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AUFSUCHHILFEN ZUR ASTRONOMIE MIT DEM FERNGLAS

HARTMUT SCHÖNHERR



Aufsuchkarten sind mit den modernen Planetariums-Apps nicht überflüssig geworden. Denn sie leisten eine Komplexitätsreduktion und strukturieren die Suche mit markanten "Wegweisern". Allerdings sollten sie für ein optimales Ergebnis durch den Blick auf die App ergänzt werden oder umgekehrt die App-Nutzung ergänzen.

Meine Aufsuchhilfen, Aufsuchkarten sind primär gedacht für die Suche mit dem Fernglas - entsprechend wurden die Objekte ausgewählt. Auch wenn Sie unter weniger günstigen Bedingungen oder weil Ihr Fernglas zu schwach ist (ich empfehle freihand 8x56 oder 15x70, mit Aufhängung/Stativ 20x80 oder 20x110) ein Objekt nicht finden, ist die Arbeit mit diesen Aufsuchkarten eine sinnvolle Übung. Zu wissen, wo das Objekt steht, ist ein wichtiger Schritt auf dem manchmal längeren Weg dahin, es - unter günstigeren Bedingungen - einmal und dann sicher öfter wirklich zu sehen.

Die Abbildungen sind teilweise farblich invertiert (damit wird Weiß zu Schwarz, Rot zu Blau und umgekehrt) oder auf schwarz-weiß reduziert. Die Zahl der abgebildeten Sterne ist auf einigen Karten stark verringert gegenüber dem realen Anblick. Die als unmittelbare Aufsuchhilfe notwendigen Sterne direkt beim Objekt habe ich gelegentlich in Farbton und Helligkeit intensiviert - was auch der subjektiven trainierten Wahrnehmung entspricht, die Bekanntes und strukturell Auffallendes verstärkt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich bei Bedarf leichte perspektivische Verzerrungen vorgenommen.

Zur Einstimmung stelle ich den Kugelsternhaufen M 3 und die Galaxie M 31 vor. M 31, die Andromeda-Galaxie, ist unter günstigen Bedingungen schon mit dem bloßen Auge zu sehen. M 3 ist ein lichtstarker Kugelsternhaufen in einer gut zugänglichen Lage. Kugelsternhaufen sind ideale Fernglasobjekte für den Anfang. Ihr Anblick ist im Glas zwar wenig spektakulär, aber wir lernen an ihnen, was es am Himmel neben einzelnen Sternen oder den geläufigen Planeten an Objekten zu sehen gibt, die den Laien verborgen bleiben. Dabei üben wir auch die Orientierung und bereiten uns vor auf das spätere Aufsuchen der Objekte mit dem Teleskop bzw. dem Sucher des Teleskops - ich empfehle für den Sucher 8x50.


SIE FINDEN AUF DEN KARTEN:

Nach der Messier-Nummer: M 1, M 2, M 3, M 8, M 13, M 15, M 16, M 17, M 20, M 22, M 24, M 25, M 27, M 29, M 31, M 33, M 34, M 35, M 36, M 37, M 38, M 39, M 41, M 42, M 44, M 47, M 50, M 51, M 56, M 57, M 58, M 65, M 66, M 67, M 71, M 81, M 87, M 92, M 93, M 95, M 96, M 97, M 99, M 101, M 104, M 105

Nach dem Namen: Adler-Nebel (M16), Alpha-Persei-Haufen, Andromeda-Galaxie (M31), Bienenkorb-Haufen (M44), Blinkender Nebel, Bode-Galaxie (M81), Cirrus-Nebel, Coma Pinwheel-Galaxie (M99), Delfin, Double Double, Hantelnebel (M27), Dreiecksgalaxie (M33), Eskimonebel, Eulennebel (M97), Feuerwerks-Galaxie, Flammensternnebel, Granatstern, Ha-Chi-Persei-Doppelsternhaufen, Herkuleshaufen (M13), Herznebel, Hyaden, Juwel-Nebel, Kalifornien-Nebel, Kleiderbügel (Coathanger), Kokon-Nebel, Konus-Nebel, Krebs-Nebel (M1), Lagunen-Nebel (M8), Leiersternhaufen (Delta Lyrae Cluster), Möwennebel, Nördliche Krone (Corona Borealis), Omega-Nebel (M17), NGC 3628, Orion-Nebel (M42), Perseus-Haufen (M34), Pfeil (Sagitta), Pinwheel Cluster (M36), Pinwheel-Galaxie (M101), Plejaden (M45), Ringnebel (M57), Rosettennebel, Schütze-Haufen (M24), Seelen-Nebel, Sichel-Nebel, Sombrero-Galaxie (M104), Starfish Cluster (M38), Trifid-Nebel (M20), Virgo A (M87), Weihnachtsbaum-Haufen, Whirlpool-Galaxie (M51), Wildenten-Haufen (M11)


