbilder
Kinder wollen beim ersten Teleskopieren gerne "Sternbilder
sehen". Sie sind enttäuscht, wenn sie erfahren, dass
Sternbilder keine objektiven Größen am Himmel sind, deren
Sterne in einer realen, physikalischen Verbindung zueinander
stehen. Daher zählen Sternbilder genau genommen nicht zu den
Himmelsobjekten. Auch wenn z.B. einige Sterne des "Großen
Bären" zum sogenannten "Bärenstrom" gehören, einem noch
nicht vollständig definierten Sternhaufen mit gemeinsamer
Bewegungsrichtung. Dass die einzelnen Sterne eines
Sternbildes unterschiedlich weit von der Erde entfernt
stehen und unterschiedliche Entstehungszeiten haben können,
ist für Kinder zunächst wenig nachvollziehbar. "Und warum
heißen die dann so?" Es ist gut, sie daran zu erinnern, wie
sie schon oft gesagt haben, "diese Wolke sieht aus wie ein
Pferd" oder Ähnliches. |
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5 Probleme und Lösungen
Ich schreibe hier auf, womit ich selbst oder andere Probleme
hatten und biete Lösungen aus eigener und fremder Praxis,
die den Einstieg in die Astronomie erleichtern und Wege
zeigen aus den Frustrationen des Anfangs hin zu den
bereichernden Erfahrungen dieses Hobbys. |
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5.1 (Fast) nichts zu sehenAnders als in den Werbeprospekten der Hersteller und Händler zu lesen, ist es nicht so weit her mit dem "Auspacken und Loslegen" nach dem Teleskopkauf. Klar, den Mond anzuschauen und Jupiter und Saturn, das klappt meist zügig. Auch wenn selbst der Mond mit einem Fernglas weit einfacher anzupeilen ist als mit dem Teleskop. Aber darüber hinaus ist das Ergebnis von Peilversuchen zu Beginn oft nur: Gähnende Schwärze. Oder Grau.In vielen Ratgebern steht, dass man als erstes schauen sollte, ob der Objektivdeckel vorne am Teleskop abgenommen ist. Was schätzungsweise maximal 1% der Probleme betrifft. Um die anderen 99% geht es hier. Das am meisten unterschätzte Problem ist das des richtigen Einblicks in das Okular. Wobei es starke Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Manche Leute schauen schon auf Anhieb schnurstracks gerade durch das Okular und haben "Durchblick", andere sehen erst mal und immer wieder nur das Schwarze der Okularinnenwand - vor allem bei einer verengten Austrittspupille wegen einer (zu) hohen Vergrößerung. Oder aber weil sie mit dem Auge zu nah oder zu fern der augenseitigen Okularlinse sind. Hier hilft nur Ausprobieren! Das heißt, Vergrößerung runter, durchschauen und mit den Augen rollen, durchschauen und den Kopf verschieben, neigen in verschiedene Richtungen, den Augenabstand zum Okular verändern. Wir haben unterschiedliche Anatomien, da muss jeder für sich seine Lösungen finden. Manche schwören darauf, das andere Auge mit einer Klappe abzudecken, andere schauen irgendwann nur noch beidäugig mit Binokularaufsatz - der allerdings Licht schluckt. TIPP: ÜBEN SIE AUCH BEI TAGE - IM SCHATTEN. Nehmen Sie sich die Freiheit, die ersten Geh- und Sehversuche am Teleskop bei Tag zu machen. Achten Sie darauf, im Schatten zu stehen - wegen des seitlichen Lichteinfalls und der Gefahr, aus Versehen in die Sonne zu schauen. Suchen Sie sich einen entfernten Kirchturm oder einen Baum am Horizont und üben Sie! Im Unterschied zu den Objekten am Himmel ist ein Turm einfach zu finden - und er bleibt stehen! Nehmen Sie sich dabei auch alle verschiedenen Okulare, Prismen und Filter vor, die sie haben! Deren Besonderheiten können Sie bei Tageslicht schon ganz gut erkennen und vergleichen. Sie müssen üben, üben, üben - auch wenn davon in den Werbeprospekten nichts steht! Nachts sollten dann die Griffe und Einstellungen sitzen! Sehr gut lässt sich auch der Umgang mit einer GoTo-Steuerung bei Tag üben. Die Polausrichtung ist mit Kompass und Gradmesser hinzubekommen, wo die Objekte stehen, können Sie auf einer Sternhimmel-App sehen und über Peilung vergleichen mit der Position, die ihre Go-To-Steuerung angefahren hat. Wenn in der Nacht nichts zu sehen ist, kann das auch daran liegen, dass Sie mit einer kurzen Okular-Brennweite (= hohe Vergrößerung) in einen "leeren" Bereich schauen - leer zumindest für die Lichtstärke Ihres Objektivs. Da hilft ein Okular mit langer Brennweite (= geringere Vergrößerung) und entsprechend größerem Gesichtsfeld. Wenn tagsüber das Bild weiß oder hellgrau ist, stimmt vermutlich der Fokus nicht. Da hilft es nur, fleißig in beiden Richtungen an der Fokussierung zu drehen. Ohnedies sollten sie die Fokussierung zu Beginn voll durchspielen, um den Spielraum kennenzulernen. Und Sie sollten sich gleich am Teleskop notieren (mit Aufklebern z.B.), wo bei der Fokuseinstellung Fern, wo Nah liegt. Und am Zoomokular - sofern Sie eines haben - sollten sie sich bei Licht merken, in welche Richtung sie drehen müssen zur Vergrößerung bzw. Verkleinerung. Wenn Sie gerade die Astrokamera ausprobieren, dann kann das Weiß/Grau gleichfalls am schlechten Fokus liegen - oder an einer zu hohen Belichtung. Stellen Sie bei der Erprobung am Tage auf automatische Belichtung/Exposure/Aufnahme. Ein Grauschleier bei Nacht kann auch auf Lichtverschmutzung hinweisen. Dagegen hilft am Besten ein Standortwechsel. Wenn das nicht geht, probieren Sie es mit den einfachen Nebelfiltern (UHC oder, stärker, OIII), die filtern auch Straßenlampenlicht teilweise heraus. Und wenn Sie nur einen Lichtpunkt oder den berühmten "Wattebausch" sehen, wo andere mit der gleichen Ausstattung nach eigenen Angaben eine Galaxie, einen Sternhaufen oder einen Planetarischen Nebel gesehen haben: Vermutlich haben die genau das Gleiche gesehen wie Sie. Nur haben die eben "gewusst", was sie da sehen. |
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5.2 Unscharf, wackelig, schnell weg
Nun hat man endlich den Saturn schön im Okular und dann
bekommt man ihn nicht scharf! Das kann ganz verschiedene
Gründe haben. Befindet man sich im Siedlungsbereich, handelt
es sich vermutlich um Luftturbulenzen, aufsteigende
Warmluft. Zu erkennen manchmal daran, dass das Bild
zwischendurch kurz scharf wird und dann wieder wegwabert.
Warme Luftbewegungen sind auch schuld daran, dass es nicht
viel Sinn macht, im Winter durch einen Spalt im Fenster das
Teleskop nach draußen zu richten. Keine Gute Idee ist es
auch, mit dem Teleskop durch Fensterglas zu schauen.
Luftbewegungen und Lichtbrechungen an unterschiedlich
temperierten Luftschichten sind auch verantwortlich dafür,
dass Betrachtungen in Horizontnähe meist wenig erfreulich
sind - mal ganz abgesehen von der Lichtverschmutzung, die in
Horizontnähe gleichfalls höher ist. Ärgerlich ist auch eine
hohe Luftfeuchtigkeit z.B. im Herbst. Dann haben die Sterne
einen je nach Helligkeit mehr oder weniger ausgeprägten Hof
- was aussieht, als seien die Linsen beschlagen (was
nebenbei auch passieren kann). |
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5.4 Auf dem Kopf stehendDass der Himmel im Teleskop meist Kopf steht, fällt nicht unbedingt gleich auf, führt aber immer wieder zu Irritationen, vor allem beim Ansteuern der Objekte. Ein Zenitspiegel (der primär das Licht für den besseren Einblick ins Okular um 90° umlenkt) richtet das Bild auf, belässt aber die Seiten verkehrt, ein Amici-Prisma oder eine Umkehrlinse sorgen für ein korrektes Bild. Wer zwei Sucher (einen mit direktem Durchblick, einen mit Umlenkwinkel für tiefe Einblicke) benutzt, kann also durchaus drei verschiedene Bilder bekommen, ein korrektes, ein kopfstehendes und ein seitenverkehrtes. Das ist sicherlich nicht sinnvoll, da sollte auf eine einheitliche Lösung geachtet werden.Steht das Bild Kopf, wird empfohlen, die verwendete Sternenkarte oder das Smartphone mit der Astronomie-App zu drehen. Beim Smartphone muss dann aber die automatische Bilddrehung abgeschaltet werden. TIPP: VERSCHIEDENE BILDORIENTIERUNGEN AUSPROBIEREN! Wir stellen uns sicherlich rasch auf das kopfstehende Bild ein und steuern die Motoren bald nicht mehr in die falsche Richtung oder haben eine entsprechende Einstellung in der Motorensteuerung, die das korrigiert. Ich meine allerdings, dass es die Erstellung der "Mental Map" stört, wenn ich ständig zwischen zwei verschiedenen Bildausrichtungen wechseln muss. Daher bin ich ein Anhänger des Amici-Prismas für den Einstieg (falls man nicht ohnedies mit dem Fernglas anfängt). Mit den Himmelsrotationen im Tagesverlauf und den Verschiebungen im Jahresverlauf haben wir schon genügend Gehirnjogging zu leisten als Amateurastronomen. Aber es gibt Brillanzverlust durch das Amici-Prisma, daher empfiehlt sich schon irgendwann der Umstieg. Auch soll die korrekte Ausrichtung des Bildes im Okular nicht überbewertet werden. Faktisch sehen wir im Okular ohnedies selten viel vom Umfeld des Zielobjektes. Und das, was wir sehen, hat mit dem Blick durch den Sucher auch bei gleicher Ausrichtung der höheren Vergrößerung wegen meist prima vista wenig zu tun. Und ich kenne durchaus Leute, die schon zu Beginn gut damit zurecht kommen, im Sucher ein Normalbild, im Okular ein kopfstehendes oder nur seitenverkehrtes zu haben. Einfach ausprobieren. Der Sucher sollte in jedem Falle ein Normalbild liefern, da wir sein Bild mit dem Realbild abgleichen müssen. Außerdem können wir dann einfacher die Aufsuchwege für Objekte vom Fernglas auf den Sucher übertragen. Übrigens: Einer steht auch ohne Amici-Prisma nicht Kopf. Der Weihnachtsbaum-Sternhaufen. Er wurde (wie auch der gleichnamige Nebel, in welchem er zuhause ist) offensichtlich nach dem Blick durch ein Teleskop ohne Bildaufrichtung so benannt! Und deshalb steht er im Normalanblick (also auch mit Amici-Prisma) Kopf. |
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5.5 Bei Nacht sind alle Katzen grauEine der größten Enttäuschungen für Einsteiger ist der wenig spektakuläre Anblick von Nebeln - sofern man sie überhaupt zu Gesicht bekommt. Mit den beeindruckenden, farbintensiven Fotografien, die es zuhauf in Printpublikationen und im Netz zu bewundern gibt, hat der Anblick grauer Socken, Waschlappen oder Wattebäuschen, den die meisten Nebel üblicherweise im Teleskop hergeben, wenig zu tun. Das hat zwei objektive Gründe. Zum einen sind Farblichtstrahlungen wesentlich schwächer als das Weißlicht der Sterne, da sie nur einen kleinen Teil des Spektrums ausmachen, zum anderen nehmen unsere Augen bei Nacht vorwiegend Grauschattierungen war - wie uns die Redewendung "bei Nacht sind alle Katzen grau" schon sagt. Unsere Netzthaut verfügt über zwei Hauptrezeptoren für Lichtwahrnehmungen, Zäpfchen und Stäbchen. Farbwahrnehmungen kommen über die Zäpfchen zustande, die nur bei Tag/bei hellem Licht angesprochen werden. Das Nachtsehen ist reines Stäbchensehen - und die Stäbchen sind für Farbstrahlungen unempfindlich. TIPP: ERWARTUNGEN RUNTERSCHRAUBEN! Wer Farben erleben möchte, sollte sich zunächst in Bescheidenheit üben und an die lichtintensiven farbigen Sterne halten, Spica, Beteigeuze, Aldebaran, Erakis/Granatstern etwa. Sie zeigen bereits mit einfachen Mitteln, auch schon im lichtstarken Fernglas, etwas vom Farbenreichtum der nächtlichen Himmelsobjekte. Für zumindest ahnungsweise farbige Nebelerfahrungen sollten wir mit denjenigen Nebeln beginnen, die auch Blautöne haben, wie Schneeballnebel, Hantelnebel, Eulennebel. Wer dann etwas mehr Farben sehen möchte, muss in eine lichtstarke Ausrüstung investieren, Plätze ohne Streulicht aufsuchen rund um Neumond, auf eine Insel wie Teneriffa oder in eine Wüste fahren, Filter anschaffen. Wirklich farbenintensiv wird es allerdings erst mit der Astrofotografie, mit Langzeitbelichtungen, mit Mehrfachbelichtungen unter Einsatz verschiedener Filter und Stacking. Daran können auch verbesserte digitale Teleskope mittelfristig wegen des Zeitfaktors nicht entscheidend etwas ändern. Aber Geduld gehört ja zu den Grundeigenschaften von Amateur-Astronomen. |
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5.6 Ich seh' etwas, was du nicht siehst!
Als Anfänger fühlt man sich oft etwas veräppelt wenn da ein
alter Fuchs berichtet, was er alles mit welch mickriger
Ausrüstung gesehen habe. Und man selbst sieht nichts.
Buchstäblich nichts! |
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5.7 Der richtige Zeitpunkt
Eines vorweg: Es gibt keine Zeit für die Hobby-Astronomie.
Im Winter ist es zu kalt, im Sommer wird es zu spät dunkel
bzw. nicht wirklich dunkel (weil die Sonne bei uns dann
nicht sonderlich weit unter den Horizont sinkt -
Mittsommernachtsphänomen). Und im Frühling und im Herbst ist
es häufig bewölkt und regnerisch - gerne in der Zeit um
Neumond. Wenn Sie also bereit sind, viel Geld für eine
Ausrüstung auszugeben, die Sie selten einsetzen können:
Willkommen im Club. Falls nicht: Suchen Sie sich ein anderes
Hobby. Oder seien Sie vorbereitet auf die klammen Finger im
Winter, die Nächte ohne Schlaf im Sommer, die Jagd auf ein
Wolkenfenster in den Übergangsjahreszeiten. |
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5.8 Die Himmelsrichtung
Für Anfänger gibt es gelegentlich das Problem, dass ihr
lange gesuchtes Objekt bald nach dem Finden zügig in der
Horizonthelligkeit verschwindet. Das passiert bei Blicken
Richtung Westen. Denn was wir unbedingt berücksichtigen
müssen: Wie die Sonne gehen auch die Sterne - grosso modo -
im Osten auf und im Westen unter. Beide scheinhafte
Bewegungen basieren ja auf der Drehung der Erde um die
eigene Achse. |
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5.9 Womit soll ich beginnen?