LEGENDE

Legende zu den Aufsuchkarten


AUFSUCHHILFE KUGELSTERNHAUFEN M 3

Aufsuchhilfe M3

Den lichtstarken Kugelsternhaufen M 3 finden wir beim hellen Stern Arkturus/Arcturus/Arcturos/Arktur im Sternbild Bärenhüter, wenn wir einer lockeren, breiten Kette von Sternpaaren in Richtung Cor Caroli (Sternbild Jagdhunde) folgen, etwa auf halber Strecke zu Cor Caroli.

AUFSUCHHILFE ANDROMEDA-GALAXIE M 31

Aufsuchhilfe Andromeda-Galaxie

Die Andromeda-Galaxie finden wir beim hellen, rötlichen Stern Mirach, wenn wir senkrecht zur Achse Almach-Mirach-Delta Andromedae (alle drei gelblich-rötlich) bei Mirach zwei helleren Sternen, der zweite leicht nach links versetzt, folgen. Etwas rechts oberhalb des zweiten sehen wir die Galaxie.



AUFSUCHHILFE KUGELSTERNHAUFEN M 2

Aufsuchweg Kugelhaufen M2

Die gelblichen Sterne Sadalmelik und Sadalsuud im Sternbild Wassermann führen uns zu M 2. Von Norden her können wir uns an Enif (Pegasus) und vor allem Kitalpha (Fohlen) orientieren (beide nicht auf der Aufsuchkarte). Der auf der Karte gut zu erkennende große Winkel am oberen Bildrand aus drei gelben Sternen Richtung Nord und einem schwächeren sowie einem helleren Sternpaar Richtung West führt uns direkt zum Kugelsternhaufen M 2.


AUFSUCHHILFE HERKULESHAUFEN M 13

Aufsuchkarte
              Herkules-Haufen M 13

M 13 ist einer der markantesten Kugelsternhaufen für das Fernglas. Wir können uns am Viereck des Sternbilds Herkules orientieren. Der zügigste Weg geht allerdings von der Nördlichen Krone/Corona Borealis aus. Vom letzten Kronenstern zur Herkules-Seite hin kommen wir in Verlängerung zu einer sehr markanten Fünferkette, deren mittlerer Stern deutlich dunkler/kleiner ist als die anderen vier. Verlängern wir diese Linie, kommen wir zur Achse Zeta-Eta Herculis. Dort liegt M 13 nahe bei einem kleinen Stern an dieser Achse.

Einen ganz anderen Charakter hat der etwas lichtschwächere Kugelhaufen M 92 ganz in der Nähe, der schwieriger aufzufinden ist zwischen dem bläulichen (invertiert rötlich) Iota Herculis (nicht auf der Aufsuchkarte) und dem gelblichen (invertiert bläulich) Eta Herculis, den wir von eben schon kennen. Wir können M 92 auch finden über die gedankliche Konstruktion einer Raute mit Pi Herculis, V 819 Herculis und HR 6388 - alle drei gelblich bis rötlich.



AUFSUCHHILFE KUGELSTERNHAUFEN M 15

Aufsuchweg zum Kugelhaufen M15

Eine gute Übung für den Einstieg ist auch das Aufspüren des Kugelsternhaufens M 15. Wir orientieren uns an Altair und Enif. Auf der Achse Enif-Altair liegen zwei Sterne des kleinen Sternbildes Fohlen, Delta und Gamma Equulei. Gamma E. hat einen kleineren Begleiter. Daran sind die beiden Sterne gut zu identifizieren. Schlagen wir auf der Strecke Enif-Gamma Equulei die Mittelsenkrechte, kommen wir auf dieser zu einem markanten Dreieck, in dessen oberem Bereich M 15 als kleiner grauer Wattebausch im Fernglas sich zeigt.


AUFSUCHHILFE HANTELNEBEL M 27

Aufsuchweg
              Hantelnebel M27

Der schon mit Fernglas gut zugängliche Hantelnebel/Dumbbell Nebula kann über das Sternbild Pfeil/Sagitta erschlossen werden. Von Eta Sagittae geht es über eine senkrecht zur Pfeil-Achse verlaufende Sternekette zu einer quer dazu liegenden Dreierlinie, hinter der dann, zwischen dem mittleren und dem zu Gamma Sagittae orientierten Stern, der Hantelnebel sich als zweifach eingebuchtete Helligkeit deutlich zeigt.

Zum Pfeil kommen wir über Altair (Sternbild Adler). Der ist zu identifizieren über seine Helligkeit und den rötlichen (hier invertiert blauen) Nachbarstern Tarazed. In der Nähe liegen auch das strahlende, kompakte Sternbild Delfin und die attraktive Konstellation Kleiderbügel/Coathanger. Der nicht eindeutig bestimmte Kugelhaufen M 71 (er liegt als einer der wenigen mit Fernglas zugänglichen Kugelhaufen nicht im galaktischen Halo) zeigt sich im Glas bei weniger günstigen Bedingungen nur vage, wenn überhaupt. Schön zu sehen ist die Sternkette leicht westlich von ihm.


AUFSUCHHILFE RINGNEBEL M 57

Aufsuchweg Ringnebel M 57

Der auf Fotos so beeindruckende Ringnebel ist im Fernglas nur schwach wahrnehmbar und benötigt bereits etwas Aufsuchroutine. Wir gehen aus von Wega, einem der hellsten Sterne am Nordhimmel. Wir können sie gut identifizieren über den nahen Doppelstern Epsilon Lyrae ("Double Double"). Dann suchen wir das Sternbild Lyra auf und dort die Linie Sulafat-Sheliak. Zwischen einem leicht rötlichen (in der Abbildung invertiert bläulichen) Sternpaar auf der Wega-abgewendeten Seite und einem Dreieck mit rötlicher (invertiert bläulicher) Spitze auf der anderen Seite sehen wir bei dunklem Himmel schwach, bisweilen auch nur aufblitzend M 57, den Ringnebel.

Besuche lohnen auch der doppelte Doppelstern "Double Double" und das Delta Lyrae Cluster/Stephenson 1. Double Double enthüllt sich allerdings erst bei Vergrößerungen ab 100fach als Paar aus zwei Sternpaaren. Der Leier-Sternhaufen umfasst nur 10 Mitglieder und liegt 1.200 Lichtjahre entfernt.


AUFSUCHHILFE EULENNEBEL M 97

Aufsuchkarte Eulennebel

Wir starten bei dunklem Himmel von Merak im Großen Wagen (hintere Ladewand) und folgen einer markanten Sternenlinie, die uns zur etwas schwierigeren Galaxie M 108 führt und weiter über ein flaches Sterne-Dreieck zum Eulennebel, der erst ab 6'' Struktur zeigt, davor nur diffuse Helligkeit.


AUFSUCHHILFE ROSETTENNEBEL

Aufsuchkarte
              Rosettennebel

Beim Orion-Stern Betelgeuse finden wir den Rosettennebel, einen diffusen Emissionsnebel mit eingebettetem Sternhaufen NGC 2244 und Helligkeitsschwerpunkt im Süden. Wir finden ihn, wenn wir von Betelgeuse her gesehen hinter einer Sichel aus fünf helleren Sternen nach einer markanten, kleinen Sechsergruppe in Barrenform Ausschau halten. Kann je nach Stand auch von Alnitak aus gut gefunden werden. Mit lichtstarkem Glas ist ein Hauch des Nebels zu sehen unter günstigen Bedingungen. Filter helfen wenig. Nördlich davon steht (nicht mehr auf der Abbildung) NGC 2264, der Weihnachtsbaum-Nebel (Cone Nebula) mit dem Weihnachtsbaum-Sternhaufen - ein UHC-Filter kann für diesen Nebel helfen.