Ein typischer Anfängerfehler ist, sich ungeeignete Objekte
auszusuchen. Daran schuld sind die Versprechen des
Teleskopmarktes, die tollen Objekte-Fotos in Zeitschriften
und im Internet, falsch interpretierte Beobachtungsberichte.
Die tollen Fotos sind in der Regel mit Langzeitbelichtung,
Mehrfachbelichtung und Bildbearbeitung gemacht. Direkt zu
sehen ist so etwas nicht oder bestenfalls annähernd mit dem
Hubble-Teleskop. Aber wer hat schon Hubble zuhause stehen
... Und Beobachtungsberichte der Astronomie haben nichts mit
Alltagsbeobachtungen zu tun. Wenn ich sage, ich habe Herrn
oder Frau XY gesehen, dann meine ich, ich habe die Person
auch erkannt. Wenn ich sage, ich habe die Sombrero-Galaxie
im 20x80 Fernglas gesehen, dann heißt das, ich habe einen
kleinen Lichtpunkt oder Nebelfleck gesehen, von dem ich weiß
(vielleicht auch nur vermute), dass es die Sombrero-Galaxie
ist/war, aufgrund der Position. Und messen Sie sich nicht an
Beobachtungen, die in Reinluftgebieten ohne
Lichtverschmutzung gemacht wurden. Falls Sie nicht selbst in
solch einem Gebiet wohnen oder gerade dort Urlaub machen. |
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5.10 Justierung
Wir werden in der Amateurastronomie mit drei verschiedenen
Justierungen konfrontiert, der Justierung des Suchers auf
das Teleskop, der Justierung des Teleskops auf den
Sternenhimmel (Alignment) und der - selten und nur bei
Reflektoren notwendigen - Justierung des Hauptspiegels
(Kollimation). Meist ist mit Justierung die Justierung des
Suchers gemeint, in den anderen beiden Fällen werden die
Spezialtermini verwendet. Auf die Kollimation beim Teleskop
gehe ich hier nicht ein, das ist Spezialwissen und stark vom
jeweiligen Gerät abhängig. |
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5.11 Kollimation Fernglas
Beim Fernglas bedeutet Kollimation die Ausrichtung der
beiden Tuben (im Prinzip besteht ein Fernglas ja aus zwei
zusammenmontierten Teleskoptuben) aufeinander.
Qualitätsgläser sind in der Regel perfekt kollimiert. Nach
heftigeren Erschütterungen oder Temperaturschocks kann es
allerdings auch hier zu Dekollimationen kommen. Dann besser
zum Service bringen, denn eine Eigenkollimation birgt
Risiken, gerade bei aufwendig konstruierten Gläsern! |
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5.13 Steifer Nacken, kalte Füße
Kopfschmerzen nach langen Beobachtungen sind oft auf
schlechte Haltung, Verspannungen im Nacken und dergleichen
zurückzuführen. Daher sollten wir immer auf die
Körperhaltung achten am Fernglas oder Teleskop,
Entspannungs- und Dehnungsübungen einbauen, technische
Hilfsmittel wie Winkelprismen nutzen, um nicht mit
verdrehtem Kopf durchs Okular schauen zu müssen. Die Höhe
des Stativs ist auf eine entspannte Haltung hin
einzustellen, Hocker und Trittleitern helfen bei Dobsons,
die richtige Einblickhöhe zu finden. Bei längeren
Sondierungen mit dem Fernglas bringen Sessel mit
Nackenstütze oder die "Karpfenliegen" der Angler
hervorragende Entlastung. Und diese bringen auch eine ganz
besondere Erfahrung des Sternenhimmels mit sich, die viele
seit der Kindheit nicht mehr gemacht haben: auf dem Rücken
liegend in die Sterne zu schauen! Auch hartgesottene
Galaxienjäger können sich dabei hervorragend entspannen. |
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6
Orientierungshilfen
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6.1 Orientierung an SternhaufenDie Plejaden sind der bekannteste und markanteste Haufen, der vor allem durch sechs in Form einer flachen Tasse oder eines alten Korbkinderwagens angeordnete helle Sterne auffällt und der schon in menschlicher Frühzeit wahrgenommen und mit Mythen umrankt wurde. Richtung West (am Märzhimmel) kommen wir von ihnen zum Alpha-Persei-Cluster (Perseus-Haufen) - und auf dem halben Weg können wir mit geeignetem Filter Ausschau halten nach dem Kaliforniennebel.In entgegengesetzter Richtung liegen die Hyaden, die in Mythen der Tuareg und in der antiken Mythologie eng mit den Plejaden verbunden sind. Sie wurden von den Römern als Ferkelherde angesehen, deren Hirt Aldebaran sei. Allerdings gehört der markante Stern Aldebaran nicht zu den Hyaden, er steht wesentlich näher bei uns als der Sternhaufen. Nahe bei den Hyaden liegt das Sternbild Orion mit einigen wichtigen Nebelformationen, wovon vor allem der Orion-Nebel und der Pferdekopfnebel bekannt sind, und zwei markanten Sternen, Beteigeuze und Rigel. TIPP: BEGINNEN SIE ZUR ORIENTIERUNG MIT DEN MARKANTEN STERNHAUFEN! Östlich der Hyaden finden wir einen mythologisch gleichfalls sehr bedeutenden Sternhaufen, den Bienenstock-Haufen, auch Futterkrippe/Praesepe genannt. Markiert ist er durch zwei Sterne, die nicht zu ihm gehören, Asellus Borealis und Asellus Australis, dem Sternbild Krebs zugehörig, die zwei "Esel" des Dionysos, die an der "Krippe" auf alle Zeiten fressen. Und noch weiter östlich stoßen wir, ausgehend vom Sternbild Löwe, auf den Coma-Berenices-Haufen, der uns ein interessantes Galaxiengebiet erschließt, in den Sternbildern Jagdhunde, Haar der Berenike/Coma Berenice und Jungfrau. Zwischen dem Coma-Berenices-Cluster und dem Persei-Cluster liegt ein Bereich ohne bekannte Sternhaufen, mit Ausnahme des unspektakulären Haufens Collinder 464 im gleichfalls unspektakulären Sternbild Giraffe, der fürs bloße Auge wenig hergibt. Schon das Fernglas zeigt dann allerdings eine prägnante Farbigkeit seiner Mitglieder, mit Blau- und Rottönen. Er liegt auf einer Linie zwischen Polaris und Capella, etwa 1/3 Weges von Polaris entfernt. |
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6.2 Orientierung an SternenWichtigstes Orientierungsmerkmal ist die Helligkeit der Sterne, und zwar die scheinbare Helligkeit für uns, die Visual Magnitude, kurz VM, Einheitskürzel "mag". Der höchste Wert gibt dabei die geringste Helligkeit an, umgekehrt sind negative Werte ein Indikator großer Helligkeit, die Sonne etwa hat den Wert -26.7 mag.Der hellste Stern am Nachthimmel ist Sirius im Sternbild Großer Hund (-1). Gehen wir von Sirius aus (Anfang März in der ersten Nachthälfte wohlgemerkt) nach Westen, stoßen wir auf Beteigeuze (+0.56) und Rigel (+0.28), die das Sternbild Orion begrenzen. Zwischen Beteigeuze und Pollux steht Alhena/Almeisan als einer der Zwillingsfüße. Richtung Orion erstreckt sich von hier aus ein wichtiges Nebelgebiet. Aldebaran westlich von Beteigeuze markiert die Hyaden, über ihm steht die strahlende Capella (+0.07) im Sternbild Fuhrmann/Auriga. Danach wird es etwas dunkler Richtung West. Mirfak (+1.8) im Sternbild Perseus, Mirach im Sternbild Andromeda und Polaris als erster Deichselstern des Kleinen Wagens fallen hier trotz ihrer geringeren Leuchtkraft in den Blick. Südwestlich vom Mirach liegt Alpheratz, oberster Stern des Herbstvierecks im Sternbild Pegasus, das mit Fischen und Andromeda ein markantes Sternbilddreieck bildet, welches geprägt ist durch lineare Strukturen. Deneb, Wega und Altair bilden weiter westlich das dann wieder leuchtstärkere Sommerdreieck (sehr gut zu sehen allerdings z.B. auch in den frühen Morgenstunden im März). Deneb im Sternbild Schwan führt uns zu einem wichtigen Nebelgebiet, Wega im Sternbild Lyra/Leier ist dank seiner Leuchtkraft (+0.03) einer der wichtigsten Sterne zur Groborientierung und Altair (+0.93) im Sternbild Adler führt uns mit dem einiges dunkleren Sabik (Sternbild Schlangenträger, +2.43) zu zahlreichen Nebeln und Kugelsternhaufen. TIPP: HALTEN SIE AUSSCHAU NACH DEN HELLSTEN STERNEN IN IHRER JEWEILIGEN UMGEBUNG! Mit Arcturus (+0.15) im Sternbild Bärenhüter/Bootes erreichen wir die Grenze zu einem wichtigen Sternhaufen- und Galaxiengebiet. Der spektakuläre Kugelsternhaufen M3 steht direkt über ihm. In seiner Nähe erstrecken sich die Galaxiengebiete der Sternbilder Jagdhunde, Haar der Berenike/Coma Berenices und Jungfrau/Virgo. Den südlichen Abschluss des Galaxienbandes markiert die bläulich leuchtende Spica im Sternbild Jungfrau. Südlich von Arcturus und Spica zeigt sich im Sommer Antares mit seinem Sternbild Skorpion, der ein interessantes Nebel- und Cluster-Gebiet erschließt. Nordöstlich von Spica leuchtet Regulus, ein Eckstern im augenfälligen Sternbild Löwe, ein weiteres besonders für Anfänger wichtiges Galaxiengebiet. In Richtung Pollux stoßen wir auf das Beehive-/Praesepe-Cluster. Bei Pollux steht Castor als zweiter der Zwillingssterne. Südlich von ihnen steht Prokyon/Procyon im Sternbild Kleiner Hund. Und damit schließt sich das frühlingshafte Sternenband wieder zu Sirius. Im Sommer führt uns der gelbrot glühende Antares (Skorpion) zu einer ganzen Fülle an Nebelgebilden, Kugelsternhaufen, offenen Sternhaufen in unmittelbarer Nähe und in Richtung Osten über das auffallende Ophiucus-Knie (in anderen Darstellungen rechter Ophiucus-Fuß) um den bläulichen Stern Theta Ophiuchi/42 Oph zum reichhaltigen Objekte-Gebiet zwischen Lagunen-Nebel und dem kleinen gelblichen Sternhaufen NGC 6604. Achten Sie auch auf die Farbigkeit der Sterne. Bläulich und gelb-rötlich schimmernde Sterne bieten wichtige Markierungspunkte und bei Verwechslungsgefahr/Unsicherheit hilft uns oft, die Farbe zur Vergewisserung einzubeziehen. Unterstützend zur Einprägung der Sterne kann es sein, sie paarweise zu ordnen - möglichst über Sternbildgrenzen hinweg. Also etwa: Wega-Arcturus, Spica-Regulus, Sirius-Prokyon, Pollux-Beteigeuze, Rigel-Aldebaran, Capella-Mirfak und so fort. Abhängig von Standort, Jahreszeit, Uhrzeit und immer orientiert an dem, was man oben am Himmel wirklich und persönlich und wiederholt in einer Verbindung "sieht". Hilfreich ist es auch, sich ein charakteristisches Muster des Sternes mit seiner Umgebung zu merken, das wir in verschiedenen Ausrichtungen identifizieren können. Nachfolgend ein Beispiel, wie die charakteristische Positionierung eines Sternes sich im Laufe des Jahres im Uhrzeigersinn verschiebt/dreht (Arcturus - mit Sommerzeit): |
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6.3 Orientierung an SternbildernOrion, gut sichtbar von August bis April, vor Mitternacht erst ab Oktober, ein Winterbild, liegt in Nachbarschaft des Plejaden-Haufens und stellt ähnlich wie die Plejaden ein besonderes Schmuckstück des Sternenhimmels dar, schon für das bloße Auge. Er versammelt zwei markante Sterne, den roten Überriesen Beteigeuze und den bläulich schimmernden Mehrfachstern Rigel. Dazu liegt in seiner unteren Hälfte der schon mit bloßem Auge diffus wahrnehmbare Orion-Nebel und um seinen blauen Gürtelstern Alnitak liegen bekannte Nebelformationen wie der Weihnachtsbaumnebel und der Pferdekopfnebel. In der Nähe von Alnitak, Richtung Kleiner Hund, spannt sich der riesige Nebel Barnard's Loop.Gleich neben Orion finden wir Taurus, den Stier, und Auriga, den Fuhrmann, ersterer prägnant durch sein Y, letzterer durch sein Fünfeck. Der Stier führt uns zum farbenprächtigen Cluster Collinder 65. Im Fünfeck des Fuhrmanns versammeln sich einige (im Teleskop) bildstarke Sternhaufen, darunter Pinwheel (M36) und Starfish (M38), und einige Nebel. Das Sternbild Andromeda zeigt uns den Weg zur Andromeda-Galaxie. Wir starten von Mirach, folgen der Linie über My And und Ny And und landen unweigerlich bei der schon mit bloßem Auge in einigermaßen dunklem Himmel erkennbaren Galaxie. Orientierung kann auch die weiter westlich liegende Formation Kassiopeia mit ihrem charakteristischen Haken-Z/oben aufgeklapptem Sigma bieten, das über das ganze Jahr hinweg gut zu sehen ist. Kassiopeia liegt umgeben von zahllosen Clustern und Nebelformationen, von denen das Double-Cluster und das Eulen-Cluster sowie der Herz- und der Seelennebel unbedingt Besuche lohnen. TIPP: SUCHEN SIE IMMER WIEDER DIE STERNBILDER AUF, DIE SIE SICH GUT MERKEN KÖNNEN! Weiter gehts zum Kleinen und zum Großen Bären. Der Kleine Wagen als Teil des Kleinen Bären ist für die Amateurastronomie bedeutsam durch seinen vordersten Deichselstern, Polaris, der als Peilstern für äquatoriale/parallaktische Montierungen genutzt wird. Der mittlere Deichselstern des Großen Wagens als Teil des Großen Bären ist ein interessanter Mehrfachstern, Mizar. Beim Großen Bären hin zu Polaris finden wir die beiden Bode-Galaxien, M81 und M82. Zwischen der Deichsel des Großen Wagens und dem Sternbild Rabe/Corvus erstreckt sich am Bärenhüter/Rinderhirten/Bootes vorbei ein langes Band von Galaxien, das sich durch die Sternbilder Jagdhunde, Haar der Berenike und den Oberkörper der Jungfrau zieht, anfangend mit der Strudelgalaxie/Whirlpool-Galaxie (M51) bei der Deichsel und endend mit der Sombrero-Galaxie (M104) beim Raben. Zwischen Bootes und Coma Berenices liegt der famose Kugelsternhaufen M3. Allerdings müssen wir damit umgehen lernen, dass die Sternbilder in immer wieder anderen Positionen am Himmel stehen. Die zirkumpolaren Sternbilder wie der Kleine und der Große Bär wandern im Laufe von 24 Stunden einmal im Kreis um den Polarstern, wir sehen am Wagen also die Deichsel mal nach links, mal nach rechts, mal nach unten, mal nach oben! Am Bauch des Löwen hängen einige Galaxien, die schon mit Öffnungen ab 200mm/8'' lohnend zu studieren sind. Canis Minor, der Kleine Hund, ist sehr gut zu identifizieren und er führt uns zu einem stattlichen Bündel an Nebeln und Clustern, die zwischen ihm und Beteigeuze liegen. Die Zwillinge sind durch ihre markanten Sterne Castor, Pollux und Alhena gut auszumachen. Zwischen ihnen und dem Kleinen Hund liegen der Eskimo-Nebel und der Medusa-Nebel. Der Große Hund mit seinem markanten Leitstern Sirius beheimatet in seinen Umrissen zahlreiche Cluster und einige Galaxien. Ein schönes Sommervergnügen mit dem Fernglas sind die kleinen Sternbilder Delphin ("Job's Coffin"), Pfeil und der Sternhaufen Kleiderbügel/Coathanger/Brocchi-Haufen/Al Sufi's Cluster/Cr399, die wir vom markanten Sternbild Adler, genauer von dessen prächtiger Trias-Linie Alshain, Altair und Tarazed (rotgelb funkelnd) aus gut finden. Und der Hantelnebel M27 ist dort auch gleich in der Nähe! Nehmen Sie sich auch die Freiheit, selbst Gegenstände oder andere Bilder am Himmel zu sehen. Machen Sie den Himmelsanblick zu Ihrem Himmel, mit Ihren "Sternbildern". Für mich ist der Kleine Hund ein Schürhaken und der Delphin mal eine Fliegende Suppenschüssel, mal ein Sternentor. "Entdecken" Sie auch Ihre eigenen Sternkonstellationen, die noch keinen Namen haben, der Himmel ist voller Pyramiden, Schriftzeichen, Symbolbildern - Ihren persönlichen! Ergänzend seien auch die Jahreszeitenkonstellationen als Orientierungshilfen genannt. Das Frühlingsdreieck wird gebildet durch Arktus (Bärenhüter), Spica (Jungfrau) und Regulus (Löwe). Das Sommerdreieck besteht aus Wega (Leier), Deneb (Schwan) und Altair (Ader). Der Herbsthimmel wird markiert durch das Herbstviereck aus Algenib, Markab und Scheat (alle Pegasus) sowie Alpheratz (früher Pegasus, heute Andromeda). Im Winter kann man sich am Winterdreieck Sirius (Großer Hund), Prokyon (Kleiner Hund), Beteigeuze (Orion) orientieren oder am Wintersechseck aus Capella, Aldebaran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux. |
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6.4 Orientierung an geometrischen FigurenSternhaufen, helle Sterne und Sternbilder helfen bei der
Groborientierung. Zur Feinorientierung benötigen wir
jedoch noch ein weiteres Handwerkszeug, die geometrischen
Figuren. Dabei dürfen wir uns zunächst leiten lassen von
dem, was wir persönlich an Mustern am Sternhimmel
"erkennen". Der eine sieht überall Kreise und Bögen, die
andere sieht Sterngruppen und der dritte Dreiecke.
Gemeinsam ist uns allen die Fähigkeit (und Neigung) zur
Mustererkennung. So arbeitet unser Gehirn. Achten Sie auf
Ihre persönlichen Wahrnehmungsmuster, machen Sie sich
diese bewusst! Wenn Sie diese Muster dann auf einer App
suchen, um ein Objekt aufzufinden, kann es hilfreich sein,
die Markierungslinien der Sternbilder abzustellen, um von
diesen nicht abgelenkt zu werden. Wichtig ist es auch, auf
der App die Sternensichtbarkeit etwa so einzustellen, wie
wir sie gerade mit unseren Augen oder dem Hilfsmittel
Fernglas/Sucher haben. Sonst wird es schwierig, den
Anblick auf der App mit dem am Himmel in Deckung zu
bringen. Die einfachste geometrische Figur ist der Punkt.
Wir kennen sie schon von den hellen Sternen. Schwächer
leuchtende Sterne werden markant, wenn sie zu zweit oder
zu dritt zusammenstehen. Ob wir dann zwei/drei Sterne oder
eine Linie/ein Dreieck sehen, hängt von unseren
Sehgewohnheiten und Wahrnehmungsstrukturen sowie
objektiven Faktoren ab. Besonders markant sind zwei helle
Sterne, die zusammen stehen, wie Castor und Pollux
(Zwillinge), Hamal und Sheratan (Widder), oder die beiden
Jagdhunde. Weit weniger auffallende Sternpaare
umringen den Kaliforniennebel, wir können sie schon gut
bei 10facher Vergrößerung wahrnehmen (die auch für den
Kaliforniennebel sinnvoll ist). Sie zeigen uns, wo wir ihn
sehen könnten - sähen wir ihn denn. Optische Sternpaare
bieten ausgezeichnete Treppenstufen zur Annäherung an ein
Objekt. TIPP: ACHTEN SIE DARAUF, WELCHE MUSTER IHNEN
PERSÖNLICH AUFFALLEN! Ob drei beieinander stehende Sterne, deren Anordnung
signifikant von der Linie abweicht, als Dreieck, Winkel,
Keil oder Bogen wahrgenommen werden, hängt
von vielen Faktoren ab, objektiven (Positionen,
Helligkeitsgrade, Zwischensterne) wie subjektiven
(Sehgewohnheiten, Blickwinkel, Vorlieben, Erfahrungen).
Das Kleine-Hund-Dreieck Gomeisa-Gamma Canis
Minoris-Epsilon Canis Minoris war eines der ersten
Dreiecke, die mir aufgefallen sind - ich habe es jedoch
nie als Dreieck gesehen, sondern als Winkel eines
Schürhakens, dessen Griffende Prokyon/Alpha Canis Minoris
markiert. Markante Dreiecke haben wir z.B. in den
Sternbildern Haar der Berenike, Sextant und
Dreieck/Triangulum (sic). Kleinere Dreiecke können uns
sehr dabei helfen, den Betrachtungsraum zu gliedern. Die
Annäherung an das Leo-Triplett gelingt z.B. vorzüglich
über HD98388-HD98354-73Leo. Linien prägen etwa die Sternbilder Fische,
Giraffe, Perseus, Skorpion und Stier. Ob wir die
gewundenen Linien von Luchs, Schlange, Wassermann oder
Wasserschlange wahrnehmen, hängt sicher entscheidend auch
von unserer Schulung und unserem Wissen ab. Bögen
als Sonderfall der Linie prägen z.B. das Sternbild
Nördliche Krone. Wer Bögen zu sehen vermag, hat damit eine
gute Aufsuchhilfe etwa für die Galaxien im Virgo-Haufen,
so liegt M58 im Bogen
TYC0878/0572/1-BD+122498-HD109771-HD109763. Ein anderes
Beispiel: Der Stern Beta Trianguli ist durch den
4-Sterne-Bogen von BD +34390 über 2x TYC bis SAO 55313
eindeutig zu identifizieren und wir können uns von ihm
ausgehend den Andromeda-Cluster, die Dreiecksgalaxie und
die Andromeda-Galaxie erschließen. Sind Linien oder Bögen
unregelmäßig, wird auch von Ketten gesprochen.
Besonders schön ist Kembles Kaskade in der Giraffe. Ein wichtiges geometrisches Element am Sternhimmel ist
das Viereck, das häufig auch in Sternbildern
musterbildend auftaucht, so im Großen und im Kleinen
Wagen/Bären, bei Leier, Herkules, Pegasus und Rabe. Oft
machen wir beim Sehen aus einem im Sternbild gemeinten
Vieleck ein Viereck, indem wir Zwischensterne ignorieren.
Besonders aufmerksam sind wir bei Romben und Trapezen -
diese können wertvolle Peilhilfen sein. In der Regel
können Vierecke auch als Vielecke gesehen werden, da es
"passende" Zwischen- oder Randsterne gibt. Sind Vielecke besonders groß oder verzogen,
reduzieren wir sie eher nicht auf Vierecke. Wir "sehen"
sie vielmehr als Vielecke, was eine besonders spannende
Seherfahrung ist - etwa beim Bärenhüter/Bootes, beim
Fuhrmann/Auriga, beim Löwen und bei den Zwillingen.
Manches Mal sehen wir sie auch im Wechsel mit einem
Viereck, als Kippbilder gleichsam, je nach Fokus und
Seherwartung. Weitere prägnante Muster im Großen wie im Kleine sind Kreuze
(Sternbild Schwan) oder Buchstaben (das offene
Sigma/breitgezogene W von Kassiopeia). Eine hilfreiche
Vorstellung ist auch die Verbindung von Kimme und Korn,
zwei markante Sterne, durch die wir über einen dritten ein
Ziel anpeilen können. Sehr persönlich wird es bei Figuren, ich sehe z.B. die
markanten Sterne des Kleinen Hundes als Schürhaken,
Suppenschüsseln sehe ich beim Delphin und in den Hyaden
bei Aldebaran. Barrenformen machen mir Auriga (mit den
Auriga-Sternen 16 bis 19) und den Rosetten-Nebel
zugänglicher. Markante Formen helfen vor allem beim
erschwerten Starhopping mit Filtern. Zentrales Stichwort bei unserer orientierenden
Musterbildung ist "Komplexitätsreduktion". Den größten
Teil der sichtbaren Sterne blenden wir dabei aus, um nicht
in der Fülle verloren zu gehen. Wir konzentrieren uns auf
einige wenige hellere und/oder durch ihr Stellung
zueinander und zu unserem gesuchten Ziel markante Sterne.
Im nachfolgenden 7. Kapitel habe ich "GoTo-Grafiken"
eingefügt, die diese Komplexitätsreduktion zur
Musterbildung als Auffindehilfen sinnfällig machen. |
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7 Aufsuchwege,
Aufsuchhilfen, Aufsuchtipps - Starhopping
Trotz aller Anfänger-Verzweiflung beim Aufsuchen von
Objekten: Anders als bei der Nadel im Heuhaufen wissen wir
bei den Himmelsobjekten sehr wohl, wo sie sich befinden. Es
gibt sogar exakte Koordinaten, die wir an einer gehobenen
Teleskop-Ausstattung einstellen und ansteuern können. Und es
gibt die GoTo-Steuerungen. Es gibt aber auch das Bedürfnis,
sich selbst zu orientieren. Wie ja die meisten von uns bei
einer Wanderung ungern nur der Stimme eines
Navigationsgerätes folgen wollen. Wobei der Himmel kein
Schwarzwald ist und schwierigere Objekte sicherlich
Navigationshilfen benötigen. |
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7.1 Wie finde ich interessante Sternhaufen?Sternhaufen der Milchstraße sind relativ einfach
aufzufinden, da sie, wie der Name schon vermuten lässt,
größere Gebilde sind. Und gerade wegen ihrer größeren
Ausdehnung machen sie sich im Fernglas häufig optisch
besser als im Teleskop, da wir sie damit gut überblicken
können und in ihr Umfeld eingebettet sehen. Den bekanntesten und eindrücklichsten Sternhaufen, die Plejaden
(M45), können wir im Winterhalbjahr deutlich sehen
im Sternbild Stier, zwischen Aldebaran und Mirach,
1/4-wegs von Aldebaran. Die Hyaden (Cal 41) befinden sich von den
Plejaden Richtung Orion beim Stern Aldebaran. Auch sie
können wir mit bloßem Auge erkennen. Im Zentrum des Dreiecks Beteigeuze-Prokyon-Alhena steht
der Weihnachtsbaum-Haufen (NGC 2264)/Christmas
Tree Cluster. Als Weihnachtsbaum zeigt er sich (wie auch
der Weihnachtsbaum-Nebel) aufrecht nur in
Spiegelteleskopen - mit Fernglas, Refraktor oder
Amici-Prisma steht er - als Weihnachtsbaum - auf dem Kopf.
Er benötigt schon eine Vergrößerung, um sichtbar zu
werden. Etwas deutlicher ist dann wieder der Bienenkorb-Haufen
(M44)/Beehive Cluster/Praesepe/Futterkrippe zu
erkennen. Dieser beliebte Haufen hebt sich allerdings
nicht so prägnant von seinem Umfeld ab wie die Plejaden
oder die Hyaden. Er ist dennoch einfach aufzuspüren in der
Nähe von Leo durch seine Position zwischen Regulus (Stier)
und Pollux (Zwillinge), nahe bei den Sternen Asellus
Australis und Asellus Borealis im Sternbild Krebs. Wir
finden ihn auch auf der Mittelsenkrechten der Strecke
Regulus-Alkaid, 1/5 streckenwegs zur Seite von Arcturus. Etwas weiter vom Löwen entfernt stehen die kleineren
Haufen M46 und M47 im Sternbild Puppis/Achterdeck. Einige
helle Sterne von M47 sind auch mit dem Fernglas
schon zu sehen. Kompakt und reichhaltig, aber einiges
dunkler ist der Sternhaufen M46 gleich daneben. Ab
8'' zeigt dieser bei geringer Vergrößerung einen Teppich
farbenprächtig strahlender Sterne. Auf der anderen Seite des Sternbilds Löwe kommen wir zum
Berenike-Haufen (Mel 111)/Coma Berenices
Cluster im Sternbild Coma Berenices. Der ähnlich gut wie
der Bienenkorb-Haufen erkennbare Haufen liegt halbwegs
zwischen Denebola (Löwe) und Cor Caroli (Jagdhunde). In einem eher leeren Umfeld zeigt sich dann der bezüglich
seiner Sichtbarkeit dem Weihnachtsbaum-Haufen
vergleichbare bunte Haufen Collinder 464 im
Sternbild Giraffe. Er liegt auf der Strecke
Polaris-Capella, 1/3-wegs von Polaris. Wieder auf dem Sichtbarkeitsniveau der Hyaden liegt der Perseus-Haufen
(Mel 20)/Alpha-Persei-Cluster im Sternbild Perseus.
Er gruppiert sich um den hellen Stern Mirfak/Alpha Persei. In seiner Nähe, hin zu Kassiopeia, liegt der einzige
bekannte Doppelsternhaufen unserer Milchstraße, Ha-Chi-Persei.