AUFSUCHHILFE DREIECKSGALAXIE M 33


Weg zu M 33
              Dreiecksgalaxie

Dieser Weg führt vom Herbstviereck Pegasus mit Alpheratz über Delta Andromedae (rötlich - hier invertiert zu Blau) zu Beta Andromedae/Mirach (stark rötlich, hier blau). Von Mirach Richtung Hamal (im Widder - hier nach unten) über ein markantes flaches, fast rechtwinkliges Dreieck und zwei markante, leicht gegeneinander versetzte, weniger helle Sternpaare zum 4-Sterne-Käfig, der M 33, die abseits des Kerns lichtschwache aber sehr ausgedehnte Dreiecksgalaxie, umschließt.


AUFSUCHHILFE BÄRENGALAXIEN

Aufsuchkarte für
              die drei Bärengalaxien

Das Sternbild Großer Bär ist umgeben von drei Galaxien, die mit lichtstarken Ferngläsern bei günstigen Bedingungen als helle Flecke zu sehen sind: M 51, M 81 und M 101. M 51, die Strudelgalaxie (Whirlpool), zeigt in Teleskopen ab 8'' schon ihre Spiralform. Sie ist verbunden mit NGC 5195, was sie unverwechselbar macht. Wir kommen zu ihr von Alkaid, dem bläulichen vordersten Deichselstern des Großen Wagens (Teil des Großen Bären), gut zu identifizieren über den benachbarten Doppelstern Mizar-Alkor (Mizar selbst ist ein mit 150facher Vergrößerung gut trennbarer Doppelstern). Sie bildet ein Dreieck mit Alkaid und 24CVn. Auf der anderen Seite von Alkaid, als Spitze eines Dreiecks mit der Basis Alkaid-Mizar, finden wir M 101, die Feuerrad-Galaxie (Pinwheel). Auch sie zeigt im Teleskop die "klassische" Galaxien-Form, allerdings diffuser. Hilfreich ist es, auf die beiden fast parallelen, gegeneinander verschobenen Viererketten zu achten, die unterhalb von ihr liegen. Die Galaxie M 81 ist die größere der beiden Bode-Galaxien. Wir sehen sie schräg von der Seite. Zu ihr kommen wir vom Bären-Stern Dubhe über einige markante hellere Sterne. Zwei davon liegen nebeneinander auf einer 38-Grad-Achse zur Achse Dubhe-Muskida, M 81 liegt etwas vor diesen, leicht Richtung Sternbild Kleiner Bär versetzt. Obgleich kleiner und etwas weniger hell ist direkt daneben M82, die Zigarrengalaxie, mit schwächerem Gerät das lohnendere Objekt, da ihre Helligkeit ausgebreiteter ist, in länglicher Form. Weitere einfachere Galaxien im Bärenbereich sind M108 und M109. Bei sehr günstigen Bedingungen können wir auch versuchen, M 102, die Spindel-Galaxie, östlich von M 101 im Sternbild Drache, zu finden.


AUFSUCHHILFE SOMBRERO-GALAXIE M 104

Aufsuchkarte zur Sombrero-Galaxie

Eine sehr lohnende Galaxie, deren interessante Form allerdings erst ab 8'' erschlossen werden kann, auch wenn sie mit dem Fernglas schon zu ahnen ist. M 104 steht leider wenn sichtbar meist in Horizontnähe. Wir finden sie auf dem Weg von VV Corvi Richtung Zaniah (Jungfrau) nahe der Senkrechten von VV Corvi auf der Achse Spica-VV Corvi, bei einem markanten Haken aus zwei Sternpaaren.