Trotz seiner großen Entfernung von 6.800/7.600 Lichtjahren
ist er leicht aufzufinden und gut im Fernglas zu
betrachten. Von ihm aus kommen wir zum Eulen-Haufen
(NGC 457) beim Kassiopeia-Stern Ruchbah ("Knie"). Manche
nennen ihn anspielungsreich auch "E.T." - wie ein
geheimnisvolles Alien schwebt er, großäugig, im Raum. Für
mich ist es allerdings "s'Geistle". Im Sommer klar zu sehen ist auch mit einem mittleren Glas
der Wildentenhaufen (M11). Besonders markante
Ausgangspunkte können Altair sein oder Antares. Wir finden
M11 neben dem "Kasten" aus HR 7083, R Scuti/Schild, HD
173744 und HD 174005. In diesem liegt ein etwas
schwierigerer, lichtschwacher Haufen, Basel 1. Dabei gelangen wir zuerst zu Messier 3. Diesen gerne besuchten Kugelsternhaufen finden wir auf der Strecke Arcturus-Cor Caroli fast halbwegs, etwas näher an Arcturus. Oder wir suchen den markanten Winkel 23CVn-20CVn-19CVn-HR4997 zwischen Alkaid und Cor Caroli und hangeln uns dann über Zweiergruppen bis zur Linie HR5145-HD119686-HD120476 mit dem charakteristisch eingefügten Paar HD119944/HD120007. Dort steht M3 unübersehbar bei HR5145. >>>GoToGrafik Der Kugelsternhaufen Messier 13 ist noch etwas besser zu sehen. Er liegt im Sternbild Herkules und ist zu finden auf der Strecke Eta Her-Zeta Her, 1/3-wegs von Eta Her. Ein anderer Aufsuchweg führt uns über das Sternbild Nördliche Krone/Corona Borealis. Vom Endstern 14CrB gehen wir über die Linie 13CrB-14CrB weiter zur dazu querliegenden charakteristischen Vier-Sterne-Linie HR6046-16CrB-HR5983-HR5957 (mit einem lichtschwacheren Stern/Dreieck in der Mitte). Diese Linie verlängern wir bis zur Strecke EtaHer-ZetaHer und finden den Haufen etwas über dem Schnittpunkt dann beim Paar HD150998/HD150679. >>>GoToGrafik Oft stehen M3 und M13 zu nahe am Zenit bei günstiger Beobachtungszeit. Dann können z.B. die hellen und ausgedehnten Haufen M10 und M12 (Gumball Cluster) bequem aufgesucht werden. Wir finden sie bei Sabik im Sternbild Schlangenträger. Auch der Kugelsternhaufen M15 in Pegasus, bei Enif und Delta Equulei, ist ein leicht erreichbares Ziel oder der leider meist sehr tief stehende, zusätzlich durch kosmische Staubwolken abgeschwächte M22 im Schützen. >>>GoToGrafik M15 |
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7.2 Vom Seemöwen-Nebel zum Kalifornien-Nebel
Eine Warnung vorweg, ehe wir uns an das Aufsuchen von Nebeln
machen: Nebel benötigen einen dunklen Himmel weitgehend ohne
Mondlicht oder Sonnenrestlicht. Der Einsatz von Filtern
(UHC-, OIII-, H-Alpha- oder H-Beta-Filter) ist meist
empfehlenswert - bringt aber in der Regel nichts, wenn wir
nicht auch ohne Filter schon was sehen. Und auch dann sehen
wir sie vorwiegend in Grautönen. Farbe gibts nur mit
Astrofotografie, mit Langzeitbelichtung und/oder Stacking.
Am besten nochmal lesen, was unter 1.2 zur
"Frustrationstoleranz" steht! |
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7.3 Vom Seelennebel zum Hantel-NebelNach der Milchstraßen-Lücke beim Perseus-Schild, die eine gute Orientierungs- und Gliederungshilfe bietet, besuchen wir ein zweites reiches Nebelgebiet zwischen Mirfak/Alpha Persei und Altair/Alpha Aquilae, geprägt unter anderem durch das Sternbild Schwan, das im Sommer und im Herbst komfortabel zu sehen ist - im Sommer getrübt durch langes Tageslicht.Von Mirfak über Al Fakhbir und Miram weiter Richtung Segim stoßen wir bald nach Miram etwas oberhalb, zur Seite des Sternbildes Giraffe/Camelopardalis hin, zunächst auf den Seelennebel (SH2-199/IC 1848 u.a.), der beim Hintern der Giraffe liegt. Das ist ein Emissionsnebel in ca. 7.500 Lichtjahren Entfernung, mit einer längsten Ausdehnung von ca. 100 Lichtjahren und mehreren offenen Sternhaufen. Dieses großzügig strukturierte Gebilde bietet besondere Freuden für Astrofotografen. In der unmittelbaren Nachbarschaft, Richtung Kassiopeia, liegt der ähnlich spektakuläre Herznebel (IC 1805), wie der Seelennebel ein Emissionsnebel aus ionisiertem Wasserstoff-, Sauerstoff- und Schwefelgas mit eingestreuten Dunkelwolken. Beide Nebel erfordern besondere Kenntnisse, entsprechende Ausstattung, Erfahrung. Richtung Perseus gelangen wir zum Kleinen Hantelnebel (M76), der eine lichtstarke Ausrüstung erfordert. Zur Entfernung dieses Planetarischen Nebels gibt es stark abweichende Angaben zwischen 1.700 und 8.200 Lichtjahren. Wir finden ihn ungefähr halbwegs auf der Strecke Almach (Perseus)-Ruchbah (Kassiopeia), etwas zur Seite von Andromeda abweichend, bei Phi Persei. Im Sternbild Perseus können wir im August den Sternschnuppenregen der Perseiden bewundern. Mit einem großen Sprung über das Milchstraßenband, weitab zum (inoffiziellen) Sternbild Großer Wagen, finden wir einen weiteren seiner Gestalt wegen geschätzen Planetarischen Nebel, der wie M76 mindestens 8'' und sehr günstiges Seeing erfordert, den Eulen-Nebel (M97). Seine Blautönungen machen ihn auch ohne Filter gut sichtbar - wenn die Umstände stimmen. Aufzuspüren ist er abseits der Strecke Merak-Phecda, an der charakteristischen Dreierlinie HD 97455-HD 97302-HD97125 mit dem Knick zu HD 96832, zwischen HD 97455 und HD 97302. >>>GoToGrafik Den planetarischen Blauer-Schneeball-Nebel (NGC 7662) können wir im Sternbild Andromeda aufspüren. Er zeigt sich schon in Ferngläser ab 50mm Öffnung als bläuliche Scheibe dank seines Sauerstoffreichtums, ionisiert durch den Zentralstern. Er liegt bei 13 And. Auf der anderen Seite des Milchstraßenbandes finden wir den Emissionsnebel IC 1396, mit dem Elefantenrüssel (IC 1396A), einer Dunkelwolkenformation. IC 1396 hängt gleichsam am Sternbild Cepheus, am Roten Überriesen Erakis (Granatstern/Garnis Star/Mu Cephei) als "Haken". Mit einem Schlenker ins Sternbild Drache kommen wir zwischen Altais und Aldhibah zum famosen Katzenaugennebel (NGC 6543) - mit 8'' und 300facher Vergrößerung gibt es bei dunklem Himmel schon eine Ahnung der Form. Ein Katzenauge ist jedoch erst ab 16''/400mm Öffnung zu erkennen. Weiter zum Sternbild Schwan finden wir an dessen Rand den Nordamerikanebel (NGC 7000), bei Deneb/Alpha Cygni. Wie der Kaliforniennebel wird auch der Nordamerikanebel wegen seiner Ähnlichkeit mit einer geographischen Einheit so genannt. In der Nachbarschaft von NGC 7000 befinden sich weitere interessante Nebelgebilde, vor allem der etwas schwächere Pelikan-Nebel, IC 5070. NGC 7000 zeichnet sich durch seine Ausdehnung und Helligkeit aus. Vom Milchstraßenband weg Richtung Sternbild Drache liegt der schwierig aufzufindende Blinkende Nebel (NGC 6826) - ein Planetarischer Nebel, etwa 2.200 Lichtjahren entfernt. Das Blinken entsteht als optische Täuschung, wenn das Auge bei Teleskopen mit 8'' Öffnung und einer Vergrößerung von 80- bis 100-fach zwischen Fokussierung und Vorbeiblick wechselt. Wir finden ihn bei 16 Cyg oder mit weiterem Sehfeld bei Theta Cyg. Zurück im Milchstraßenband, beim anderen Flügel des Sternbildes Schwan, wartet der Nebelkomplex Cirrusnebel/Schleiernebel/Veil Nebula als Teil des Cygnusbogens auf uns. Der Cygnusbogen ist ein ausgedehnter Supernovaüberrest. Sein sichtbarer Teil, der Cirrusnebel, ist in einen Westteil (NGC 6960, "Sturmvogel" oder "Hexenbesen") und einen im allgemeinen einfacher zu erkennenden Ostteil (NGC 6992, NGC 6995, IC 1340) gegliedert. Dazwischen liegen die gleichfalls zugehörigen Nebel NGC 6979 und NGC 6974. NGC 6960 ist teilweise schon mit einem stärkeren Fernglas (mit OIII-Filter) zu ahnen. Er wird markiert durch den hellen Doppelstern 52 Cyg. Nach dem Besuch im Hexenkessel des Cirrusnebels können wir uns - mit lichtstarker Optik - Erholung gönnen beim Ringnebel (M57), einem Planetarischen Nebel in einer Entfernung von 2.300 Lichtjahren mit einem Durchmesser von 1,3 Lichtjahren. Seine harmonische Gestalt zeigt sich allerdings erst im Sommer und mit Objektiven ab 8'' ansatzweise bei höherer Vergrößerung. Der Ringnebel ist ein Planetarischer Nebel und liegt im unteren Bereich des Sternbildes Leier/Lyra, ziemlich genau halbwegs zwischen Sulafat und Sheliak. Seiner geringen scheinbaren Helligkeit und Ausdehnung wegen ist er allerdings nicht auf Anhieb zu finden. >>>GoToGrafik Unsere Reise durch das Nebelband zwischen Mirfak und Altair endet beim gut zu sehenden Hantelnebel (M27), einem Planetarischen Nebel von 3 Lichtjahren Durchmesser in 1.400 Lichtjahren Entfernung, der an eine Sanduhr oder eben eine Hantel erinnert. Sein energiereicher Zentralstern sorgt für angeregtes Leuchten der Gashülle. Schon im Fernglas ist er als deutlicher Lichtfleck erkennbar, in Teleskopen zeigt er ab 5'' die Hantelform. Ein UHC-Filter macht die Struktur deutlicher. Er steht im Sternbild Fuchs/Vulpecula bei 14 Vul, dem mittleren Basisstern des "M", das von 17, 16, 14 und 12 Vul gebildet wird. Ein anderer Weg führt vom Sternbild Pfeil aus, von 16 Sge über eine Folge von Sternpaaren zu einer schräg liegenden Dreier-Sternlinie (HD189657-HD189733-HD345459), über der wir den Hantelnebel deutlich erkennen. >>>GoToGrafik Südlich des Hantelnebels finden wir im Sommer die drei lohnenden Objekte M8 (Lagunen-Nebel), M16 (Adler-Nebel) und M17 (Omega-Nebel), lichtstarke und gut umrissene Nebelformationen zwischen Schild/Scutum und Schütze/Sagittarius, auch im Fernglas mit OIII-Filtern ordentlich zu sehen, allerdings meist nahe am Horizont. Nahe beim Lagunennebel finden wir gleichfalls bequem mit dem Fernglas den im Teleskop leicht aufzulösenden Kugelsternhaufen M22. Schön im Spätsommer/Herbst auch der Helix-Nebel (NGC 7293) bei günstigen Bedingungen mit einem lichtstarken Fernglas, ein Planetarischer Nebel mit der VM +7.59, "Auge Gottes" genannt, beim Sternbild Aquarius, nahe Fomalhaut. Eine besonders delikate Spätsommer-Frühherbstfahrung mit einem größeren Teleskop ist in der Nähe der grün-bläuliche planetarische Saturn-Nebel (NGC 7009), der oft bei seinem Namensgeber weilt, dessen Form er andeutet. >>>GoToGrafik M8 M16 M17 M22 |
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7.4 Galaxien zum Einstieg
Galaxien benötigen in der Regel eine aufwendigere Suche als
Sternhaufen und Nebel. Mit bloßem Auge können wir nur die
Andromeda-Galaxie als diffusen hellen Fleck
wahrnehmen. Bei sehr gutem Seeing erhaschen wir unweit
von ihr bisweilen auch noch einen Blick auf die
Dreiecksgalaxie. Am Südhimmel zeigen sich die beiden
Magellanschen Wolken dem Betrachter ohne Gerät. Dem Fernglas
sind am Nordhimmel noch die größere und hellere Bode-Galaxie
M81, die Whirlpool- und die Feuerrad/Pinwheel-Galaxie
zugänglich. Einige weitere Galaxien können wir schon mit
kleineren Teleskopen ohne GoTo aufspüren. Erfahrene
Beobachter kommen mit einem Fernglas 10x50 zu allen hier
aufgeführten Galaxien - in der Regel allerdings nur als
Lichtpunkte/Lichtnebel. |
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7.5 Galaxien zum Grübeln
Schwieriger wird es bei der folgenden Gruppe von Galaxien -
wegen schlechter Sichtbarkeit und/oder weil es weniger
Aufspürhilfen gibt. Wobei ich mich auf Galaxien beschränkte,
die mit Optiken bis 8'' zu erreichen sind - auch wenn dies
nicht immer einfach ist. Einige - erkennbar an der
Messier-Nummer - können unter günstigen Bedingungen durchaus
auch im großen Fernglas gesehen werden, als Lichtpunkt oder
wattige Helligkeit. |
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7.6 Himmelswanderungen mit dem Fernglas
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8 Vermischtes
Einige mir wichtige Themen und Betrachtungen von allgemeinem
Interesse waren in der vorangegangenen Systematik nicht
unterzubringen. Ich füge sie hier an. |
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8.1 TagbeobachtungBei Tagbeobachtungen, die nicht der Sonne gelten, unbedingt die Sonnennähe meiden, am Besten sich im Schatten aufstellen. Denn schon ein versehentlicher Blick mit dem Fernglas in die Sonne kann die Augen unwiderruflich schädigen! Eine Schattenposition erhöht nebenbei auch die Sensitivität der Augen. Zur Tagbeobachtung eignet sich neben der Sonne
naheliegenderweise zunächst der Mond, der auch bei Tage
oft genügend Licht von der Sonne abbekommt, um bei klarem
Himmel ein lohnendes Beobachtungsobjekt abzugeben. Aber auch die beiden inneren Planeten Venus und Merkur
bieten sich an. Sie stehen tagsüber höher am Himmel als
nachts. Details ihrer Oberflächen sind bei Tag besser zu
erkennen als bei Nacht. Jupiter und Saturn können am Tag
durchaus auch lohnend sein, besonders für Astrofotografen. Bei Sternbeobachtung am Tag ist GoTo besonders sinnvoll,
da die eigene Orientierung vor dem hellen Hintergrund
schwierig ist. Eine hohe Vergrößerung zur Reduzierung der
Hintergrundhelligkeit wird von einigen Tagbeobachtern
empfohlen. Auch die Verwendung von Rot- oder
Orangefiltern, um das Himmelsblau zu reduzieren, und von
Polarisationsfiltern schafft bessere Kontraste. Im
Hochgebirge ist der Himmelsgrund dunkler als im Flachland,
was dem Seeing bei Tage förderlich ist. Ein weiteres beliebtes Objekt für Tagbeobachtungen sind
Kometen. Einige der beeindruckendsten Kometenbeobachtungen
konnten bei Tag gemacht werden, so zeigte sich etwa am 13.
Januar 2007 McNaught am hellen Tage unter dem Nordhimmel. Zu bedenken ist bei Tagbeobachtungen, dass Teleskoptuben
häufig dunkel gefärbt sind, was zu massiver Erhitzung bei
Sonnenbestrahlung führen kann! Auch dies ist ein wichtiges
Argument für die Aufstellung im Schatten. Bei Tag sind im
Gelände zudem unter Umständen zahlreiche Insekten
unterwegs - vor dem Einpacken ggf. Abschütteln nicht
vergessen! |
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8.2 Aufzeichnungen
Viele Astronomie-Enthusiasten empfehlen Anfängern das Führen
eine Beobachtungstagebuchs. Das soll dreierlei leisten: Die
Wahrnehmung schärfen, Vergleiche ermöglichen und der
Erinnerung aufhelfen. |
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8.3 Eigenbau
Ehe die chinesische Produktion den Markt mit günstigen
Teleskopen flutete, war der Selbstbau in der
Astronomen-Szene weit verbreitet. Wobei es vor allem Newtons
waren, die gebaut wurden. Spiegel wurden selbst geschliffen
und aus Hartholz wurden rustikale parallaktische
Montierungen geschraubt, etwa nach den Vorgaben von Wolfgang
Schroeder ("Praktische Astronomie für Sternfreunde", 1960).
Im angelsächsischen Bereich heißt die Selbstbau-Bewegung ATM
(Amateur Telescope Making). Sie nahm in den 1920er Jahren
ihren Anfang. |
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8.4 Quadratur des KreisesDie Basteleien erschöpfen sich nicht im Selbstbau des Teleskops. Das Basteln gehört wohl zur Talente-Grundausstattung eines jeden Astronomen - und Karolina Lucrezia Herschel, die um 11 Jahre 4 Monate jüngere Schwester von Friedrich Wilhelm Herschel, zeigte schon früh, dass dies nicht nur Männer betrifft. Der Überlieferung zufolge habe sie nur die Linsen geschliffen, eigene Beobachtungen angestellt und Systematisierungen geleistet. Doch es ist auch von einem substantiellen Beitrag zum Bau der Beobachtungsinstrumente auszugehen, denn ihr handwerkliches Geschick wurde in der Familie sehr gelobt.Grundlegende Baubemühungen in Hobby-Astronomenkreisen scheinen der Quadratur des Kreises zu gelten. Statt Astrofotografie mit einem kontraststarken Linsenteleskop auf parallaktischer Montierung zu betreiben werden Dobsons mühevoll zugerüstet, um mit ihnen zu fotografieren. Viel Bastelfleiß fließt auch in den quasi-parallaktischen Umbau azimutaler Montierungen. Aus Sucherfernrohren werden Kameraoptiken, aus Kameras Sucherfernrohre. Allerdings mit unschätzbarem Erfahrungsgewinn und unbedingtem Spaß. Und eben gelegentlich auch mit der Erschließung neuer Möglichkeiten und Qualitäten. Einfach kann schließlich jeder. Vieles erinnert auch an die unter Sufis verbreitete Verbindung der getrennten Essenzen. Wo z.B. Oliven entölt, gedörrt und dann mit Olivenöl zusammen gebracht werden zum rituellen Genuss. Im Ausrüstungsbau der Himmelsbeobachtung entspricht dem etwa die immer extremere Verschlankung von Dobsons in der Leichtbauweise (Flextube oder Gitterrohr) - um dann dem Dobson einen Mantel gegen Wind, Feuchtigkeit, Staub und Fremdlicht umzuhängen, der nicht zu leicht sein darf, da er sonst ins Bild flattert. Und die Rockerbox muss das fehlende Gewicht des Dobson für die Stabilität ausgleichen. Aber auch hier gibt es einen ganz klaren Gewinn, die bessere Transportierbarkeit. Wie beim Olivenbeispiel die bessere Haltbarkeit der getrennten "Essenzen". |
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8.5 Isaac Newton
Wir alle benutzen seinen Namen in der Astronomie ständig,
wenn von "Newtons" oder "Newton-Reflektoren" die Rede ist,
dem wichtigsten Typus der unter Amateur-Astronomen
gebräuchlichen Teleskope. Aber was wissen wir noch von ihm,
außer dass er das Gravitationsgesetz gefunden haben soll,
als ein Apfel vom Baum fiel? |
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8.6 Sternwarten des Vatikans
1578 ließ Papst Gregor XIII. den "Turm der Winde" ("Torre
dei Venti") im Zentrum der Vatikanstadt bauen. Er diente
Jesuiten für astronomische Beobachtungen und Berechnungen
zur Kalenderreform des Papstes. Mit den "Ketzereien" des
Galileo Galilei wurde das Gebäude auch zu
Himmelsbeobachtungen genutzt, die Galilei widerlegen
sollten. Der Jesuit Christoph Grienberger hatte die
Beobachtungen Galileis zu beurteilen und kam in erhebliche
Gewissensnot, da er Galilei inhaltlich recht geben musste,
wie er dem Freund in einem Brief bekannte. Grienberger hatte
auch einen Vorläufer der parallaktischen Montierung zur
Sonnenbeobachtung mit dem "Helioskop" entwickelt. Es ist
davon auszugehen, dass er auch für Fernrohre Ähnliches
baute, dies aber nicht an die Öffentlichkeit drang. |
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8.7 Einsatz gegen LichtverschmutzungAstronomen wird gerne eine unpolitische Weltferne oder
gar Weltflucht nachgesagt. Das begann schon vor mehr als
2000 Jahren mit der Anekdote zu Thales von Milet, der beim
Betrachten der Sterne in einen Brunnen gefallen und darob
von seiner Magd Thratta ausgelacht worden sei, weil er
sich wohl mit den Dingen am Himmel auskenne, aber das
Naheliegende übersehe. In einem Belang zumindest kümmern sich Astronomen aber
sehr wohl auch um das Naheliegende: Wenn es um die
Lichtverschmutzung geht. Die bedroht nicht nur unsere
Gesundheit und unsere Lebensqualität allgemein, sie
gefährdet nicht nur die Lebensweise und konkret auch das
Leben von Insekten, Vögeln und anderen Tieren, sie
verschlingt nicht nur Unsummen an seltenen Rohstoffen und
Energie - nein, sie macht zunehmend auch die Ausübung der
Astronomie als Hobby und Profession schwierig bis in
weiten Bereichen unmöglich! Bedenken wir, was Charles
Messier mit seinen 3''-Fernrohren zu sehen vermochte und
vergleichen wir das mit dem, was an einem "normalen"
Zivilisationshimmel mit 75mm-Objektiven noch zu sehen ist! Einer der wichtigsten und einflussreichsten Kämpfer gegen
die Lichtverschmutzung ist Hans-Ulrich Keller, der
Gründungsdirektor des Carl-Zeiss Planetariums Stuttgart
und Herausgeber des Kosmos-Jahrbuchs "Himmelsjahr". Der
Schwerpunkt seiner einschlägigen Aktivitäten lag in den
Jahren 2000 bis 2010, mit zahlreichen Veröffentlichungen
und seinem Beitrag zur "Umweltnacht" Stuttgart 2006. Wichtig für Deutschland ist auch die "Initiative gegen
Lichtverschmutzung" der Fachgruppe "Dark Sky" in der
"Vereinigung der Sternenfreunde" e.V., die vor allem
zwischen 1998 und 2017 aktiv war und eine zu diesem
Zeitraum sehr informative Website mit der Adresse
"lichtverschmutzung.de" unterhält. Die Lichtverschmutzung hat trotz dieser Aktivitäten in
fatalem Maße zugenommen. Die öffentliche Hand ist zwar
sensibler geworden, es gibt Einschränkungen, vor allem für
den Insektenschutz. Aber die inzwischen groteske Züge
annehmende Lichtverschmutzung durch Privathaushalte macht
viele der ohnedies eher bescheidenen Erfolge (etwa bei der
öffentlichen Straßenbeleuchtung) zunichte. Da flammt im
schon mit Rindenmulch, Schotter oder gar Kunstrasen
abgetöteten "Garten" des nachts bei jeder
vorbeischleichenden Katze eine Flutlichtbeleuchtung auf.
Da wird im Ort zu jedem runden Geburtstag und jeder
Hochzeit ein Feuerwerk abgebrannt oder ein Himmelslaser
losgelassen. Da versinken zu Weihnachten und Ostern und
zunehmend auch anlasslos (LED-Licht ist ja sooo billig im
Verbrauch) Gebäude und Vorgarten unter Lichterketten. Dazu
kommt noch der Trend zu großen Fenstern und Glasfronten -
ohne Rolläden. Wie es scheint, wollen viele am liebsten
"draußen" leben - aber schön bequem, sicher und sauber,
wohl temperiert und voll ausgeleuchtet. Verhalten optimistisch stimmen Engagements wie die der Stadt Fulda, die zunächst aus ökologischen Gründen, dann auch mit dem Fokus auf Astronomie der Lichtverschmutzung Einhalt gebot und die 2019 von der International Dark-Sky Association das Prädikat "Dark-Sky-Community" erhielt. Ein weiteres, allerdings weit weniger gewichtiges
Politikum für Hobbyastronomen ist die Sommerzeit. Für
diejenigen, die morgens zur Arbeit müssen, bedeutet diese
eine Stunde weniger Beobachtungszeit in der Nacht. |
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8.9 Astronomie und KörperbildEs liegt zunächst nahe, die Astronomie als ganz vom Augensinn dominiert anzusehen. Und das fängt schon an damit, dass Galilei sein erstes Teleskop (als Nachbau der Erfindung von Hans Lippershey) mit Brillengläsern konstruierte.Wir leben heute dank der elektronischen Medien in einer durch und durch von Bildern geprägten Alltagswelt. Und Theorien wie die vom "pictorial turn" (Thomas Mitchell 1992) oder "iconic turn" (Gottfried Boehme 1994) haben die Überzeugung verfestigt, dass Bilder unsere Weltsicht heute bestimmen, nicht Sprache oder Handeln, um zwei der am häufigsten thematisierten Gegenspieler zu nennen. Astronomie erscheint vor diesem Hintergrund als eine in besonderem Maße "zeitgemäße" Beschäftigung. Dass der Augensinn für die Entwicklung der Menschheit einer der prägenden Sinne ist, steht außer Zweifel. Allerdings sollte uns stutzig machen, dass die zentrale Tätigkeit mentaler Welterschließung mit dem "Begreifen" operiert, einer Tätigkeit, die schon in ihrer Bezeichnung die Bedeutung der tätigen Hand herausstreicht. Und in der Tat: Wäre der Sehsinn der dominierende, lebten wir z.B. in einer kopfstehenden Welt. Unsere Augen drehen das sichtbare Bild und projiziert es so auf die Netzhaut. Erst die haptisch-bewegungsorientierte Erfahrung hat unser kopfstehendes Augenbild in der frühen Kindheit auf die Füße gestellt. Auch korrektes Sehen ist also auf das Greifen angewiesen. Von daher entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass kopfstehende Bilder für Astronomen seit Newton Teil der Beobachtungserfahrung sind. Objekt unserer Leidenschaft ist eine "unbegreifliche" (im konkreten Wortsinn) Welt. Unsere Hände können nicht nach den Sternen greifen, unsere Füße uns nicht dorthin führen. Und da draußen gibt es kein Unten und Oben. In mehreren berühmten Experiment hat der Psychologe George Stratton zuerst in Leipzig bei Wundt, dann in Berkley die Welt einige Tage so gesehen, wie wir ohne Amici-Prisma oder Zenitspiegel den Himmel mit einem Reflektor sehen. Seine Erfahrung: wir benötigen das Tasten und die Bewegung, um uns neu orientieren zu können. Eines der Hobbies von Stratton war übrigens das Bauen von Mauern, ein elementares Hand-Werk. Und wie steht es mit der Astronomie? Ist es wirklich das Sehen alleine, was ihre Erfahrung und ihre Faszination ausmacht? Wäre dem so, könnten wir uns ja mit Abbildern begnügen. Von denen gibt es genügend und in einer Qualität, die wir mit unseren Amateur-Ausrüstungen kaum erreichen - und schon gar nicht in der Betrachtung, am ehesten noch in der Astrofotografie. Astronomie ist Handeln, ist Umgang mit dem Gerät, Suchen, Auffinden. Ist aktive Praxis, nicht bloß konsumierendes Sehen. Daran sollten wir immer denken, wenn EAA-Angebote uns locken mit den Tausenden von Objekten, die sie uns bieten zum Konsum. Und wir verstehen, welchen Grund die Sternbilder der Menschheit auch hatten: Sie stellten den Himmel auf den Boden für seine menschlichen Betrachter, sie gaben ihm Hände und Füße. Daher kommen die meisten Himmelsbeobachter früher oder später zum Fernglas als wichtigem Beobachtungsinstrument - wenn sie damit nicht ohnedies schon begonnen haben. Es ist gut zu handhaben, gezielt zu führen und nahe am "realen" Himmelsanblick. Es ermöglicht sinnliche Spaziergänge am Himmel, als seien wir einfach nur ein wenig näher gerückt, als könnten wir die Objekte fast berühren, doch ohne die Orientierung zu verlieren. Und auch die Faszination von Dobsons dürfte sich zumindest zu einem Teil der haptischen Dimension unseres Weltumgangs verdanken. Auch wenn wir im Dobson in Welten fern unserer primären Wahrnehmung geführt werden ist ein zentraler, emotional aufgeladener Begriff des Dobson-Gebrauchs das "Schubsen". Astronomie lebt von den Dimensionen jenseits der Flächigkeit von Bildern. Und auch das fing schon mit Galilei an. Seine Entdeckungen haben das zweidimensionale "offizielle" Weltbild der Kirche durchbrochen. |
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8.10 Konjunktionen und Oppositionen
Konjunktionen sind die von der Erde aus gesehenen optischen
Näheverhältnisse einzelner Himmelsobjekte durch eine
Elongation nahe Null. Die bekannteste Konjunktion ist die
von Jupiter und Saturn, auch "Große Konjunktion" genannt.