BEIM MÖWENNEBEL, Januar bis März

Offene
              Sternhaufen bei Puppis, Möwennebel, Großer Hund

Südlich des Möwennebels IC 2177, östlich von Sirius, befindet sich eines der reichsten Sternhaufen-Gebiete. Besuchen können wir es allerdings nur von Januar bis März, wenn der Große Hund sich weit genug vom Horizont ablöst - und wir nicht gegen Süden einen Berg vor uns haben. Mit dem Fernglas sind von diesem Reichtum, der sich unterhalb des Horizontes in der Südhemisphäre fortsetzt, vor allem die Offenen Haufen M 93 (auf der Karte am unteren Rand), Cr (Collinder) 121, M 41, M 46 und M 47 zugänglich. Es lohnt sich allerdings, auch nach anderen Ausschau zu halten. Zahlreiche Haufen finden sich im und nahe beim Möwennebel. Einige Planetarische Nebel sind hier auch zuhause, allerdings für das Fernglas zu lichtschwach. Am ehesten wird man bei NGC 2440 (östlich) und IC 2165 (westlich) einen Lichtblick erhaschen.


IM REVIER DES LÖWEN im späten Winter und zum Frühlingsanfang

Wanderung im
              Sternbild Löwe

Ab Ende Februar kommt der Löwe so weit über den Horizont, dass wir ihn bequem besuchen können, um etwas Erfahrung im Auffinden von Galaxien zu sammeln. Zwei - mit den üblichen Einschränkungen - fernglastaugliche Galaxien-Gruppen hängen am Bauch des Löwen, einmal das bekannte Leo-Triplett (M66-Triplett) aus M 65, M 66 und NGC 3628, unterhalb von Certan, beim gelben Stern n Leonis (auf der Karte invertiert blau), einmal die Gruppe aus M 95, M 96, M 105, 1/3-wegs von Certan Richtung Regulus, nach Süden versetzt beim gelben (invertiert blauen) Stern k Leonis. Der ist gut zu identifizieren durch eine Kette von kleineren Sternen, die von ihm Richtung Certan führen.

Einer der vielen bemerkenswerten Sterne des Löwen ist Rho Leonis, der unweit der westlichen Galaxiengruppe blau (auf der Karte invertiert rot) strahlt. In seinem Bereich erscheint Ende Februar/Anfang März ein kleiner Meteoriten-Schauer, die Rho Leoniden, Schwerpunkt 1. bis 4. März. Ein anschaulicher Doppelstern in Leo ist der gelbe (auf der Karte invertiert blaue) Algieba, die Trennung beginnt allerdings erst bei 200facher Vergrößerung.

Flankiert wird der Löwe von zwei Offenen Sternhaufen, die wir schon mit bloßem Auge erkennen können, dem Bienenkorb-Haufen M 44 (Praesepe) im Sternbild Krebs, am Maul des Löwen (kleiner Kartenausschnitt rechts unten), und dem Coma-Berenices-Haufen Mel 111 (kleiner Kartenausschnitt links oben) im gleichnamigen Sternbild am Löwen-Schwanz. Mit dem Fernglas entdecken wir noch ohne große Mühe den Haufen M 67, südlich des Bienenkorb-Haufens beim Krebs-Stern Acubens (kleiner Kartenausschnitt rechts unten).


GALAXIEN-TREKKING im Frühling

Überblick
              Galaxien-Trekking

Als AnfängerIn sollten wir nicht mit dieser Tour beginnen, Frust ist garantiert. Das Zentrum des Galaxien-Gebietes am Nordhimmel bei den Sternbildern Großer Bär, Löwe, Coma Berenices, Jungfrau und Jagdhunde, der Virgo-Galaxienhaufen mit mehr als 3000 Mitgliedern, liegt zwischen den Sternen Denebola (Löwe) und Vindemiatrix (Jungfrau). Rund um die Riesengalaxie M 87 (Virgo A) versammeln sich hier die Messier-Objekte M 49 (gleichfalls eine Riesengalaxie), M 58, M 59, M 60, M 84 (Markarian's Chain Anfang), M 86, M 88, M 89, M 90, M 91, M 99 (Coma Pinwheel) und M 100. Die im Kontext des Virgo-Haufens relativ hellen und ausgedehnten Galaxien M 58, M 87 (Virgo A) und M 99 (Coma Pinwheel) sind durch benachbarte Sterne mit viel Mühe im Fernglas als Lichtpunkte aufzufinden. Bei den anderen gehören eine kräftige Portion Findeglück und ein richtig dunkler Himmel dazu. "Lost in Space" wird hier erfahrbar. Hilfreich sind die Vorschläge von Peter Surma zur Orientierung im Virgo-Cluster (in meinem Literatur-/Linkverzeichnis unter der Rubrik "Aufsuchhilfen").