Oppositionen sind Platzierungen von Planeten auf einer Linie
mit Erde und Sonne, wobei die Erde in der Mitte steht. Beide
Phänomene sind sowohl in der Astronomie, als auch in der
Astrologie von Bedeutung. |
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8.11 AstrologieAstronomie und Astrologie waren zu Beginn der menschlichen Beschäftigung mit den Himmelsobjekten noch nicht getrennt. Welchen konkreten Hintergrund die Sternkonstellationen in der Höhle von Lascaux haben, einen eher astrologisch-magischen oder einen eher astronomisch-kalendarischen, wissen wir nicht. Identifizierbar sind die Plejaden im "Saal der Stiere". In Mesopotamien hatte die Astronomie-Astrologie erkennbar ab etwa 2.500 vor Christus auch die Funktion, landwirtschaftlich relevante Daten bereitzustellen. Regelmäßig wiederkehrende jahreszeitliche Veränderungen wurden verbunden mit bestimmten Stern- und Planetenkonstellationen. Es ist davon auszugehen, dass als Folge dieser Erfahrungen Himmelsereignisse als Vorboten und Mitteilungen auch anderer als klimatisch-landwirtschaftlich relevanter Ereignisse angesehen wurden. Wichtig wurde dabei die Verbindung des Naturgeschehens am Himmel mit numerischen und geometrischen Aufzeichnungen und Berechnungen.Die griechisch-alexandrinische Antike verknüpfte dann die babylonischen Sternbilder (kodifiziert um ca. 700 v. Chr.) und die angesammelten astronomischen Kenntnisse der syrisch-mesopotamisch-babylonischen Region mit den ägyptischen Vorstellungen von der Schöpfungsordnung und der sphärischen Organisation des Kosmos sowie den griechischen Auffassungen vom göttlich gelenkten Schicksal und von der Vier-Elemente-Lehre. Dabei entstanden die ersten prognostischen Individual-Horoskope. Als Aufzeichnungen ohne Deutung (nach heutigem Kenntnisstand) wurden sie schon in Babylonien erstmals mit der Geburtskonstellation des "Sohnes von Shumar-usur" 410 v. Chr. in Stein gehauen. Kurz vor der Zeitenwende machten sich der Legende zufolge drei Astronomen-Astrologen aus dem "Morgenland" - vermutlich dem Raum des heutigen Iran oder Irak - auf den Weg, um dem "Stern von Bethlehem", nach frühen Spekulationen und heutigem Kenntnisstand entweder die Bahn eines Kometen oder eine Große Konjunktion von Jupiter und Saturn, ans Mittelmeer zu folgen. Im Römischen Reich verflachte die Astrologie nach der Zeitenwende auf das Niveau heutiger Zeitungshoroskope. Aus dem Mittelalter ist das Fortleben der Astrologie bekannt, trotz überwiegender Distanz auch in kirchlichen Kreisen. Augustinus etwa legt davon kritisch Zeugnis ab in seinen "Bekentnissen" im 4. und im 7. Buch. Im ausgehenden Mittelalter und in der Renaissance erlebte die Astrologie eine Neubewertung und Aufwertung. Auch das Papsttum vertraute ihr nun weitgehend, Papst Leo X. richtete 1520 an der päpstlichen Universität Thomas von Aquin gar einen Lehrstuhl für Astrologie ein. Die gleichfalls neu belebte Disziplin der Astronomie knüpfte zunächst an die alte Tradition einer engen Verbindung mit der Astrologie an. So waren Tycho Brahe und Johannes Kepler auch praktizierende Astrologen. Kepler sagte Ereignisse des Türkenkriegs 1593-1606 voraus und erstellte ein erstes Horoskop für Albrecht von Wallenstein 1608. Keplers Auffassung gegenüber Wallenstein, der klare Prognosen erwartete, war allerdings: "Die Sterne zwingen nicht, sie machen nur geneigt." - Ein Satz, der auch Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Shakespeare zugeschrieben wird. Von Kepler ist auch der Satz überliefert, die Astrologie sei das "närrische Töchterlein der Astronomie". Dazu eine bemerkenswerte Stelle aus Augustinus, Bekenntnisse, 7. Buch, in der er sich auf Aussagen seiner Freunde Vindicianus und Nebridius bezieht: "eine wirkliche Kunst der Vorschau in die Zukunft gebe es überhaupt nicht, es handle sich um rein menschliche Mutmaßungen, bei denen oft der Zufall die Rolle des Orakels spiele, und wer vieles sage, sage allerlei, was hinterher eintreffe" (nach der Übersetzung von Joseph Bernhart). Dies sei erinnert in Zeiten, die wieder zahlreiche Propheten (ohne Berufung auf die Astrologie allerdings) auch in verantwortlichen Positionen hervorbringen mit der Klima-, der Corona- und der Ukraine-Krise, Propheten, die "allerlei" sagen. In seiner Jugend hat Augustinus nach eigenem Bekenntnis im 4. Buch Astrologen (bei ihm heißen sie "mathematicos") häufig zu Rate gezogen, da es bei ihnen weder Tieropfer noch Gebete an Geister gebe. Mit der massiven Ablehnung zugleich durch die Reformation und die gegenreformatorischen Jesuiten verlor die Astrologie im 17. Jahrhundert an Legitimation. Die Jesuiten förderten stattdessen nachdrücklich die Astronomie. Newton beschäftigte sich zunächst 1662 mit der Astrologie, fand ihre Berechnungen und Ableitungen allerdings abstrus. Sein Interesse galt fortan der Mathematik, der Physik und der Astronomie - was ihn nicht hinderte, sich zeitlebens auch intensiv mit theologischen Fragen und mit der Alchimie auseinander zu setzen. Im 18. Jahrhundert wurde die Astrologie dann unter dem Einfluss der Aufklärung aus den Universitäten verbannt. Seitdem ist sie in wechselnder Intensität fester Bestandteil der Alltagskultur und in verschiedenen Subkulturen prägend präsent. In der Astronomie ist ihre Präsenz durchaus auch heute noch zu ahnen. Wenn von "Opposition", "Konjunktion" und Ähnlichem die Rede ist, spüren wir noch etwas vom Raunen magischer Vorstellungen. Eine "Konjunktion" z.B. ist schließlich nichts weiter als eine besonders auffallende optische Nähe (im Extremfall die Überlappung) zweier oder mehrerer Objekte für den Blick von der Erde aus. Festzuhalten ist, dass unter "Astrologie" zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Personen Unterschiedliches gemeint ist. So hatte z.B. Kepler offenkundig eine ganz andere, weit differenziertere Auffassung von Astrologie als sein "Klient" Wallenstein. |
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9 Eine Typologie der Sternen-Leidenschaft
Jäger und Sammler - Hier findet sich die
große Schar derer, die mit der Astrokamera oder ihrer
guten alten Spiegelreflex auf die Jagd nach Bildern von
ihrer Sonne, ihrem Mond, ihrem Lieblingsplaneten oder
ihren Nebeln und Galaxien gehen. Ihre Festplatten quellen
über von Bildern, die tausendfach ähnlich auch auf anderen
Festplatten sich stapeln - und doch sind es eben die
eigenen Bilder, und darin sind sie unvergleichlich. Oft
geben diese Bilder einen ersten Anstoß für diejenigen, die
diese Bilder sehen dürfen (ok, manchmal auch eher müssen,
aber sie könnten sich ja wehren!), selbst einmal (wieder)
bewusster nach oben zu schauen, trotz Lichtverschmutzung
und Smartphone und raus aus dem ganzen Bildermüll hier
herunten. Jäger und Sammler haben oft auch die besten
Augen, geschult im beständigen Abgleich, in beständiger
Nachführung. Entdecker - Zu erkennen am filigransten Dobson auf
dem Platz. Und neben dem hocken sie auf einem riesigen
Thron und schauen, schauen was das Zeug hält immer in den
gleichen Himmelsausschnitt. Nur sie sind in der Lage, auch
in der größten Schwärze noch etwas zu entdecken - und sei
es ein schwarzes Loch! Es gibt auch noch einen ganz
entgegengesetzten Entdecker-Typus. Aber den habe ich nur
selten und nur sehr kurz gesichtet, da er mit einer
äußerst mobilen Ausrüstung immer auf der Flucht scheint.
In Wirklichkeit flieht er natürlich nicht, er sucht nur.
Den besten Platz, den besten Winkel, den besten Zeitpunkt. Goldjungs - Unter ihnen kann man sich schon mal
fühlen wie bei einem Motorradtreff, wo es um den geilsten
Auspuff und das satteste Geröhre geht. Goldjungs haben
viel Geld in ihrer Ausrüstung gesteckt und das dürfen
andere auch gerne sehen. Das Auto, mit dem sie ihre
Ausrüstung kutschieren, könnte allerdings Probleme haben,
den nächsten TÜV zu bestehen. Der gelegentlich um sie
herum aufflammende Wettstreit um den längsten Tubus und
den dicksten Dobson hätte Freud sicherlich viel Freude
bereitet. Selbstredend gibt es nur Goldjungs, keine
Goldmädchen - von raren Ausnahmen abgesehen. Die Geselligen - Ihnen gehören die Astrotreffs und
die gemeinsamen Beobachtungsnächte. Von ihnen kann mal
viel lernen, ohne erstmal eine schweigende Herbstnacht
kältebibbernd gemeinsam zu verbringen. Denn sie haben auch
einen satten pädagogischen Eros und in der Regel viel zu
erzählen! Auch wenn nicht alles aus ihrem eigenen
Erfahrungsschatz stammt, was dem Nutzen keinen Abbruch
tut. Eine Überprüfung der Fakten empfiehlt sich
gelegentlich. Der Kiebitz - Seine eigene Ausrüstung (sofern er
eine hat) verstaubt im Keller. Er geht gerne mit, um die
Ausrüstung von Freunden fachmännisch zu bewerten. Wenn
sein Rücken es erlaubt (was selten der Fall ist), hilft er
auch beim Schleppen und Aufbauen. Bei Astrotreffen sammelt
er eifrig Beobachtungserfahrungen. Meist hat er auch ein
paar Dosen Bier dabei und Salzstangen. Öffentliche
Sternwarten meidet er. Spechtler - Sie haben sich auf Ferngläser
spezialisiert und lieben die freihändige Beobachtung.
Weshalb sie Binokulare mit Winkeleinblick nur argwöhnisch
zur Kenntnis nehmen. Wichtigstes Utensil ist der Tisch für
ihre Sammlung an Gläsern. Und daneben ein Stuhl mit hoher
Rückenlehne, kippbar. Damit können sie ein Glas und den
Kopf stundenlang halten. Und gelegentlich auch mal den
Nacken entspannen, wenns denn dringend notwendig wird. Das
Berlebach-Stativ benutzen sie nur zu fortgeschrittener
Stunde. Mancher kam erst nach Jahren des Dobson-Schleppens
und -Schubsens zum Fernglas - und träumt nun von
20-60x125, zu einem Gewicht unter 2,5 Kilogramm. Galaxien?
Es gibt Wichtigeres! Wissenschaftler - Bei ihnen hat alles schon in
früher Kindheit angefangen. Sie waren Preisträger bei
"Jugend forscht" und später haben sie Physik studiert und
heute sind sie Teil astronomischer Netzwerke, die Daten
etwa zu Meteoroiden sammeln. Ihre Jahreszeit ist der
tiefste Winter, gerne mit Schnee und Eis. In langen
Beobachtungsnächten trinken sie nur Kaffee ohne Milch und
Zucker und ihre Aufzeichnungshefte sind Legende! Ab 3 Uhr
morgens laufen sie gelegentlich blau an. Sie klagen über
Chinaschrott und vergessen, dass Galileo Galilei von so
manchem "Chinaschrott" hemmungslos begeistert gewesen
wäre! Freaks - Sie haben den größten Teil ihrer
Ausrüstung selbst zusammengebastelt und können einige
Erfindungen vorweisen. An ihrem Tubus hängen vier
verschiedene Sucher mit einer vielfach verkabelten
Sucherkamera. Einen Sucher haben sie obligatorisch selbst
entwickelt. Dazu noch eine Sucherheizung mit Gebläse.
Gelegentlich zerschellt ein Teleskop beim Sturz von ihrer
selbstgebastelten Polhöhenwiege mit Nachführautomatik.
Manche von ihnen gründen einen Astroshop, der aber bald
pleite geht, wenn sie nicht einen tüchtigen
Geschäftsführer finden. Ästheten - Sie sind die wahren Nebel-Jäger! Um
ihren Hals baumeln zahllose Filter, mit denen sie noch die
letzten blassen Farblichter aus den filigranen Windungen
der Medusa locken oder den Affenkopf in Blau- und Rottönen
entflammen lassen. Ihr Lieblingsaufenthalt ist der
Eskimo-Nebel, den sie nur mit Mackinlay's (sofern sie
nicht schon alles Geld für Filter ausgegeben haben) und
einem Komfortsessel ausgerüstet besuchen. Und mancher von
ihnen ging schon spurlos in SH2-199 verloren. Melancholiker - Wie die Sinnsucher und Mystiker
brauchen sie eigentlich gar kein Teleskop. Meist findet
man sie neben der Ausrüstung im Gras liegend und in die
Weite schauend. Im Sommerhalbjahr wohlgemerkt. Oder sie
spazieren fern des Beobachtungsplatzes umher und machen
sich Notizen. Weniger zu ihren Beobachtungen, mehr über
das, was sie hätten beobachten können. Eigentlich
benötigen sie die Ausrüstung nur als Vorwand, um besonders
einsame Plätze mit dem Auto anfahren zu dürfen ohne
schlechtes Gewissen. Gelegentlich schauen sie auch durch
das Okular, aber ein Blick genügt, um sie erneut von der
grandiosen Nichtigkeit unserer Existenz zu überzeugen. |
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10 Glossar
Alignment - Alignment, kurz auch "Align",
bezeichnet allgemein die Ausrichtung des Teleskops. Die
einfachste Form ist das Polar Alignment bei
EQ-Montierungen am Polarstern. Meist ist mit Alignment die
Einstellung der GoTo-Steuerungssoftware eines Teleskops
auf den an einem bestimmten Standort zu einer bestimmten
Zeit gegebenen Sternenhimmel gemeint. Ein gutes Alignment
ist die Voraussetzung dafür, automatisiert Objekte gezielt
anzusteuern und ihnen automatisch zu folgen bei der
"Wanderung" gegen die Erddrehung. Beim elektronisch
unterstützten Alignment ist zu unterscheiden zwischen dem
manuellen Ansteuern bei der Einstellung und der
automatischen Identifikation des Sternhimmels über
Bilderkennung. Beim manuellen Ansteuern muss eine bestimmt
Anzahl von Objekten nacheinander aufgesucht werden, um
deren Position in der Software abzuspeichern. Oft müssen
auch Zeit und Ortskoordinaten manuell eingegeben werden.
Im vollständigen Auto-Alignment erhält die Software über
GPS oder WLAN Informationen zu Standort und Zeit sowie
über eine Kamera eine Abbildung des vom Teleskop
anvisierten Himmelsausschnitts - und errechnet daraus über
Bildanalyse und Vergleich die Stellung des Teleskops zum
Sternenhimmel. Amici-Prisma - "Amici" ist Italienisch und
bedeutet "Freunde". Freunden zeigt man die Welt so, wie
sie ist - nicht kopfstehend oder seitenverkehrt. Was das
Teleskop-Okular jedoch zeigt, ist in der Regel genau dies:
um 180 Grad gedreht oder seitenverkehrt. Ein Amici-Prisma
dreht das Bild wieder auf die Füße. Eine Umkehrlinse
leistet das Gleiche. Aber Achtung: Das "Amici-Prisma" hat
mit Freunden nichts zu tun, so schön das auch klingt. Der
Erfinder hieß Giovanni Battista Amici (1786-1863), ein
genialer Mathematiker, Optiker und Astronom aus Modena in
Norditalien. AP - Die Austrittspupille (s. dort), im
Unterschied zur Eintrittspupille (EP). AS - Aparent Size, angegeben in Bogenminuten/arcmin. Neben der VM/Visual Magnitude ist der Aparent Size von besonderer Bedeutung für die Wahrnehmbarkeit. Die Andromeda-Galaxie hat einen AS von 177.8 arcmin Länge, der Kugelsternhaufen M22 von 32.0 arcmin Durchmesser, die Whirlpool-Galaxie von 13.7x11.7 arcmin Fläche. Gut ausgestattete Planetariums-Programme wie Sky Safari oder Sky Guide bieten diese Daten. Asterismus - Das griechische Wort ἀστερισμός
bedeutet schlicht "Sterngruppe". In der Astronomie wird
damit ein Sternbild bezeichnet, das nicht zu den offiziell
anerkannten 88 gehört. Am bekanntesten sind der Große und
der Kleine Wagen als Teile der Sternbilder Großer und
Kleiner Bär. Ein anderes Wort dafür ist "Konstellation". Austrittspupille (AP) - Die Austrittspupille ist
der Durchmesser des Strahlenbündels, welches das Okular
zum Auge durchlässt. Ihr Maß ist in Millimetern angegeben
und ihr Wert entspricht dem Quotienten von Objektivöffnung
D ("Eintrittspupille" des Objektivs) in Millimetern und
jeweiliger Vergrößerung V, AP=D:V. Bei Kindern kann das
Auge (als "Eintrittspupille") bis zu 8mm bei weit
geöffneter Pupille aufnehmen, im fortgeschrittenen Alter
kann der Wert unter 4mm sinken, weil die Elastizität der
Pupillenmuskulatur abnimmt. Die mit der Vergrößerung
umgekehrt proportional sinkende AP ist der Grund für die
Abdunklung des Bildes mit zunehmender Vergrößerung. Die
optimale Vergrößerung im Blick auf die Lichtausbeute
errechnet sich mit der Formel V(opt)=D:6 - wobei 6 der
durchschnittliche Wert für die Eintrittspupille Auge ist.
Bei geringeren Vergrößerungen wird Licht "verschenkt", bei
höheren geht Licht an die Vergrößerung verloren. Dies ist
auch wichtig für die Beurteilung von Ferngläsern! Der
Austrittspupille AP korrespondiert die Eintrittspupille
EP. Azimutal - "Azimut/Azimuth" kommt aus dem
Arabischen und bedeutet "Richtungen" oder "Wege". Gemeint
ist mit "azimutal" in der Astronomie die Ausrichtung zu
einem Objekt en face. Als würden wir den Körper drehen, um
einem Objekt genau gegenüber zu stehen. Dieser
horizontalen Bewegung folgt im Alltag die Bewegung in der
Höhe, das Heben oder Senken des Kopfes, um das Objekt ins
Zentrum des Gesichtsfeldes zu bekommen. Die azimutale
Ausrichtung, also Drehung um die Senkrechte, ist bei
azimutalen Montierungen die primäre, auf ihr basiert die
Ausrichtung in der Höhe (Altitude), die Drehung um die
Waagrechte. Diese Montierungen heißen auch
ALT/AZ-Montierungen. Sie entsprechen unserem Körpergefühl
und unserer Orientierung auf der Erdoberfläche und sind
daher für Nicht-Astronomen die vertrauteren. Wir kennen
sie im Prinzip auch aus der Fotografie mit Stativ: Erst
Schwenk, dann Höhenausrichtung. Gelegentlich wird bei
parallaktischen Montierungen die Drehung um die
Deklinationsachse auch als "azimutal" bezeichnet. Bogenminute - Eine Bogenminute ist der 60. Teil eines Winkelgrades. Bogenminuten sind eine wichtige Größe zur Angabe der Genauigkeit einer GoTo-Steuerung. Beim Celestron NexStar SLT 127/1500 beträgt diese Genauigkeit 16 Bogenminuten. Damit wird es eher zur Glückssache, entfernte Galaxien (für die das Teleskop ohnedies nicht gemacht ist) aufzusuchen. Beim Meade ACF-SC 203/2000 aus der LX90-Serie liegt die GoTo-Genauigkeit bei 3 Bogenminuten - was seinen Preis hat. Eine Bogenminute ist gegliedert in 60 Bogensekunden. Das Auflösungsvermögen von Optiken wird in Bogensekunden angegeben. Deep Sky Objects/DSO - Der "tiefe Himmel" ("deep
sky") ist die Bezeichnung für den Kosmos außerhalb unseres
Planetensystems. Verwendet wird der Ausdruck "Deep Sky
Objects" (DSO) vor allem für die amateurastronomisch
interessanten Objekte in diesem Bereich, Sternhaufen,
Nebel und Galaxien. Da unsere Milchstraße einen
Durchmesser von etwa 200.000 Lichtjahren (früher wurden
100.000 angegeben) und eine maximale Dicke von etwa 1.000
Lichtjahren misst, enthält sie bereits eine immense Anzahl
dieser Objekte. Die Zahl der Sterne in unserer Galaxie
wird auf mindestens 100 Milliarden Sterne geschätzt. Meist
wird von 200-400 Milliarden gesprochen. Die Milchstraße
enthält in ihrem Randbereich/Halo etwa 500
Kugelsternhaufen, davon sind etwa 150 bekannt. Selbst zwei
gleichsam angehängte Zwerggalaxien bietet die Milchstraße,
die beiden Magellanschen Wolken. Deklination - Der himmlische Breitengrad. Deklination (Dek/Dec) und Rektaszension (RA) entsprechen auf der Himmelskarte den geographischen Breiten- und Längengraden. EAA - "Electronically Assisted Astronomy".
Astronomie mit der Unterstützung durch Elektronik bei
Alignment, Auffinden, Nachführung und Bildqualität. Eintrittspupille (EP) - Bezeichnet beim Teleskop
die Objektivöffnung in Millimetern. Relevant in der
Astronomie ist auch die EP des menschlichen Auges (maximal
7mm, abhängig vom Alter und vom einfallenden Licht, das
die Pupille sich schließen lässt). Ist die
Austrittspupille des Okulars größer als die individuelle
EP, wird Licht verschenkt. Ist sie kleiner, sollte bei
lichtschwachen Objekten eine geringere Vergrößerung
gewählt werden. Denn die Formel lautet: Austrittspupille =
Öffnung : Vergrößerung. In der Jugend misst die EP 7-8mm,
im Alter kann sie unter 4mm sinken. Es gibt allerdings
gravierende individuelle Unterschiede und man sollte sich
nicht auf die gängigen Tabellen mit den Werten für die
Altersgruppen verlassen. Als Faustregel kann gelten, dass
die eigene EP noch weit ist, wenn man keine Probleme mit
dem Dämmerungssehen hat. Und natürlich erreiche ich meine
optimale EP nur, wenn meine Pupille sich nicht durch
seitlich einfallendes Licht bedingt zusammenzieht. Im
Zweifelsfalle vor einem Fernglas-Kauf mit Gläsern von
Freunden ohne seitlich aufs Auge fallendes Licht
ausprobieren, ob man mit einem 10x70-Glas (AP7) am
Nachthimmel wesentlich mehr erkennen kann als mit einem
10x50-Glas (AP5). Ekliptik - So heißt die von der Erde aus
beobachtete scheinbare Sonnenbahn durch den Sternhimmel,
bedingt durch die Drehung der Erde um die Sonne. Auch die
anderen Planeten unseres Sonnensystems bewegen sich -
scheinbar - auf dieser Bahn, da sie alle auf der gleichen
Ebene mit der Erde um die Sonne kreisen. Und damit ziehen
die Planeten auch auf der Ekliptik durch die Sternbilder,
was die Astrologen beschäftigt. Als "Goldenes Tor der
Ekliptik" wird die Passage zwischen den Hyaden und den
Plejaden bezeichnet. Auch der Mond bewegt sich in etwa auf
der Ekliptik, verfehlt das "Goldene Tor" allerdings
gelegentlich. Bei den Sumerern wurde Neujahr als "Akiti"
gefeiert, wenn die Sonne durch das Goldene Tor zog. Was
2000 v. Chr. nach heutigem Kalender Mitte April geschah,
zur Zeit der Gersteaussaat. EP - Die Eintrittspupille (s. dort), im
Unterschied zur Austrittspupille AP (s. dort). EQ-Plattform - "EQ" steht für englisch "equatorial", die Abkürzung wird auch verwendet für äquatoriale/parallaktische Montierungen. Eine EQ-Plattform ist das Äquivalent der EQ-Montierung für Dobsons. Sie besteht aus zwei Platten, einer fixen unten, die nach Norden ausgerichtet wird, und einer beweglichen oben, dem "Tisch". Die Konstruktion ermöglicht die Nachführung über eine "virtuelle" Achse, die auf den Polarstern gerichtet ist, um die der "Tisch" leicht gedreht wird. Die obere Platte wird also keineswegs zum Polarstern ausgerichtet geneigt (sonst würde der Dobson runterfallen), sie neigt sich erst im Verlauf der Nachführung ganz leicht, indem sie auf einer Seite absinkt, auf der anderen ansteigt, wobei sie sich annäherungsweise um die virtuelle Rektaszensionsachse dreht. Fixstern - Dieser Ausdruck für Sterne im
Unterschied zu Planeten ist bereits bei Johannes Kepler
1609 ("Antwort auf Röslini Discurs") nachzuweisen als
Gegenbegriff zum Fremdwort "Planet" (der griechische
Ausdruck für Planet ist "planetes aster", umherirrender
Stern). Galaxis - Das griechisch Wort γάλακτος ist der
Genitiv von "γάλα", "Milch". Beim Anblick des
Milchstraßen-Bandes glaubten die Griechen der Frühzeit,
hier hätten die Götter Milch verschüttet. Ursprünglich
bezeichnete der Ausdruck "Galaxis" nur unsere Galaxie. Mit
der Identifikation weiterer Galaxien Anfang des 20.
Jahrhunderts und dem Beweis ihrer Existenz durch Edwin
Hubble am 5. Oktober 1923 wurde der Begriff dann auch auf
diese übertragen. Das Adjektiv "galaktisch" bezeichnet
aber weiterhin nur Phänomene unserer Galaxie, der
"Milchstraße". Goldenes Tor - Die imaginäre Pforte zwischen
Hyaden und Plejaden. Genauer: "Goldenes Tor der Ekliptik",
da die Sonne und mit ihr die Planeten dieses "Tor" auf
ihren Bahnen passieren. Justierung - Mit drei verschiedenen Justierungen haben wir es in der Amateurastronomie zu tun. Zum ersten und sehr oft ist die Justierung des Suchers auf das Teleskop zu machen. Damit erreichen wir, dass wir im Teleskopokular das gleiche Objekt im Zentrum haben, das wir auch im Sucher im Zentrum sehen. Bei GoTo-Montierungen müssen wir die Steuerungssoftware auf den Standort unseres Teleskops, die Uhrzeit und die Position des Teleskops zum Sternenhimmel einstellen. Diese Justierung heißt "Alignment". Danach kann die Software gezielt Objekte ansteuern. Die dritte Justierung ist seltener zu machen und auch nur bei Spiegelteleskopen. Mit ihr stellen wir den Hauptspiegel und ggf. auch den Fangspiegel auf einen korrekten Strahlengang ein. Sie heißt "Kollimation". Kollimation - In der Optik bedeutet Kollimation die Ausrichtung der Lichtstrahlen in gerader Linie. Beim Spiegelteleskop ist damit gemeint, den Hauptspiegel so auszurichten, dass das reflektierte Bild genau auf den Fangspiegel projiziert wird. Dies sollte bei Newton-Teleskopen regelmäßig gemacht werden, vor allem nach Erschütterungen durch einen Transport. Bei manchen Modellen kann auch der Fangspiegel kollimiert werden. Bei Ferngläsern geht es um die Ausrichtung der beiden getrennten "Tuben" aufeinander. Lichtsammelleistung - Die Lichtsammelleistung eines Objektivs ist der Faktor, um welchen die Lichtaufnahme des Objektivs höher ist als die Lichtaufnahme einer menschlichen Pupille. Die Formel lautet Lichtsammelleistung = Öffnung2 : EP 2 - wobei EP die Eintrittspupille des menschlichen Auges meint, die häufig unkorrekt auch als AP bezeichnet wird. Sie beträgt in jungen Jahren 7mm und sinkt im Alter auf 4mm. Da es primär darum geht, Optiken vergleichbar zu machen, wird von Händlern in der Regel der Wert AP=7 angenommen. Ein Objektiv von 100mm hat daher eine Lichtsammelleistung von 204x, eines von 200mm eine von 816x. Was von dieser Leistung wirklich im Auge ankommt, hängt einmal von der Optik ab, die bei allen Teleskoptypen etwa 10% des Lichts schluckt, einmal von der gewählten Vergrößerung, die eventuell die Austrittspupille des Okulars unter das Maß der EP des Auges verkleinert. Und schließlich auch von der EP des individuellen Auges, das eventuell gar nicht alles aufnehmen kann, was das Okular liefert. Einmal altersbedingt, aber auch bei seitlich auf das Auge fallendem Licht, wodurch die EP des Auges kleiner wird, da die Pupille sich nicht vollständig weitet. Mittsommernachtseffekt - Rund um die Sommersonnenwende sinkt auch in südlicheren Breiten Deutschlands die Sonne nur noch wenig unter den Horizont. Das bewirkt vor allem im Nordwesten des Nachthorizontes eine Aufhellung, die sich auf den gesamten Nachthimmel störend auswirkt. Juni und Juli sind Monate, in denen vor Mitternacht nur wenig geht. Nebel - Für Charles Messier mit seinen 3-Zöllern
war fast alles noch undifferenziert "Nebel", was wir heute
als Sternhaufen, Emissionsnebel, planetarische Nebel,
Galaxien differenzierter kennen. Manches davon heißt noch
immer gelegentlich "Nebel", obgleich längst als Galaxie
bekannt und erforscht, etwa der "Andromeda-Nebel" oder die
beiden "Bode-Nebel". "Echte" Nebel, hinter denen sich
nicht nur eine Anzahl durch Nähe zueinander und/oder
Entfernung zu uns dicht gedrängter Sterne verbergen,
werden unterschieden in drei Gruppen, Dunkle Nebel,
Reflexionsnebel und Emissionsnebel. Dunkle Nebel bestehen
aus Staubpartikeln, die kein Licht reflektieren.
Reflexionsnebel reflektieren das Licht naher Sterne.
Emissionsnebel, die umfangreichste Gruppe, bestehen aus
Gasen, die selbst leuchten, angeregt durch das Licht
umgebender Sterne oder die Energie eines Pulsars bei
Überresten einer Supernova (Cirrusnebel, Krebsnebel) oder
eines Weißen Zwerges bei Überresten eines weniger
massereichen Sterns (Blinkender Nebel, Hantelnebel). Objektiv - Das Objektiv ist beim
Linsenteleskop/Refraktor die Gesamtheit der kombinierten
Linsen (bei einem Apochromaten können das 3 oder 4 Linsen
sein). Beim Reflektor wird der Hauptspiegel als Objektiv
bezeichnet. Es gibt auch Mischformen, die
Spiegellinsenobjektive, vor allem in der Fotografie. Bei
Teleskopen kann man die Maksutovs so nennen - allerdings
werden sie in der Regel den Reflektoren zugeschlagen. Obstruktion - Obstruktion nennt man beim Teleskop
die Abschattung, den Kontrastverlust durch den Lichtweg.