Galaxien-Trekking Messier

Und ehe uns die Hochgebirgs-Erschöpfung überwältigt, gehen wir zu den Bären-Galaxien, um uns dort zu erholen. Auch wenn wir nicht mehr finden werden als die berühmten kleinen "Wattebäusche". Und wenn wir noch etwas anderes sehen wollen als Galaxien-Bäusche, gehen wir nordöstlich zum Kugelhaufen M 3 und zum Offenen Sternhaufen Coma Berenices (Melotte 111) - beide nicht mehr auf dem Kartenausschnitt.


AUF DEN SCHWINGEN DES SCHWANS im Frühsommer

Wanderung im
              Sternbild Schwan

Im Frühsommer oder im Herbst können wir ausgedehnte Streifzüge im Sternbild Schwan unternehmen. Seine Schwanzfedern werden markiert durch Deneb, den wir gut von der Wega aus identifizieren können. Wir finden beim Schwan einige der wichtigsten Galaktischen Nebel des Südhimmels, den Cirrusnebel/Schleiernebel, den Kokon-Nebel, den Amerikanebel, den Elefantenrüssel und den Sichel-Nebel - mit dem Fernglas sehen wir von ihnen allerdings wenig. Dazu gibt es hier vier bedeutsame Planetarische Nebel, den im Fernglas gut zu identifizierenden Hantelnebel (M27), den Ringnebel (M57), den Blinkenden Nebel NGC 6826 und den rötlichen Juwel- oder Zauberteppich-Nebel, NGC 7027, unterhalb von Deneb in einem Dreieck mit Nu Cygni und Xi Cygni. Die drei Letzteren sind im Glas nur als Lichtpunkte auszumachen.

Unbedingt lohnend ist ein Abstecher zum Granatstern, My Cephei, beim Elefantenrüssel. Er ist vom Bauchstern Sadr über die Schwanzverlängerung hinaus etwa so weit entfernt wie der Kopfstern Albireo in anderer Richtung. Südlich von Sadr liegt der Offene Sternhaufen M 29, mit 20x80 zeigt sich ein markantes gelb dominiertes Viereck im Zentrum. Der Offene Haufen M 39 bildet ein gleichschenkliges Dreieck mit Sadr und dem Granatstern. Einige seiner helleren Sterne bilden eine Dreiecksform. Weniger bekannt aber gleichfalls im großen Glas gut zu sehen ist der Offene Haufen NGC 6871. Wir finden ihn zwischen Sadr und Eta Cygni, leicht nach Süden versetzt. Leicht zu finden ist beim Sternbild Pfeil der unechte Sternhaufen Collinder 399 mit der Sternkonstellation Kleiderbügel. An Kugelsternhaufen können wir M 71 und M 56 (schwierig) besuchen.

Ein bei 50facher Vergrößerung schon vollständig getrennter Doppelstern ist Albireo, bei 20facher Vergrößerung ist die Doppelung schon gut zu sehen. Und selbst eine Galaxie zeigt sich - als Lichtpunkt, mit großem Glas - auf dieser Premium-Wanderung, die Feuerwerks-Galaxie (NGC 6946), auf der Karte links oben bei Eta Cephei.


LAGUNEN-WANDERUNG im Sommer

Aufsuchkarte
              Lagunen-Nebel und andere Nebel


Von Juli bis September stehen einige Galaktische Nebel genügend weit über dem Horizont, um sie mit dem Fernglas betrachten zu können. Allen voran der Lagunen-Nebel M 8. Er steht zwischen Schütze und Skorpion, die hellen Sterne Nunki, Kaus Borealis und - etwas entfernter - Antares bieten Orientierung. Gleich oberhalb des Lagunen-Nebels steht der kleinere Trifid-Nebel M 20, weiter nördlich sehen wir den Omega-Nebel M 17 und den Adler-Nebel M 16. Zwischen Trifid-Nebel und Omega-Nebel prunkt der farbenfreudige Schütze-Sternhaufen M 24. Vom Offenen Haufen M 25 sehen wir im Glas nur wenige Sterne. Interessant ist auch der helle Kugelsternhaufen M 22, direkt neben dem rötlichen (hier invertiert blauen) Stern 24 Sagittarii.


ALTAIR-WANDERUNG im Spätsommer/Herbst

Wanderung durch
              das Altair-Gebiet

Wir finden hier drei nette kleine Sternbilder, Fohlen/Equuleus, Delfin/Delphinus und Pfeil/Sagitta. Dazu die attraktive Konstellation Kleiderbügel/den - ungewissen - offenen Sternhaufen Cr 399 und den weniger gut sichtbaren Wildenten-Haufen M11/Wild Duck Cluster (benötigt ab 80mm Öffnung) beim Stern Lambda Aquilae (Aquila/Adler). An Kugelhaufen finden wir zwischen Enif (Pegasus) und Delta Equulei den hellen, dichten M 15 und bei Sadalsuud (Wassermann) den etwas dunkleren Haufen M 2. Vom Sternbild Pfeil kommen wir bequem zum aufgelockerten Kugelhaufen M 71 und zum Hantelnebel M 27 an einer Senkrechten zum Pfeilschaft.


HAUFEN-TOUR im Herbst

Karte zur
              Haufen-Tour
In luftige Höhen führt uns die im Herbst gut anzugehende Haufen-Tour, von den Hyaden (150 Lichtjahre/LJ entfernt) in Horizontnähe über die Plejaden (395 LJ) und den Alpha-Persei-Haufen (560 LJ) zum Doppelsternhaufen Ha-Chi-Persei (6.800/7.600 LJ). Die Hyaden/Regensterne gruppieren sich bei ihrem "Hirten" Aldebaran. Die Plejaden/M45, sieben Nymphen der griechischen Mythologie, sind das nie erreichbare Ziel Aldebarans (dessen Name "Der Verfolgende" bedeutet). Der Alpha-Persei-Haufen um den gelben Überriesen Mirfak/Alpha Persei besteht aus blauen Sternen, die ein Sternentstehungsgebiet markieren. Die Mitglieder des Doppelsternhaufens Ha-Chi-Persei zeigen vor allem weißblaue und orangene Farbtöne.

Unsere Tour wird flankiert von dem markanten Offenen Sternhaufen M 34 (Perseus-Haufen) und den beiden weniger ausgedehnten, mit bloßem Auge kaum zu sehenden Haufen in Auriga/Fuhrmann M 36 (Pinwheel Cluster) und M 38 (Starfish Cluster), die wir mit einem 80er Glas sehr schön als strukturierte Wattebäusche entdecken können. Interessant ist auch der schon sehr alte, spärlich bestückte Offene Sternhaufen NGC 752 im Norden.

Die Tour lässt sich auch im Winter machen, rückt dann aber in ihrem oberen Teil in die Zenit-Nähe und darüber hinaus. Das ist nicht gut für den Nacken. Stattdessen können wir dann östlich nach dem Beehive Cluster M 44 Ausschau halten (nicht auf der Karte). Wenn da nicht mal wieder Wolkenschwaden hängen.

Wer auch das Teleskop aufgebaut hat, kann in diesem Gebiet den Kaliforniennebel (der rötliche Pantoffel im Zentrum) sowie den Herz- und den Seelennebel (oben links) besuchen. Oder das zumindest versuchen ...