Beim Linsenteleskop geht die Obstruktion gegen Null, bei
Spiegelteleskopen ist die Obstruktion abhängig vom
Fangspiegel. Der Fangspiegel lenkt das vom Hauptspiegel
kommende Licht um, in das Okular. Die Obstruktion beträgt
nach einer Faustregel den Wert des
Fangspiegeldurchmessers. Die Kontraststärke eines
Reflektors mit 200mm Hauptspiegeldurchmesser und 60mm
Fangspiegeldurchmesser entspricht daher etwa der eines
Linsenteleskops mit 140mm Objektivdurchmesser, die
Obstruktion beträgt 30%. Die Lichtleistung geht durch den
Fangspiegel auch etwas zurück, aber nicht im gleichen
Maße, im vorliegenden Beispiel um etwa 9%. Öffnungsverhältnis - Das Öffnungsverhältnis ist
das Verhältnis zwischen Öffnung (Objektiv- bzw.
Hauptspiegel-Durchmesser) und Brennweite. Angegeben wird
es z.B. beim Skywatcher 200/1000 wie folgt: 1:5 oder 1/5.
Für die Fotografie (den Belichtungsbedarf) gilt: je
geringer die Brennweite in Relation zur Öffnung ist, umso
"schneller" ist das Öffnungsverhältnis, je höher, umso
"langsamer". 1:5 gilt als "schnelles" Öffnungsverhältnis,
1:10 wäre ein "langsames" Öffnungsverhältnis (= lange
Belichtungszeit notwendig). Öffnungszahl - Die Öffnungszahl ist der Kehrwert
des Öffnungsverhältnisses, im obigen Beispiel also 5,
angegeben als f/5. Dies entspricht der Blendenzahl in der
Fotografie. Niedrige Öffnungszahlen eignen sich
astrofotografisch für lichtschwache und ausgedehnte
Objekte (Galaxien, Nebel), da sie kürzere
Belichtungszeiten benötigen (= schnelles
Öffnungsverhältnis). Hohe Öffnungszahlen (= langsames
Öffnungsverhältnis) sind geeignet bei hellen Objekte mit
hohem Vergrößerungsbedarf zur Detailbetrachtungen, also
etwa Mond, Sonne, Planeten wie Jupiter und Saturn, da sie
das Fokussieren erleichtern (Tiefenschärfe-Phänomen) und
der (an sich höhere) Belichtungszeitbedarf durch die
Objekthelligkeit reduziert ist. Okular - Das Okular (von "oculus", lat. für
"Auge") erlaubt es, das vom Teleskop erzeugte Bild
wahrzunehmen und zu vergrößern. Es sitzt entweder am
tiefen Ende des Teleskops bei Refraktoren, am hohen Ende
des Teleskops bei Newtons oder wiederum am tiefen Ende bei
Schmidt-Cassegrains und Maksutovs (alle drei sind - grosso
modo - Reflektoren). Durch die Wahl des Okulars wird die
Vergrößerung bestimmt, sie hat den Wert "Brennweite
Teleskop : Brennweite Okular". Zoomokulare haben variable
Brennweiten. Okularauszug - Der Okularauszug (OAZ)
verbindet das Teleskop mit dem Okular und ist in der Länge
verstellbar, um die Scharfstellung des Bildes zu
ermöglichen. Bei Schmidt-Cassegrains und Maksutovs wird
zur Scharfstellung der Hauptspiegel bewegt (es heißt dann
gelegentlich, der Okularauszug liege "innen", was den
Sachverhalt nicht ganz trifft), das kann zu kleinen
Verzerrungen beim Fokussieren durch "Mirror-Shifting"
(Spiegelverschiebung) führen. Es gibt von Svbony den
Doppel-Helix-Fokussierer 1,25'' oder von Omegon den
Crayford-Auszug 2'', die beide die Feinschärfung
übernehmen können, um Mirror-Shifting zu vermeiden. Das
ist aber primär ein Thema für die Astrofotografie. OTA - "Optical Tube Assembly" - Tubus alleine, u.U. mit Okularauszug, Okular, Sucher. Parallaktisch - Parallaxe geht zurück auf das
altgriechische παράλλαξις - was Verschiebung bedeutet. In
der Astronomie wird das Wort verwendet zur Bezeichnung
eines bestimmten Montierungstypus. Bei einer
parallaktischen Montierung (auch EQ-Montierung -
EQ=equatorial) wird die scheinbare Bewegung der Sterne
durch die Erddrehung dadurch kompensiert, dass das
Teleskop in der Gegenrichtung verschoben wird, durch
Drehung um die Rektaszensionachse, die parallel zur Achse
der Erddrehung liegt. Die Rektaszensionsachse ist bei
parallaktischen Montierungen die basale, auf ihr steht die
sogenannte Deklinationsachse im rechten Winkel. Diese
Montierungen heißen auch RE/DEC-Montierungen. Parsec (pc) - Astronomische Längeneinheit,
entspricht 3,26 Lichtjahren. Abgekürzt "pc". Planetarischer Nebel - Mit Planeten hat dieser
Nebeltypus nichts zu tun, der Name geht auf die häufige
Kugelform zurück, die beim Blick durch historisch ältere,
schwächere Teleskope an Gasplaneten denken lässt. Ein
Planetarischer Nebel entsteht, wenn ein Stern von der
Masse unserer Sonne bis maximal der achtfachen Masse
"stirbt". Dann werden die äußeren Teile als Gase
abgestoßen und das Zentrum verwandelt sich in einen Weißen
Zwerg, dessen Strahlung den Nebel zum Leuchten bringt.
Auch unsere Sonne wird einmal als Planetarischer Nebel
enden. Größere Sterne enden in einer Supernova. Rektaszensionsachse - Bei parallaktischen
Montierung ist dies die Achse parallel zur Erdachse, um
die sich der Tubus dreht bei der Nachführung eines Sterns
oder Planeten, um dessen Verschiebung durch die Erddrehung
auszugleichen. Sie wird auch Stundenachse genannt.
Senkrecht zu ihr steht die Deklinationsachse, um die der
Tubus vor Beginn der Nachführung auf das jeweilige Objekt
ausgerichtet wird. Rektaszension (RA) und Deklination
(Dek/Dec) entsprechen auf der Himmelskarte, der
Himmelssphäre den geographischen Längen- und
Breitengraden. Schiefspiegler - Ein Sonderfall der Reflektoren ist der Schiefspiegler. Hier befindet sich der Fangspiegel nicht im primären Lichtweg, vor dem Hauptspiegel, sondern seitlich am Tubus. Der Hauptspiegel ist leicht geneigt und wirft das Licht durch eine Öffnung im Tubus nach außen, wo der gleichfalls leicht geneigte Sekundärspiegel/Fangspiegel das Licht in einem kleineren Tubus zum Okular führt. Damit hat der Schiefspiegler - wie ein Refraktor - keine Obstruktion. Seeing - Der englische Ausdruck für "Sehen" als
Vorgang bezeichnet in der Astronomie die äußeren
Sehbedingungen, die Klarheit des Himmels, den Grad der
Verzerrung durch Warm- und Kaltluftströme oder sonstige
Luftturbulenzen, die Einflüsse von Mondlicht,
Sonnenrestlicht, Lichtverschmutzung. Ohne gutes "Seeing"
bleiben die Beobachtungsergebnisse oft dürftig.
Korrigierbar ist schlechtes Seeing teilweise durch Filter
oder digitale Bildverarbeitung. Ansonsten helfen nur
Standortwechsel oder eine andere Beobachtungszeit. Stacking - Englisch "to stack" bedeutet
"schichten", "stapeln". Mit Stacking wird in der
Astrofotografie das digitale Übereinanderlegen
verschiedener Aufnahmen des gleichen Objektes und die
Verarbeitung der zusammengefassten Bildinformationen durch
eine geeignete Software verstanden. Starhopping - Die grundlegende Strategie zum
Auffinden von Himmelsobjekten ohne GoTo ist das
"Sternehüpfen". Man beginnt (am besten zunächst mit dem
Fernglas) bei einem leicht aufzufindenden hellen Stern und
"hüpft" von diesem aus weiter in Richtung des gesuchten
Objektes über markante Zwischenschritte (andere etwas
weniger helle Sterne, Sternpaare, Sternlinien,
Sternwinkel, Sternbögen, Vierecke ...). Subjektiver Sehwinkel - Der subjektive Sehwinkel
ist eine wichtige Größe zur Bestimmung der
Beobachtungsqualität bei Ferngläsern. Er ist eine Funktion
von Sehfeld und Vergrößerung. Wenn ich ein bestimmtes
Sehfeld durch eine höhere Vergrößerung näher zu mir
bringe, habe ich den subjektiven Eindruck eines größeren
Sehfeldes. Ein objektives Sehfeld von 60 Metern auf 1000
Meter wirkt mit einer 10fachen Vergrößerung enger
("Tunnelblick") als ein Sehfeld von 55 Metern mit 20facher
Vergrößerung ("Weitwinkel"-Effekt). Das Sehfeld schrumpft
mit zunehmender Vergrößerung (was gleichfalls zum
"Tunnelblick" führt), der subjektive Sehwinkel steigt mit
der Vergrößerung. Ab 60° subjektivem Sehwinkel darf von
einem Weitwinkel-Fernglas gesprochen werden. Das
entspricht etwa dem Wert 1050 aus dem Produkt von Sehfeld
und Vergrößerung. Supernova - Eine Supernova ist das Ende eines
Sterns von mindestens achtfacher (nach anderen Angaben
mindestens zehnfacher) Sonnenmasse in einer gewaltigen
Explosion, die den Stern vollkommen zerstört - während bei
geringerer Masse ein Planetarischer Nebel mit einem Weißen
Zwerg im Zentrum entsteht. Im Zentrum einer Supernova
bildet sich ein Schwarzes Loch oder ein Neutronenstern. Es
gibt seit 2021 konkrete Hinweise, dass auch eine Kollision
von Sternen eine Supernova auslösen kann. Desgleichen
Hinweise darauf, dass zwischen achtfacher und zehnfacher
Sonnenmasse eine sogenannte Elektronen-Einfang-Supernova
stattfinden kann. Die letzte von Menschen beobachtete und
in extenso untersuchte Supernova ereignete sich am 23.
Februar 1987 in der Großen Magellanschen Wolke. Die erste
dokumentierte Supernova wurde am 4. Juli 1054 von
chinesischen Astronomen registriert - ihre
Hinterlassenschaft ist der Krebsnebel. VM - Visual Magnitude, Scheinbare Helligkeit,
angegeben in +/-mag, bezogen auf den Lichtbereich um 550
nm - das ist der Bereich Gelbgrün. Sie ist für die
Beobachtung zu ergänzen durch den Wert AS/Aparent Size.
Die Scheinbare Helligkeit ist ein Wert auf einer
logarithmischen Skala, wobei der niedrigste Wert die
größte Helligkeit hat. Diese Einteilung geht zurück auf
die Helligkeitsskala des Ptolemäus von Alexandria, die
ihrerseits auf babylonischen Einteilungen beruht.
Ptolemäus teilte im "Almagest" um 140 nach Christus die
damals sichtbaren Sterne in 6 Klassen ein. Klasse 1 waren
die hellsten, Klasse 6 die dunkelsten Sterne. Später wurde
die Skala in beiden Richtungen erweitert. Wega galt lange
Zeit als Referenzstern/Nullpunkt mit +0.02, Sirius als
hellster Stern (den Ptolemäus nicht sehen konnte) hat den
Wert -1.44, der Vollmond -12.5, die Sonne -26.7. Venus als
hellster Planet zeigt sich mit -4.2, gefolgt von Jupiter
mit -2.4. Saturn kommt im Vergleich nur auf +0.6, Mars auf
+1.8. Uranus mit +5.8 und Neptun mit +7.8 bleiben uns ohne
Hilfsmittel verborgen. Die Andromeda-Galaxie M31 schimmert
mit +3.28, der Kugelsternhaufen M22 mit +5.09, die
Dreiecksgalaxie M33 mit +5.79, die Bode-Galaxie M81 mit
+6.77, der Hantelnebel M27 mit +7.09, die Whirpool Galaxy
M51 mit +7.92. Apps wie Sky Safari (meine Quelle) oder Sky
Guide bieten diese Daten. Das "normale" gesunde Auge sieht
bei dunklem Himmel bis etwa +6, ein 70mm-Fernglas bis +10,
ein 8''/200mm-Teleskop bis +14. Hubble Space erfasst bis
+30. Wandelstern - In der astronomischen Terminologie des ausgehenden 17. Jahrhunderts wurden die Planeten erstmals auch als "Wandelsterne" bezeichnet, in Übersetzung des griechischen Ausdrucks "planetes aster", "umherirrender Stern", "Wanderstern", da Planeten ihren Ort am Himmel in Relation zu den Sternen verändern, die schon etwas länger "Fixsterne" genannt wurden. Im 19. Jahrhundert tauchte auch die Bezeichnung "Wanderstern" auf. Die Bezeichnung "Wandelstern" oder die neuere Form "Wandelgestirn" werden auch heute noch verwendet. Meist sind dann Sonne und Mond mitumfasst, bisweilen auch Zwergplaneten, Asteroiden und Kometen. Webb Space Telescope - Noch mehr als das Hubble
Space Telescope wird das Nachfolgemodell unser Bild des
Universums verändern. Wir schauen in Richtung des Urknalls
genauer als je zuvor, im Infrarotbereich bis ran an das
"Dark Age" vor 13,4 Milliarden Jahren. Am 11. und 12. Juli
2022 wurden die ersten Bilder freigegeben. Der Durchmesser
der Wabenstruktur des Webb beträgt 6,5 Meter, der runde
Hauptspiegel von Hubble maß diametral 2,4 Meter. Die
Gesamtkosten des auf 10 Jahre veranschlagten Projekts
betragen 8,8 Milliarden US-Dollar. Seinen Namen hat das
Teleskop von einem NASA-Offiziellen, James Webb
(1906-1992), Verantwortlicher der Apollo-11-Mission
1961-1968. Kein Wissenschaftler, sondern ein
Verwaltungschef, der jedoch entscheidend dafür gesorgt
hat, dass die NASA als ziviles Projekt dem Militär
gegenüber unabhängig blieb und Geld bekam. Zirkumpolare Sternbilder - Sie umkreisen für
unsere Wahrnehmung den Himmelspol beim
Nordstern/Polarstern und bleiben dabei ganzjährig und im
gesamten Verlauf der Nacht sichtbar, auch wenn sie
bisweilen nahe an den Horizont geraten und dann nur
schlecht zu beobachten sind. Zu ihnen gehört zunächst der
Kleine Bär/Kleine Wagen mit dem Polarstern/Polaris als
vorderstem Deichselstern. Um ihn gruppieren sich
Kassiopeia, Kepheus, Drache und Giraffe. In etwas größerem
Abstand steht der Große Bär/Große Wagen. Die Tochter von
Kepheus und Kassiopeia, Andromeda, und ihr Mann Perseus
ragen nur teilweise in den zirkumpolaren Bereich, nahe bei
Kassiopeia, der Mutter.
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