BEI ZWILLINGEN UND FUHRMANN im Spätherbst/Frühwinter

Zwillinge
              und Fuhrmann/Auriga

Zwillinge und Fuhrmann/Auriga markieren ein leicht überschaubares Gebiet für entspannte Streifzüge im Spätherbst/Frühwinter. Es gibt hier zahlreiche Galaktische Nebel, von denen der Flaming Star Nebula/Flammensternnebel/Flammender-Stern-Nebel im Norden, der Krebsnebel M1 im Westen und der Konusnebel/Weihnachtsbaumnebel NGC 2264 im Süden bei günstigen Umständen schon dem großen Fernglas zugänglich sind. Gleichfalls zahlreich sind die Offenen Sternhaufen, von denen M 35, M 36 (Pinwheel Cluster), M 37 und M 38 (Starfish Cluster) besonders ins Auge fallen. NGC 2392, der Eskimonebel, ein Planetarischer Nebel, liegt südlich des Sternbildes Zwillinge, bei Wasat. Genießen Sie es, bei Zwillingen und Fuhrmann einfach das Glas schweifen zu lassen und die Farben der Sterne zu studieren. Besonders westlich von M 36 und M 38 gibt es viel Farbigkeit zu entdecken, im Umkreis von AE Aurigae, dem Runaway Star, der den Flammensternnebel zum Leuchten bringt. Ein berühmter roter Überriese dieser Wanderung ist 119 Tauri, der "Ruby Star". Direkt daneben befindet sich der Offene Sternhaufen Collinder/CR 65 mit zahlreichen gelben, orangefarbenen, roten und blauen Sternen.


WANDERUNG IN UND UM ORION im Winter

Aufsuchkarte
              Orion-Wanderung

Orion am Rand des Milchstraßenbandes birgt einige lohnende Fernglas-Objekte und auch seine Nachbarschaft ist gut bestückt mit Zielen für eine ausgedehnte Wanderung am Himmel. Auffallend ist Orion zunächst durch seine beiden hellen Sterne Beteigeuze/Betelgeuse im Norden und Rigel im Süden. Dazwischen liegen die drei blauen Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintaka. Blau ist die dominierende Farbe in diesem Sternbild, siehe auch Bellatrix und Nair al Saif ("Helle des Schwertes" im Orion-Nebel), womit ein Sternentstehungsgebiet markiert wird. Allerdings besitzt Orion mit Beteigeuze auch einen der berühmtesten roten Überriesen (manchmal eher gelb). Beteigeuze und Rigel bilden zusammen mit Sirius das Winterdreieck (oft wird auch statt Rigel Procyon genommen). Orion zeigt uns in seinem Schwert den einzigen galaktischen Nebel, den wir im Winterhalbjahr mit dem bloßen Auge wahrnehmen können.

In der Nähe befinden sich der Weihnachtsbaum-Sternhaufen um den variablen Doppelstern 15 Monocerotis und der Rosetten-Nebel beim hellen Epsilon Monocerotis, für die wir ein starkes Fernglas benötigen. Einfacher zu sehen ist der Offene Haufen NGC 2244 um 12 Monocerotis mit seiner Barrenform, der zum Rosettennebel gehört. Der Schürhaken des Sternbildes Kleiner Hund/Canis minor mit Procyon sowie die Hyaden um den Stern Aldebaran im Sternbild Stier sind weitere lohnende Ziele hier. Die offenen Sternhaufen M 41, M 47 (in Puppis) und M 50 bei Sirius fordern etwas Sucharbeit. Bei dunklem Himmel sind allerdings M 41 und M 47 auch mit dem bloßen Auge schon zu sehen. Und bei sehr dunklem Himmel können wir neben M 47 noch den üppigen, aber lichtschwachen Haufen M 46 sehen (nicht auf der Karte). M 47 umfasst etwa 50 Sterne, ist 1.600 LJ entfernt und 80 Mio Jahre alt, M 46 umfasst mehrere hundert Sterne, ist 5.400 LJ von uns entfernt und 380 Mio Jahre alt.

Im Norden erwarten uns noch der Offene Sternhaufen M 35 und der Krebsnebel M 1, ein Galaktischer Nebel. Den unbedingt lohnenden Haufen M 35 findet wir im Ausgang von Alhena (Zwillinge) in einem Dreieck mit Propus und 1Gem. M 1 ist im großen Fernglas als heller Fleck auszumachen - bei günstigen Bedingungen. Wir finden seine Position durch die beiden blauen Sterne Zeta Tauri (sehr gut zu sehen) und o Tauri (schwach).